Aurelie Deffner: Die Vorkämpferin aus der Arbeiterschicht
Von der Arbeiterin in einer Augsburger Textilfabrik brachte es Aurelie Deffner bis zur Landtagsabgeordneten. Dazwischen lagen viele Jahre, in denen sie sich dafür einsetzte, die Situation ihrer Kolleginnen und Kollegen zu verbessern. Vor allem engagierte sie sich für Frauenbildung und Frauenrechte.


Steckbrief
- Name
- Aurelie Deffner
- Geboren
- 1881 in Handzell
- Gestorben
- 1959 in Augsburg
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit ab 1897: Arbeiterin in der Mechanischen Baumwollspinnerei in Augsburg 1901–1910: Engagement im neu gegründeten Frauenbildungsverein 1919–1920: Abgeordnete im Bayerischen Landtag - Zeitalter
- Frauenbewegung
- Wirkungsfeld
- Bildung und Erziehung, Politik und Medien
- Frauenort
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Handzell
Eine Arbeiterin setzt sich für Bildung ein
Aurelie Deffner muss früh gemerkt haben, wie wichtig es war, zu kämpfen: für bessere Arbeitsbedingungen. Für mehr Bildung. Und für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Mit noch nicht einmal 15 Jahren fing sie an, in einer Augsburger Spinnerei zu arbeiten. Bereits drei Jahre später wurde die politisch engagierte Arbeiterin Mitglied in der Gewerkschaft, 1901 trat sie dem „Bildungsverein für Frauen und Mädchen“ bei. Bildung war tatsächlich ein Schlüssel, um Frauen mehr Arbeitsmöglichkeiten und Rechte zu verschaffen. Solche Bildungsvereine dienten aber auch als Deckmantel, damit sich Frauen treffen konnten, um über politische Themen zu sprechen. Denn das war ihnen offiziell verboten.
1902 heiratete Aurelie Deffner einen Gleichgesinnten: den Sozialdemokraten Wilhelm Deffner. Während der folgenden Jahre verstärkte sie ihre politischen Aktivitäten. Sie ließ sich in den Vorstand des Augsburger Frauenbildungsvereins wählen. Und sobald dies für Frauen möglich war, trat sie der SPD bei.
„Sie nahm sich besonders der Frauen und Mädchen an und so trug sie viel dazu bei, dass der Textilarbeiterverband in diesem Bezirk, wo man in den meisten Betrieben keine Ahnung von einer Arbeiterorganisation hatte, bald erstarkte.“
Wilhelm Deffner über seine Frau Aurelie Deffner
Vom Gewerkschaftsbüro in den Landtag
1910 zog das Ehepaar Deffner mit seinen beiden Kindern nach Kempten um. Dort baute Wilhelm Deffner die Geschäftsstelle der Gewerkschaft der Textilarbeiter für das gesamte Allgäu auf. Aurelie Deffner fand auch hier Arbeit in einer Textilfabrik und engagierte sich weiterhin politisch. Vor allem für das Frauenwahlrecht machte sie sich stark. Da ihr Mann im Ersten Weltkrieg als Soldat eingezogen wurde, übernahm sie ab 1917 zudem die Leitung des Kemptener Gewerkschaftsbüros.
Nachdem Frauen nach Kriegsende 1918 zur Wahl gehen und sich zur Wahl stellen durften, kandidierte die leidenschaftliche Sozialdemokratin 1919 für den Bayerischen Landtag. Als eine von acht weiblichen Abgeordneten zog sie in das Parlament ein. Warum sie sich bei der erneuten Landtagswahl 1920 nicht mehr aufstellen ließ, ist nicht bekannt. Auch über den weiteren Verlauf ihres Lebens weiß man so gut wie nichts. Wir kennen nur noch das Datum ihres Todes, den 29. Juni 1959.
Quellen- und Literaturhinweise
130jahre.bayernspd.de, abgerufen am 13.12.2024
Aurelie Deffner, de.wikipedia.org, abgerufen am 13.12.2024
Plößl, Elisabeth: Aurelie Deffner. In: Panzer, Marita, Plößl, Elisabeth: Bayerns Töchter. Frauenporträts aus fünf Jahrhunderten. München, 2015, S. 317 - 320