Gertrud von le Fort: Die tiefgläubige Schriftstellerin

Mit Ende 40 entdeckte Gertrud von le Fort die katholische Kirche für sich. Die Bücher, die sie danach schrieb, boten in der schwierigen Zeit des Nationalsozialismus vielen Menschen Halt. Noch mit über 90 nahm die Autorin zu Fragen von Moral und Religion Stellung.

Stadtansicht Oberstdorf
iStock/Nickzas
Illustration Porträt von Gertrud von le Fort

Steckbrief

Name
Gertrud von le Fort
Geboren
1876 in Minden
Gestorben
1971 in Oberstdorf
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1908–1916:Gasthörerin an Universitäten in Heidelberg, Marburg und Berlin, u. a. in Philosophie und Theologie
1922–1939:Umzug nach Baierbrunn, Übertritt zur katholischen Kirche, Veröffentlichung religiöser Romane
ab 1939:Umzug nach Oberstdorf, Mitherausgeberin der Zeitschrift „Das literarische Deutschland“ (ab 1950)
Zeitalter
NS-Zeit
Wirkungsfeld
Glaube und Religion, Literatur
Frauenort
Oberstdorf Kartengrafik mit markiertem Ort Oberstdorf.

Bildungshungrig ohne Abitur

Eine große Karriere ist auch mit Anfang fünfzig noch möglich. Dies beweist das Leben der Schriftstellerin Gertrud von le Fort. 1876 wurde sie in eine protestantische, sehr religiöse Adelsfamilie geboren und wuchs auf deren Landgut in Mecklenburg auf. Da dies für Mädchen ihrer Zeit nicht vorgesehen war, machte die bildungshungrige junge Frau kein Abitur. Dennoch saß sie, nachdem die Universitäten auch Frauen den Zutritt erlaubten, als Gast in den Hörsälen von Heidelberg, Marburg und Berlin.

Von le Fort verwaltete einige Jahre das Gut ihrer Familie und zog 1922 nach Baierbrunn. Hier in Bayern kam sie intensiv in Kontakt mit der katholischen Kirche. 1926 während einer Romreise trat sie endgültig zur katholischen Glaubensrichtung über. 

Literarische Texte schrieb sie schon als junges Mädchen. Doch erst Mitte der 1920er Jahre hatte sie mit religiösen Romanen ihren Schwerpunkt gefunden. Rasch erreichte sie eine große Leserschaft.
 

„Ich habe in zwei Weltkriegen von unerhörter Grausamkeit die Überbetonung der männlichen Kräfte erlebt und bin (…) der Ansicht, dass die Frau in Zukunft eine größere Bedeutung gewinnen muss.“

Gertrud von le Fort in ihrem Text „Die Frau und die Technik“, erschienen 1959

Romane als moralische Wegweiser

Mit der Herrschaft der Nationalsozialisten ab 1933 führte Gertrud von le Forts klares Bekenntnis zu christlichen Werten zu Schwierigkeiten. Viele ihrer Texte bewegten sich hart an der Grenze dessen, was nun nicht mehr gesagt werden durfte. Sie konnte zwar weiterhin Texte veröffentlichen, aber ab 1938 durften ihre Bücher beispielsweise in Literaturgeschichten nicht mehr genannt werden. Doch viele Leser fanden in ihren Romanen einen moralischen Wegweiser durch diese schweren Zeiten. 

Auch ihr unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichter Roman „Kranz der Engel“ bot unzähligen Menschen Halt und ermutigte sie: Darin zeigte Gertrud von le Fort, dass Mitmenschlichkeit, Liebe und Glaube auch nach tiefgreifenden Verirrungen einen Neuanfang möglich machen. 1950 – inzwischen war sie 74 Jahre alt – wurde sie Mitherausgeberin der Zeitschrift „Das literarische Deutschland“. Und noch mit über 90 veröffentlichte sie Texte, in denen sie sich mit Fragen von Glaube und Moral auseinandersetzte.
 

„Ich glaube an die Liebe Gottes, ich glaube an den Menschen, ich glaube selbst im Atomzeitalter an den Sieg des Erbarmens.“

Gertrud von le Fort in ihrem Text „Woran ich glaube“, erschienen 1968

Quellen- und Literaturhinweise

La Chevallerie, Eleonore von (Hrsg.): Gertrud von Le Fort – Wirken und Wirkung. Heidelberg, 1983

Pörnbacher, Karl: Kranz der Engel oder Sturz der Engel. Ein umstrittener Roman von Gertrud von le Fort. Manuskript zur Hörfunksendung „Land und Leute“ des Bayerischen Rundfunks, gesendet am 7.3.1993

Pottier, Joel: Gertrud von le Fort – eine biographische Skizze. In: Bossle, Lothar, Pottier, Joel (Hrsg.): Deutsche christliche Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Paderborn, 1990