Emilie Mauerer: Die Willensstarke

Von der Gänsehirtin im Fichtelgebirge brachte es Emilie Mauerer bis zur Abgeordneten im ersten Bayerischen Landtag. Mit zähem Willen hatte sie es davor nicht nur geschafft, sich eine Schneiderlehre zu finanzieren. Sie hatte sich auch für die SPD engagiert, als das noch offiziell verboten war.

Stadtansicht  Geroldsgrün
Gemeinde Geroldsgrün
Illustration Porträt von Emilie Mauerer

Steckbrief

Name
Emilie Mauerer
Geboren
1863 in Geroldsgrün
Gestorben
1924 in München
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
vor 1890:Erste politische Betätigung
bis 1911:Ausbildung und Tätigkeit als Damenschneiderin
1919–1920:Abgeordnete der SPD im Bayerischen Landtag
Zeitalter
Jahrhundertwende
Wirkungsfeld
Politik und Medien
Frauenort
Geroldsgrün Kartengrafik mit markiertem Ort Geroldsgrün.

Von der Hirtin zur Damenschneiderin

Ohne ihren eisernen Willen wäre Emilie Mauerer wohl eine einfache Magd geblieben. Sie wuchs unter ärmlichen Bedingungen im abgelegenen Dörfchen Geroldsgrün auf. Als Gänse- und Ziegenhirtin arbeitete sie im Fichtelgebirge. Dann aber entschloss sie sich, ihrem Leben eine Wendung zu geben. Sie ging nach München und arbeitete als Kindermädchen. Vermutlich mit dem Verdienst aus dieser Arbeit finanzierte sie das Lehrgeld, das nötig war, um sich zur Damenschneiderin ausbilden zu lassen.

Gleichzeitig begann sie sich für die Sozialdemokraten politisch zu engagieren. Damit stand sie zu dieser Zeit außerhalb der geltenden Gesetze:  Frauen durften an keinerlei politischen Versammlungen teilnehmen. Und selbst Männern war es bis 1890 verboten, sich sozialistischen oder sozialdemokratischen Vereinen anzuschließen.
 

Kampf für Soziales und Frauenrechte 

Doch Emilie Mauerer ließ sich nicht einschüchtern. Sie trat nicht nur auf Kundgebungen auf. Sie gehörte auch zu den Gründerinnen von zwei Vereinen, die Bildungsangebote für Arbeiterinnen organisierten und sich für bessere Arbeitsbedingungen von Hausangestellten einsetzten. Als sich Frauen auch offiziell politisch betätigen durften, wurde sie zur Vorsitzenden des sozialdemokratischen Frauenvereins in München gewählt.

Natürlich nutzte Emilie Mauerer auch die Chance, die sich ihr 1918 bot. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde den Frauen in Deutschland das Wahlrecht zugesprochen. Das hieß, dass sie nicht nur wählen, sondern auch für ein politisches Amt kandidieren durften: Emilie Mauerer ließ sich zunächst für den 1918/1919 vorübergehend einberufenen Nationalrat aufstellen. Ab 1919 dann konnte sie ihre ungewöhnliche Karriere, die auf den Ziegenweiden des Fichtelgebirges begann, mit einem Sitz im Bayerischen Landtag krönen.