Rosine Speicher: Die Energische
Rosine Speicher kam aus der Politik, als sie begann, sich für Hausfrauen stark zu machen. In den 1920er Jahren sorgte sie dafür, dass deren unermessliche Leistung mehr Aufmerksamkeit bekam. Und 1945 gründete sie eine Frauenzeitschrift, in der sie Haushaltstipps mit politischen Themen verband.


Steckbrief
- Name
- Rosine Speicher
- Geboren
- 1884 in Wolframs-Eschenbach
- Gestorben
- 1967 in Erlangen
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1919–1921: Politisches Engagement, Stadträtin in Ludwigshafen 1945–1957: Herausgeberin der Zeitschrift „Frauenwelt“ 1945–1962: Vorsitzende des Nürnberger Hausfrauenbundes - Zeitalter
- NS-Zeit
- Wirkungsfeld
- Politik und Medien
- Frauenort
-
Nürnberg
Rückenstärkung für die Hausfrauen
„Hausfrauenbund“: Was für unsere heutige Wahrnehmung eher sittsam klingt, bedeutete zu der Zeit, als sich Rosine Speicher dort engagierte, einen ungeheuren Aufbruch. In den 1920er Jahren wollte die Vereinigung das Ansehen all jener Frauen heben, die sich tagtäglich um das Wohl ihrer Familien kümmerten. Sie wollte ihnen ihre große Leistung bewusstmachen, sie mit Vorträgen unterstützen und auch den Preisanstieg bei den Lebensmitteln bekämpfen.
Mittendrin in dieser Bewegung war Rosine Speicher. Mit 40 war die energische Frau, über deren privates Leben wenig bekannt ist, nach Nürnberg gezogen. Dort gründete sie nicht nur die „Nürnberger Hausfrauenzeitung“, sondern übernahm bald auch den Vorsitz des dortigen Hausfrauenbunds. In vielen Artikeln stärkte sie den unzähligen fränkischen Hausfrauen den Rücken, bezog klare politische Positionen und setzte sich für Frauenrechte ein. Auch im übergeordneten Deutschen Hausfrauenbund war Rosine Speicher aktiv.
„Wir wollen der Hausfrau, die (…) als Erzieherin der Kinder und Gattin des Mannes einen so großen Einfluss auf die ganze wirtschaftliche und seelische Kultur (…) ausübt, den Einfluss geben und verschaffen, der ihr zukommt.“
Rosine Speicher in der „Nürnberger Hausfrauenzeitung“, 1928
Haushaltstipps und kritische politische Themen
Als die Nationalsozialisten 1934 alle Hausfrauenverbände der „Reichsgemeinschaft Deutscher Hausfrauen“ angliedern wollten, zogen sich viele Frauen zurück, die sich dort zuvor eingebracht hatten. Das tat vermutlich auch Rosine Speicher. Sieben Mal wurde sie während der NS-Zeit wegen kritischer Äußerungen verhaftet.
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs aber stand sie wieder in den Startlöchern. Noch im Jahr 1945 bemühte sie sich bei der amerikanischen Besatzung um die Erlaubnis, eine Frauenzeitschrift zu gründen: die „Frauenwelt“. Rosine Speicher machte sie zu einem überaus ehrgeizigen Magazin. Es enthielt nicht nur Rezepte, Modeseiten und Haushaltstipps, sondern informierte auch über eine Fülle politischer Themen. Frauenrechte spielten dabei ebenso eine Rolle wie die Verbrechen des NS-Regimes.
1957 musste die „Frauenwelt“ ihr Erscheinen einstellen. Denn längst hatten seichtere Titel den Markt für Frauenzeitschriften erobert. Doch der Mut von Rosine Speicher, immer wieder heiße Eisen anzufassen, beeindruckt bis heute.
„Unsere stark auf das Diesseitige abzielende Kultur verrät ihre seelische Armut und ihr Bedürfnis nach Anlehnung an Schönes deutlich an der Vergötterung der Jugend.“
Rosine Speicher, 1930
Quellen- und Literaturhinweise
Patzke, Hellmut: Rosine Speicher. In: Meidinger-Geise, Inge (Hrsg.): Frauengestalten in Franken. Würzburg, 1985, S. 214–218
Schmitz, Petra: Druck auf alte Leitbilder – Frauenzeitschriften 1945 – 1949. In: Adolf-Grimme-Institut des Deutschen Volkshochschul-Verbands (Hrsg.): Unsere Medien – Unsere Rebublik. Heft 1 / 1989, S. 26/27