Erwerbsarbeit: Neue Perspektiven
Das Leben hält viele Chancen bereit, insbesondere im Berufsleben. Aktuell ergreifen 75,2 Prozent der Frauen im Alter von 20 bis 64 Jahren diese Möglichkeiten und sind erwerbstätig (Quelle: Statistisches Bundesamt). Das ist ein wichtiger Baustein, um den eigenen Lebensunterhalt zu sichern und für die Zukunft vorzusorgen. Wir möchten Sie dabei unterstützen, Ihre Potenziale noch besser zu entfalten und neue Perspektiven zu entwickeln. An dieser Stelle haben wir wichtige Informationen für Sie zusammengestellt.
Teilzeit, Lohnlücke und Altersarmut in Zahlen
Rund 31 Prozent der Angestellten in Deutschland arbeiteten 2023 in Teilzeit. Während dabei jede zweite Frau (50 Prozent) einer Teilzeitbeschäftigung nachging, sind es bei den Männern nur 13 Prozent – und damit deutlich weniger. Seit dem Jahr 2013 hat die Teilzeitbeschäftigung bei Frauen leicht zugenommen. Damals arbeiteten noch 48 Prozent in Teilzeit (bei den Männern waren es 10 Prozent). (Quelle: Statistisches Bundesamt)
In der Regel verdienen Teilzeitbeschäftigte entsprechend ihrer Arbeitszeit weniger als Kolleginnen und Kollegen in Vollzeit. Des Weiteren haben Frauen im Jahr 2024 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 16 Prozent weniger verdient als Männer. Demnach erhalten Frauen mit durchschnittlich 22,24 Euro einen um 4,10 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (26,34 Euro) (Quelle: Destatis). Jede fünfte Frau ab 65 Jahren ist aktuell armutsgefährdet. Frauen, die 65 Jahre und älter waren, bezogen in Deutschland 2023 Alterseinkünfte von durchschnittlich 18.663 Euro brutto im Jahr. Im Vergleich dazu: Bei Männern der gleichen Altersgruppe waren es 25.599 Euro brutto. (Quelle: Statistisches Bundesamt)
Kurz erklärt: Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap bezeichnet die geschlechtsspezifische Lohnlücke im durchschnittlichen Einkommen von Frauen und Männern. Hierbei wird zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender Pay Gap unterschieden. Die Lohnlücke wird häufig als Prozentzahl ausgedrückt und zeigt, wie viel weniger Frauen im Vergleich zu Männern verdienen, oft auf Basis von Stundenlöhnen oder Jahresgehältern.
Schlechter bezahlte Branchen
Die Gründe, warum Frauen weniger Einkommen als Männer erhalten, sind vielfältig. Neben der Arbeit in Teilzeit (z. B. um unbezahlte Sorge- bzw. Care-Arbeit zu leisten wie etwa Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen) arbeiten sie oftmals in anderen Branchen als Männer. Sie wählen oft Berufe, die schlechter bezahlt sind und weniger Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Dazu kommt das Phänomen, dass die Gehälter sinken können, wenn mehr Frauen als Männer in einem Berufsfeld tätig sind.
Zudem erleben Frauen häufiger Diskriminierung und Ungleichheiten im Arbeitsumfeld, was eventuell ihre Karrierechancen beeinträchtigt. Dies kann dazu führen, dass sie in weniger anspruchsvollen Positionen arbeiten oder sich für weniger Arbeitsstunden entscheiden. Mittlerweile arbeiten bereits viele Firmen daran, ihre Organisation geschlechtergerecht aufzustellen und hier auf Diversität zu setzen. In Unternehmen wird das häufig als Schlüssel zu besserem Teamwork, höherer Mitarbeiterzufriedenheit und einer verbesserten Leistung betrachtet. Alle Menschen – unabhängig von ihrem individuellen Lebensentwurf – sollen die gleichen Chancen und Rechte haben.
Kurz erklärt: Was ist Diversität?
Diversität (englisch diversity) oder Vielfalt bezieht sich auf die Unterschiede und Variationen innerhalb einer Gruppe von Menschen. Diese Unterschiede können verschiedene Aspekte wie Geschlecht, Alter, Herkunft und Bildung betreffen.
Frauen ab 55 Jahren streben in Richtung Vollerwerb
Im Jahr 2023 waren 46,9 Prozent aller Erwerbstätigen Frauen. Je nach Altersklasse unterscheidet sich jedoch der Anteil der Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten. Frauen ab 55 Jahren streben am stärksten in Richtung Vollerwerb: Ihr Anteil stieg auf 48,0 Prozent, im Vergleich zu nur 39,8 Prozent im Jahr 2003.
Bei jüngeren Frauen sind die Veränderungen weniger ausgeprägt. Frauen der jüngeren Jahrgänge sind seit Langem häufiger berufstätig als Frauen der älteren Jahrgänge. Bei den Frauen unter 25 Jahren ist der Anteil der Erwerbstätigen im Vergleich zu 2003 leicht gesunken. Dies könnte darauf hindeuten, dass heutzutage mehr junge Frauen studieren und somit später in den Arbeitsmarkt eintreten (Quelle: Statistisches Bundesamt).
Es ist entscheidend, dass Frauen aktiv am Arbeitsleben teilnehmen und ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten können. Dafür braucht es den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für Mädchen und Frauen. Darüber hinaus sind gesetzliche Rahmenbedingungen, die Gleichheit am Arbeitsplatz unterstützen und Diskriminierung wirksam verhindern, unverzichtbar. Unternehmen spielen hierbei eine wichtige Rolle, indem sie familienfreundliche Strukturen etablieren, Mentoring-Programme anbieten und gezielt Frauen in Führungspositionen befördern, um deren Erfolg im Berufsleben zu gewährleisten. Gerade für jüngere Menschen sind diese Angebote oft entscheidend für die Wahl des Arbeitgebers.
Linktipps
Wissenswertes rund um die Gleichstellung
Von Gleichstellung bis Gender Pay Gap, von Rollenbildern bis Männerpolitik: Auf der Infoseite Gleichstellung in Bayern des Bayerischen Familienministeriums finden Sie Infos und Links, unter anderem zu Orientierungs- und Fortbildungsangeboten.
Von Frauen für Frauen
Der Bayerische Landesfrauenrat, ein Zusammenschluss von 48 Frauenverbänden und Frauengruppen gemischter Landesverbände, setzt sich dafür ein, dass sich die Situation der Frauen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft verbessert.
Toleranz und Miteinander
„Miteinander stärken. Diskriminierung überwinden“ – so lautet das Motto des Bayerischen Aktionsplans QUEER. Darin sind verschiedene Leitgedanken, Ziele und Maßnahmen vereint, um Toleranz und ein echtes Miteinander zu leben.
Netzwerken: Das ist auch Frauensache
Netzwerke können dazu beitragen, sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Obwohl viele Frauen zögern, sich auf Networking (englisch für Vernetzung) einzulassen, kann es eine äußerst bereichernde Erfahrung sein. Neben den beruflichen Möglichkeiten ist Netzwerken auch aus anderen Gründen wichtig:
- Mentorinnen und Mentoren können helfen, Karrierewege zu erschließen. Sie beraten und inspirieren.
- In Netzwerken können Frauen Ressourcen, Informationen und Erfahrungen austauschen.
- Netzwerke schaffen ein Gefühl der Gemeinschaft und Solidarität unter Frauen.
- Ein starkes Netzwerk kann helfen, die Sichtbarkeit von Frauen in verschiedenen Branchen zu erhöhen.
- Der Austausch mit Gleichgesinnten kann das Selbstvertrauen stärken und neue Perspektiven eröffnen.
Neben einer guten strukturellen Grundlage durch ein unterstützendes Netzwerk, flexible Arbeitszeiten und gut ausgebaute Kinderbetreuungsmöglichkeiten ist berufliche Weiterbildung ein zentraler Faktor für den beruflichen Erfolg von Frauen. Die Arbeitswelt wandelt sich stetig und die Anforderungen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verändern sich. Ob als Wiedereinsteigerin, Berufswechslerin oder im selben Job: Durch Weiterqualifizierung erhöhen sich die Karrierechancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt und die beruflichen Perspektiven verbessern sich nachhaltig. Bayerns zentrales Weiterbildungsportal Komm weiter in B@yern gibt einen Überblick über die vielfältigen Qualifizierungsmöglichkeiten mit passenden Weiterbildungsangeboten, Informationen zu Fördermöglichkeiten und individuelle Beratung. Digitale Fortbildungsangebote sorgen für mehr Flexibilität und ermöglichen berufliches Weiterkommen ganz nach dem eigenen Zeitplan.
Beratung und Unterstützung für Frauen
In Bayern stehen zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Verfügung, damit Frauen durch attraktive Arbeitsbedingungen im Berufsleben gefördert und gefordert werden.
So bieten sich bessere Chancen für Frauen am Arbeitsmarkt
In den Projekten zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen für Frauen werden die Qualifikationen an die sich wandelnden Anforderungen der Arbeitswelt angepasst. Hierbei liegt ein Augenmerk darauf, den beruflichen Aufstieg zu fördern und neue Tätigkeitsfelder zu erschließen. Zu den zentralen Bausteinen der Projekte gehören unter anderem Entwicklungsassessments, Qualifizierungsmodule und Praktika.
An folgenden Projekten zur Verbesserung der Chancen von Frauen am Arbeitsmarkt können Sie aktuell teilnehmen:
- Oberbayern
Mehr Bildung - mehr Chancen
Zur Website - Oberpfalz
READI – Neustart für Frauen
Zur Website - Mittelfranken
STARK - berufliche Neu- und Umorientierung für Prostituierte
Kassandra e. V., Nürnberg
Zur Website - Unterfranken:
Meine Chance 2.0 - (Teilzeit-) Berufsausbildung mit der SkF
Sozialdienst katholischer Frauen e. V., Schweinfurt
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Netzwerken – das geht ganz einfach
Frauen* netzwerken lautet der Titel eines Modellprojekts, das vom Münchner Frauenforum (mff) initiiert wurde und vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert wird. Egal, ob Netzwerkabend, Erfahrungsaustausch oder Vorträge – hier bekommen Frauen die Chance, sich auszutauschen.
Infos:
mff – münchner frauen forum
Tel. 089-89 29 39 68
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