Ernestine Reuter: Die erste Frauenrechtlerin Oberfrankens

Sie gehörte nicht nur zu den mutigen Frauen, die die Ideen der Frauenbewegung im ländlichen Bayern verbreiteten, Ernestine Reuter engagierte sich für Ärmere, leitete einen Rot-Kreuz-Verein und organisierte Suppenspeisungen. Und sie führte, ungewöhnlich für ihre Zeit, ein eigenes Textilgeschäft.

Stadtansicht von Würzburg
iStock/Leonid Andronov
Illustration Porträt von Ernestine Reuter

Steckbrief

Name
Ernestine Reuter
Geboren
1870 in Horb am Main
Gestorben
1934 in Homburg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1904–1934:Führung des vom Vater übernommenen Textilgeschäfts in Hochstadt am Main
1910:Gründung einer Ortsgruppe des „Deutschen Verbands für Frauenstimmrecht“ in Lichtenfels
ab 1919:Engagement für die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit
Zeitalter
Frauenbewegung
Wirkungsfeld
Unternehmertum
Frauenort
Hochstadt am Main Kartengrafik mit markiertem Ort Hochstadt am Main.

Von der Frauen- zur Friedensbewegung 

Durch dieses Amt bekam sie die Schrecken des Krieges hautnah mit. Da die Frauenbewegung ab 1915 mit der Friedensbewegung zu verschmelzen begann, galt auch Ernestine Reuters Einsatz ab 1919 dem Weltfrieden. Sie trat der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit bei und war 1921 sogar Delegierte beim 3. Internationalen Frauenkongress in Wien.

Doch auch die Nöte in ihrer unmittelbaren Umgebung blieben ihr immer wichtig. So organisierte sie während der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre Suppenspeisungen für mehrere hundert Menschen. 

Den Nationalsozialisten, die 1933 die Macht in Deutschland übernahmen, waren Frauen wie Ernestine Reuter jedoch ein Dorn im Auge. Sie verfolgten sie sowohl wegen ihrer jüdischen Herkunft als auch wegen ihrer politischen Überzeugungen. Die ausweglose Situation trieb sie 1934 in den Selbstmord. Ihr ungewöhnliches und mutiges Leben aber, das in vielen Belangen ihrer Zeit weit voraus war, beeindruckt auch heute noch.