Von der Frauen- zur Friedensbewegung
Durch dieses Amt bekam sie die Schrecken des Krieges hautnah mit. Da die Frauenbewegung ab 1915 mit der Friedensbewegung zu verschmelzen begann, galt auch Ernestine Reuters Einsatz ab 1919 dem Weltfrieden. Sie trat der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit bei und war 1921 sogar Delegierte beim 3. Internationalen Frauenkongress in Wien.
Doch auch die Nöte in ihrer unmittelbaren Umgebung blieben ihr immer wichtig. So organisierte sie während der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre Suppenspeisungen für mehrere hundert Menschen.
Den Nationalsozialisten, die 1933 die Macht in Deutschland übernahmen, waren Frauen wie Ernestine Reuter jedoch ein Dorn im Auge. Sie verfolgten sie sowohl wegen ihrer jüdischen Herkunft als auch wegen ihrer politischen Überzeugungen. Die ausweglose Situation trieb sie 1934 in den Selbstmord. Ihr ungewöhnliches und mutiges Leben aber, das in vielen Belangen ihrer Zeit weit voraus war, beeindruckt auch heute noch.