Helene von Forster: Die Verbindliche

Sie gehörte zu den ersten Frauenrechtlerinnen Bayerns. Doch Helene von Forster ging nicht mit der Gesellschaft auf Konfrontationskurs. Stattdessen arbeitete sie daran, die Frauenbewegung und ihre Anliegen fest in der bürgerlichen Mitte zu verankern.

Stadtansicht Nürnberg
iStock/olrat
Illustration Porträt von Helene Forster

Steckbrief

Name
Helene von Forster
Geboren
1859 in Nürnberg
Gestorben
1923 in Nürnberg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1882:Heirat mit dem Nürnberger Augenarzt Sigmund von Forster
1893:Gründung der Nürnberger Sektion des Vereins Frauenwohl mit Bertha Kipfmüller
1908:Eintritt in die Fortschrittliche Volkspartei, die später in der Deutschen Demokratischen Partei aufging
Zeitalter
Frauenbewegung
Wirkungsfeld
Bildung und Erziehung, Politik und Medien
Frauenort
Nürnberg Kartenvorschau Nürnberg

Frauenbewegung und Bürgertum

Wer heute auf die Frauenbewegung des späten 19. Jahrhunderts schaut, dem fallen vor allem Rebellinnen auf. Doch auch „gemäßigte“, durch und durch bürgerliche Frauen haben in diesem Rahmen vieles bewirkt. Das zeigt das Beispiel der Nürnbergerin Helene von Forster. 1882 heiratete die Tochter eines Drahtfabrikanten einen Augenarzt. Dieser förderte ihre schriftstellerischen Interessen. Er band sie aber auch – höchst ungewöhnlich für diese Zeit – in die Arbeit in seiner privaten Augenklinik mit ein. 

Ihr Mann unterstützte Helene von Forster auch, als sie anfing, sich in der Frauenbewegung zu engagieren. Aber anders als viele ihrer Mitstreiterinnen sah sie den Einsatz für mehr Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten nie als Kampfansage an die Ehe. Vielmehr wollte sie die Frauenbewegung im Bürgertum verankern. 1893 gründete sie deshalb die erste bürgerliche Frauenvereinigung Bayerns, den Nürnberger Verein „Frauenwohl“. 

„Ihre gewinnende, tatkräftige Persönlichkeit war die beste Gewähr für das Aufblühen des Vereins.“

Die Frauenrechtlerin Bertha Kipfmüller über Helene von Forsters Arbeit im Verein Frauenwohl

Aus der Mitte der Gesellschaft 

Der Verein verschrieb sich vor allem Aufgaben im sozialen und im Bildungsbereich: Er veranstaltete Näh- und Handarbeitskurse, damit Arbeiterinnen ihre eigene Kleidung anfertigen und so Geld sparen konnten. Sprachkurse und eine kunsthandwerkliche Werkstatt sollten Frauen mehr Möglichkeiten zu einer Erwerbstätigkeit eröffnen. Ein Wöchnerinnenheim bot unverheirateten Müttern Zuflucht. 

Bei allem Einsatz für Frauenanliegen verlor Helene von Forster nie aus den Augen, wie viel durch ein gesellschaftliches Miteinander erreicht werden kann. Mit Wohltätigkeitsfesten sammelte sie Geld für die sozialen Projekte des Frauenwohl-Vereins. Im Ersten Weltkrieg stellte sie ihr Organisationstalent in den Dienst eines Rot-Kreuz-Lazaretts.

Mit Einführung des Frauenwahlrechts kandidierte Helene von Forster für den Stadtrat. Bis zu ihrem überraschenden Tod 1923 widmete sie sich dort noch intensiver ihren „alten“ Themen – der Mädchenbildung und der Wohlfahrtspflege. 
 

„Der Förderin edlen Frauenstrebens, der Kämpferin für Frauenrecht Helene v. Forster zu stetem Gedenken.“

Text einer Gedenktafel, die nach Helene von Forsters Tod an ihrem Wohnhaus angebracht wurde. Die Tafel wurde im 2. Weltkrieg zerstört

Quellen- und Literaturhinweise

Hirschmann, Gerhard: Helene von Forster. In: Meidinger-Geise, Inge (Hrsg.): Frauengestalten in Franken. Würzburg, 1985, S. 178-181

Teibler, Claudia: Helene von Forster, 1859-1923. In: Dies.: Die bayerischen Suffragetten. München, 2022, S. 24f.