Die Krisengestärkte
Im Alter von 30 Jahren übernahm Helen Orgis eine Führungsrolle in der Marketingabteilung eines Unternehmens in der Tech-Branche. Nebenberuflich engagierte sie sich als Beraterin im Start-up-Ökosystem. Allerdings durchkreuzte eine nicht geplante Zwillingsschwangerschaft ihre Karrierepläne. Als ihre beiden Töchter auf die Welt kamen, hoffte sie zunächst, weitermachen zu können wie zuvor. Doch eine postnatale Depression zwang sie zum Innehalten. Gemeinsam mit ihrem Mann meisterte sie die Krise und richtete ihr Leben neu aus.
Über …
Im Winter 2019 erfüllte sich für Helen Orgis ein lang ersehnter Wunsch: Sie bekam von ihrem Arbeitgeber – einem international agierenden Technologie-Unternehmen – das Angebot, eine fachliche Führungsposition einzunehmen. Ihr Plan, mit 30 Jahren „Head of Content Strategy & Digital Growth“ zu werden, ging auf. Sie beschäftigte sich mit digitalen Wachstums- und Marketingstrategien und wollte zeigen, dass auch im Industriekontext kundenorientiertes Storytelling funktionieren kann. Doch ihre Karriereambitionen wurden ausgebremst. Anfang 2020 – zu Beginn der Pandemie – erfuhr sie von ihrer Schwangerschaft. Nach der Geburt ihrer Zwillinge nahm sie zwar schnell nebenberuflich wieder Projekte an, stellte allerdings fest, dass sie seelisch aus dem Gleichgewicht war. Ursache dafür: eine postnatale Depression. Helen Orgis setzte alle Hebel in Bewegung, um wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Gemeinsam mit ihrem Mann und einem neu gewonnenen Netzwerk an Unterstützern und Unterstützerinnen gelang es ihr, sich ein neues und glückliches Leben mit Kindern und Beruf aufzubauen. Was ihre Karriere angeht, haben sich ihre Prioritäten verschoben.


Neue Modelle braucht's: Helen Orgis im Gespräch mit Daniela Arnu (Bayerischer Rundfunk).
Bildergalerie: Helen Orgis
Helen Orgis: Meine Botschaft …
Grow your village – bau dir dein Dorf. Du musst die Verantwortung nicht allein tragen und die Aufgaben nicht allein meistern. Niemand sollte das. It takes a village to raise a child – es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Dabei ist das Dorf nicht nur für das Kind da. Kinder brauchen nicht viel. Das Dorf sollte auch für dich als Mutter oder Vater da sein. So müssen wir dieses Sprichwort interpretieren und verinnerlichen.
Ich würde jeder Familie und allen werdenden Eltern empfehlen: Fordert Hilfe in allen Lebensbereichen ein! Und denkt nicht nur an Kinderbetreuung. Denkt an Haushalt, denkt an Finanzen – denkt an alles, was euch als Familie belasten und entlasten könnte. Und auch hier: Man muss sich die Hilfe als Eltern nicht erst verdienen. Sie steht uns zu!
Ich sehe meine Rolle als Mutter darin, dass ich zwei wundervollen Menschen zeigen kann, was sie in der Welt erreichen können. Ich bin ihr direktes Vorbild. Dabei gilt es, in erster Linie für mich selbst und meine Bedürfnisse sorgen, denn nur so ist es mir möglich, bestmöglich für meine Familie einzustehen. Meine Aufgabe als Mutter und Frau besteht nicht darin, der Gesellschaft oder meinem Arbeitgeber zu gefallen. Meine Aufgabe ist es nur, mir und meiner Familie ein gutes Leben zu bereiten. Alles andere ist dabei zweitrangig.