Karolina Gerhardinger: Die Unerschütterliche

Mit zwölf Jahren wurde sie Lehrerin, mit 19 entwickelte sie erste pädagogische Konzepte, mit 36 gründete sie den Orden der Armen Schulschwestern. Die Ideen von Karolina Gerhardinger beeinflussten die Bildung auch jenseits von Klostermauern und sind bis heute weltweit gegenwärtig.

Stadtansicht von Neunburg vorm Wald.
Manntau-GbR
Illustration Porträt Karolina Gerhardinger

Steckbrief

Name
Karolina Gerhardinger
Geboren
1797 in Stadtamhof
Gestorben
1879 in München
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1809:Eintritt in den Schuldienst
1833–1835:Gründung der Armen Schulschwestern in Neunburg vorm Wald
1847–1848:Amerikareise mit Vorbereitung von sieben Schulgründungen
Zeitalter
1815 - 1848 (Vormärz)
Wirkungsfeld
Bildung und Erziehung, Glaube und Religion
Frauenort
Neunburg vorm Wald Kartengrafik mit markiertem Ort Neunburg vorm Wald

Mit zwölf Jahren in den Schuldienst

Lehrerin? Da hatte sich die zwölfjährige Karolina Gerhardinger einen aufregenderen Beruf vorgestellt. Doch 1809, als das Mädchen aus Stadtamhof mit der Schule fertig wurde, herrschte Mangel an Unterrichtenden. Der Grund dafür lag in der Säkularisation: Ab 1802 wurde in Bayern kirchlicher Besitz vom Staat eingezogen. Auch Klöster wurden enteignet und die zugehörigen Bildungseinrichtungen geschlossen. Deshalb fehlten überall Lehrer. 

Die kleine Karolina Gerhardinger gab schließlich dem Drängen ihres Religionslehrers nach, der ihr vorgeschlagen hatte, eine Schullaufbahn einzuschlagen. Wenige Wochen später unterrichtete sie schon selbst 20 Mädchen. Eine geregelte Ausbildung gab es für Lehrerinnen nicht. 

Bald wurde Karolina Gerhardinger der neue Beruf zur Berufung. Bereits mit 19 entwickelte sie erste pädagogische Konzepte. 
 

„Unsere Aufgabe aber ist es, nach dem Beispiele Jesu uns vorzugsweise der Armen Kinder anzunehmen, den Waisen und Verwahrlosten Mutter zu sein.“

Karolina Gerhardinger in ihrer Zeit als Lehrerin in Stadtamhof

Von Neunburg in die Welt 

Besonders wichtig war es Karolina Gerhardinger, junge Frauen aus einfachen Verhältnissen dazu zu befähigen, sich selbst zu ernähren. Auch die Lehrerinnenausbildung wollte sie auf solide Fundamente stellen. 

Da inzwischen auch Klostergründungen wieder möglich waren, rief sie ab 1834 den Orden der „Armen Schulschwestern“ ins Leben. Dem Konvent in Neunburg vorm Wald war auch eine Schule und ein Lehrerinnenseminar angegliedert. Als Schwester Maria Theresia wurde Karolina Gerhardinger dessen Oberin. Schon neun Jahre später waren die neuen Gebäude viel zu klein. Die Schulschwestern zogen ins Münchner Angerkloster um.

Der neuartige Lehrplan für Mädchen, der auch hauswirtschaftliche und kaufmännische Fächer umfasste, schlug nicht nur in Bayern Wellen. 1847 reiste Maria Theresia sogar durch die USA, um dort Niederlassungen ihres Ordens aufzubauen. Ihr Werk ist bis heute weltweit präsent: Mehr als 3.000 Arme Schulschwestern sind auf allen fünf Kontinenten im Einsatz.   

„Diese Frau weiß, was sie will, und was sie will, ist groß gedacht.“

Bayerns König Ludwig I. über Karolina Gerhardinger, nachdem sie 1834 bei ihm vorgesprochen hatte.

Quellen- und Literaturhinweise

Grünewald, Monika: Maria Theresia Gerhardinger, Pädagogin des 19. Jahrhunderts. München, 2011

Schmidt-Thomé, Adelheid: Karolina Gerhardinger. In: dies.: Ich war die Erste. München, 2022, S. 28 f.