Frauen in der Politik
In den bayerischen Wahllokalen geben Frauen laut Wahlstatistik öfter ihre Stimme ab als Männer – 74,9 Prozent stehen 74,2 Prozent gegenüber. Dennoch sind Frauen in politischen Gremien nach wie vor unterrepräsentiert. Dabei ist es entscheidend, dass in den Parlamenten die Kompetenzen, Lebenserfahrungen und Perspektiven von Frauen zu politischen Themen einfließen. Neben den Parteien sind auch die Frauen selbst gefordert, sich aktiv einzubringen und ihre Stimme zu erheben – sei es auf Kommunal-, Landes- oder Bundesebene.
Inhaltsverzeichnis
Zahlen, Daten und Fakten
Die Beteiligung von Frauen in der Politik hat im Vergleich zu früher deutlich zugenommen und wird voraussichtlich weiterhin steigen. Trotz aller Fortschritte besteht jedoch nach wie vor Aufholbedarf bei der Anzahl der Mandatsträgerinnen.
1.210 Frauen fungieren seit den bayerischen Kommunalwahlen 2020 im Freistaat als Kreisrätinnen – bei insgesamt 4.370 Kreisräten ergibt das einen Frauenanteil von 27,7 Prozent (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik). Bei den Stadträten in kreisfreien Städten sind es 33,7 Prozent – nämlich 395 Frauen bei einer Gesamtzahl von 1.172 Mandatsträgerinnen und -trägern. 31.780 Gemeinderatsmitglieder gehen ihrem Amt nach – 7056 davon sind Frauen.
In sieben der 71 Landkreise sind Frauen an der Spitze. In drei der 25 kreisfreien Städte steht eine Oberbürgermeisterin an der Spitze. 106 Frauen sind berufsmäßig und 97 ehrenamtlich erste Bürgermeisterin in den 2029 kreisangehörigen Gemeinden.
Auf einen Blick: Frauenanteil in Land, Bund und EU
Bayerischer Landtag: 25,12 Prozent
Deutscher Bundestag: 32,4 Prozent
EU-Parlament: 38,5 Prozent
Der Frauenanteil im Bayerischen Landtag beträgt 25,12 Prozent. Das sind 51 der 203 Sitze und damit aktuell vier Sitze weniger als in der Wahlperiode zuvor (2018) (Quelle: Volkshandbuch, Bayerischer Landtag). Im Deutschen Bundestag beträgt die Frauenquote derzeit 32,4 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von 2,3 Prozentpunkten im Vergleich zum August 2021 (Quelle: Statistisches Bundesamt). In der jetzigen Legislaturperiode beträgt der Frauenanteil im EU-Parlament 38,5 Prozent (Quelle: Europäisches Parlament). Seit der ersten Europawahl im Jahr 1979 hat sich der Frauenanteil im Parlament mehr als verdoppelt. Bei der Wahl 2024 ging er erstmals wieder zurück – und zwar um 2,1 Prozentpunkte.
Allerdings trägt Deutschland leider nur begrenzt zur Frauenpower bei. Die Bundesrepublik stellt zwar mit 96 Abgeordneten den größten nationalen Anteil am EU-Parlament. Mit einem Frauenanteil von 36,5 Prozent landet sie im Ranking aber nur auf Platz 14 von 26. Ganz vorn liegen Schweden (62 Prozent Frauenanteil) und Finnland (60 Prozent Frauenanteil) (Quelle: Europäische Union). Und dennoch: Mit Ursula von der Leyen steht erstmals eine Frau als Präsidentin an der Spitze der Europäischen Kommission.

Demokratie braucht Vielfalt – in allen Gremien
Eine Demokratie profitiert erheblich davon, wenn sich Frauen und Männer gleichermaßen politisch beteiligen und Führungsverantwortung übernehmen. Eine Möglichkeit ist die Direktkandidatur. Derzeit fällt die Wahlentscheidung jedoch häufig zugunsten von Männern aus. Um den Anteil von Frauen in den Parlamenten zu erhöhen, ist es entscheidend, die Parteien und potenzielle Kandidatinnen zu sensibilisieren. Wenn sich Frauen in der Politik engagieren, erhält die Gesellschaft neue Perspektiven. Die Entscheidung fällt nicht erst an der Wahlurne, die Weichen werden früher gestellt – indem Parteien Frauen aktivieren, einbinden und aufstellen. Aber gleichzeitig sollten Frauen die Gelegenheiten zur politischen Mitgestaltung ergreifen, wenn sich diese bieten.