Erwerbsleben: die Lohnlücke schließen
Frauen verdienen durchschnittlich noch immer weniger als Männer: In Bayern 18 Prozent. Selbst bei gleicher Qualifikation und in vergleichbaren Positionen liegt dieser sogenannte Gender Pay Gap (auf Deutsch: geschlechtsspezifische Lohnlücke) noch bei 7 Prozent. Warum diese Differenz besteht und welche Maßnahmen nötig sind, um diese Ungleichheit zu reduzieren, erfahren Sie hier.
Frauen verdienen noch immer weniger
In ganz Europa erhalten Frauen im Durchschnitt deutlich weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Der Gender Pay Gap beträgt in Europa 12 Prozent (2023, Quelle: Destatis). In Deutschland liegt diese Lücke bei 16 Prozent (2024, Quelle: Statistisches Bundesamt), während sie in Bayern 18 Prozent (2024, Quelle: Statistik Bayern) beträgt. Konkret bedeutet dies, dass Männer deutschlandweit durchschnittlich 26,34 Euro (bzw. in Bayern 27,88 Euro) brutto pro Stunde verdienen, während Frauen nur 22,24 Euro (bzw. in Bayern 22,94 Euro) erhalten. Daraus ergibt sich eine deutschlandweite geschlechtsspezifische Lohnlücke von 4,10 Euro (bzw. in Bayern 4,94 Euro) brutto (2024, Quelle: Destatis).
Wie unterscheiden sich die bereinigte und die unbereinigte Lohnlücke?
Beim Gender Pay Gap unterscheidet man zwischen bereinigter und unbereinigter Lohnlücke. Zur Berechnung der bereinigten Lohnlücke werden von den durchschnittlichen Stundenverdiensten von Frauen und Männern strukturelle Faktoren abgezogen, etwa die Unterschiede bei Berufen, Beschäftigungsumfang, Bildungsstand und die Tatsache, dass Frauen seltener Führungspositionen innehaben als Männer. Bei der unbereinigten Lohnlücke dagegen kommen die durchschnittlichen Stundenverdienste beider Geschlechter zum Tragen – ohne jegliche Anpassung. Hier spielt es demnach keine Rolle, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Berufen und häufiger in Teilzeit arbeiten oder seltener Führungskraft sind als Männer. Bei allen oben genannten Zahlen handelt es sich jeweils um den unbereinigten Gender Pay Gap.
Auch bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit noch 7 Prozent weniger
Die bereinigte Lohnlücke beträgt in Deutschland 6 Prozent und in Bayern 7 Prozent (2024, Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik).
Was sind Ursachen für den Gender Pay Gap?
Warum verdienen auch Frauen mit gleicher Ausbildung und vergleichbarer Erwerbsbiografie weniger als Männer auf gleichen Positionen? Die Faktoren für den Gender Pay Gap sind nicht eindeutig zu bestimmen, aber mögliche Ursachen können strukturelle Probleme, eine geschlechtsspezifische Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt sowie eine fehlende Sichtbarkeit von Frauen sein. Außerdem spielen folgende Punkte eine Rolle:
- Berufswahl: Frauen sind häufiger in Branchen und Berufen tätig, die tendenziell schlechtere Vergütungen bieten.
- Familienzeiten: Frauen unterbrechen häufiger aus familiären Gründen ihre berufliche Tätigkeit, etwa zur Kindererziehung oder zur Pflege von Angehörigen. Dies führt oft dazu, dass sie weniger Erwerbsjahre aufweisen.
- Teilzeit: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und in Minijobs als Männer.
- Gläserne Decke: Frauen erreichen seltener eine Führungsposition – stattdessen stoßen sie an die sogenannte gläserne Decke. Sie beschreibt die unsichtbaren Barrieren und Hindernisse, die Frauen das Einnehmen von höheren Positionen und Führungsrollen in Unternehmen und Organisationen erschweren.
Lohnverhandlungen, ob kollektiv (also innerhalb einer Branche) oder individuell (zum Beispiel zwischen einer Mitarbeiterin und ihrem Unternehmen) konnten die schlechtere Bewertung von typischen „Frauenberufen“ bislang nicht überwinden.
So lässt sich die Lücke schließen
Entgelttransparenzgesetz
2017 trat das Gesetz zur Förderung der Entgelttransparenz (EntgTranspG) von Frauen und Männern in Kraft. Es verbietet ausdrücklich Entgeltbenachteiligungen aufgrund des Geschlechts und schreibt das Entgeltgleichheitsgebot fest (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
Equal Pay Day
Die Entgeltungleichheit zu verringern und zu überwinden, ist ein zentrales Anliegen der Frauenpolitik. Dies kann nur erreicht werden, wenn die unterschiedlichen Ursachen gezielt angegangen werden. Für den Erfolg ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten unerlässlich: Politik, Tarifpartner, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Verbände müssen gemeinsam handeln. Das Bayerische Sozialministerium engagiert sich jährlich am Equal Pay Day (auf Deutsch: Tag der gleichen Bezahlung), um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen. Der Equal Pay Day markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen in Deutschland rechnerisch umsonst arbeiten, während Männer bereits seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. Das Datum variiert jedes Jahr, da es auf der aktuellen geschlechtsspezifischen Lohnlücke basiert.
„Es ist nicht zu akzeptieren, wenn Frauen für den gleichen Job schlechter bezahlt werden als Männer. Das ist einfach ungerecht. Es muss gelten: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – unabhängig vom Geschlecht.“, sagte Sozialministerin und Frauenbeauftragte Ulrike Scharf in ihrem Statement anlässlich des Equal Pay Day 2025.
