Ida Schumacher: Die „Ratsch-Kathl“

Schon als Mädchen hatte Ida Schumacher nur ein Ziel: die Volkstheater-Bühne. Sie ließ sich zur Sängerin ausbilden, verlor aber mit Mitte 30 ihre Stimme. Also wechselte sie ins Schauspielfach und konnte mit ihrer heiseren Stimme sogar den Rundfunk erobern.

Stadtansicht von Arnstorf
iStock/Heinz-Juergen Sommer
Illustration Porträt von Ida Schumacher

Steckbrief

Name
Ida Schumacher
Geboren
1894 in Arnstorf
Gestorben
1956 in Gauting
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1907–1930:Gesangsausbildung, Sängerin in Theatern und Kabaretts
1930–1948:Mitglied des Tegernseer Bauerntheaters
1950–1956:Auftritte beim Bayerischen Rundfunk, vor allem als Ratschkathl
Zeitalter
Wirtschaftswunderjahre
Wirkungsfeld
Frauenort
Arnstorf

Auf die Bühnen der Volkstheater

Über die Anfänge der Volkssängerin und Volksschauspielerin Ida Schumacher ist wenig bekannt. Vermutlich hatte sie als Kind eine auffallend schöne Stimme. Denn sie wurde bereits mit 13 Jahren für den Chor eines Münchner Theaters entdeckt. Später absolvierte sie eine klassische Gesangsausbildung. Eine Opernkarriere aber hatte die Sopranistin wohl nie im Sinn. Vielmehr zog es sie ans Kabarett und auf die Volkssängerbühnen.

Diese waren vor allem im ausgehenden 19. Jahrhundert entstanden. Damals war München, vor allem durch den Zuzug einfacher Menschen vom Land, in nur 50 Jahren von 100.000 auf 600.000 Einwohner gewachsen. Die meisten Zugezogenen arbeiteten hart und wollten sich in ihrer knappen Freizeit gut amüsieren. Zahllose Theater eröffneten, in denen Komiker und Sänger witzige, Begebenheiten aus dem Alltag kleiner Leute präsentierten. Die Stars dieser Theater waren allerdings vor allem Männer. Frauen traten eher als Stichwortgeberinnen auf oder füllten die Lücken zwischen großen Auftritten.

Von der Sängerin zur Schauspielerin 

Ida Schumacher bildete da zunächst keine Ausnahme. 1917 heiratete sie einen Volkssängerkollegen und bekam vier Kinder. Ihre Karriere hängte sie trotzdem nicht an den Nagel. In den 1920er Jahren gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Volkssängergesellschaft. 1930 dann der Schock: Nach einer schweren Erkältung erlitt sie eine Stimmbandlähmung. Von da an konnte sie nicht mehr singen. Doch ans Aufgeben dachte Ida Schumacher nicht. Sie wechselte ins Schauspielfach, wurde Mitglied des berühmten Tegernseer Bauerntheaters und schaffte es, den heiseren Klang ihrer Stimme zu ihrem Markenzeichen zu machen. 

Anfang der 1950er Jahre wurde sie für den Bayerischen Rundfunk entdeckt. Nun hatte sie die Möglichkeit, ihr komisches und kabarettistisches Talent auch in Solonummern unter Beweis zu stellen. Vor allem mit einer zeitgemäßen Version der traditionellen Figur der „Ratsch-Kathl“ wurde sie berühmt. Als solche zeigt sie auch der Brunnen, der ihr auf dem Münchner Viktualienmarkt gewidmet ist.
 

Quellen- und Literaturhinweise

Koll, Andreas: Volkskünstlerinnen. München, 2008

Küppers, Hans Georg: Volkskünstlerinnen. In: Fromm, Waldemar, Göbel, Wolfgang (Hrsg.): Freunde der Monacensia e.V. – Jahrbuch 2009. München, 2009 

Müller, Cornelie: Ida Schumacher, Eintrag auf der Website "Volkssängerei", abgerufen am 8.1.2025