Hedwig von Preysing: Die Vorkämpferin auf dem Land

Vom niederbayerischen Schloss Kronwinkl aus machte Hedwig von Preysing die Ideen der Frauenbewegung auf dem Land bekannt. Begegnen Sie einer engagierten Gräfin.

Stadtansicht von Eching
Eching
Illustration Porträt Hedwig von Preysing

Steckbrief

Name
Hedwig von Preysing
Geboren
1849 in Bratislava
Gestorben
1938 in Schloss Kronwinkl, Eching
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1876–1897 :Ehe mit Johann Kaspar Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos, Geburt von 11 Kindern
um 1885:Gründung einer Mädchenschule in Kronwinkl
ab 1906: aktives Mitglied des Katholischen Frauenbundes, Gründung mehrerer Zweigvereine
Zeitalter
Frauenbewegung
Wirkungsfeld
Soziales
Frauenort
Eching Kartengrafik mit einer Markierung bei Eching.

Entlastung für Landfrauen

Die Frauenbewegung konnte sich um 1900 vor allem in den bayerischen Städten verankern. Dass ihr Gedankengut auch in den ländlichen Raum getragen wurde, ist Frauen wie Hedwig von Preysing zu verdanken. Die Gräfin gehörte zwar nicht dem radikalen Flügel der Bewegung an, der sich für absolute Gleichberechtigung der Geschlechter und für das Wahlrecht einsetzte. Doch sie kämpfte für Mädchenbildung und suchte nach Möglichkeiten, um Landfrauen zu entlasten und ihnen den Rücken zu stärken. 

Die Aktivistin selbst stammte aus einer großen, hochadeligen Familie aus dem damals zu Österreich gehörenden Pressburg. Da ihre Eltern früh starben, kam sie zunächst als Hofdame an den kaiserlichen Hof nach Wien. Dann lernte sie ihren späteren Mann kennen und zog nach der Hochzeit zu ihm auf das abgeschiedene niederbayerische Schloss Kronwinkl.  

Krankenpflege und ein Netzwerk 

Soziales Engagement war beiden Ehepartnern offensichtlich sehr wichtig: Gemeinsam gründeten sie in Kronwinkl eine Mädchenschule. Außerdem kümmerte sich Hedwig von Preysing um alte und kranke Menschen aus der Umgebung, die finanziell nicht gut gestellt waren. Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1897 wandte sich die wohltätige Gräfin verstärkt der katholischen Frauenbewegung zu. Sie unterstützte Ellen Ammann, die Gründerin des Katholischen Bayerischen Frauenbundes, bei deren sozialen Projekten.

Von Preysing setzte sie sich auch für den Aufbau eines Netzes von sozialen Einrichtungen für die Landbevölkerung ein. In diesem Rahmen sorgte sie unter anderem dafür, dass Beratungsstellen für Mütter mit Kleinkindern sowie ambulante Krankenpflegestationen des Dritten Ordens eröffnet wurden. Außerdem gründete sie mehrere Zweigvereine des Katholischen Frauenbunds in Niederbayern. Damit legte sie die Grundlage für ein Netzwerk, das bis heute besteht. 
 

Quellen- und Literaturhinweise

Berger, Manfred: Hedwig Maria Ida Gräfin von Preysing-Lichtenegg-Moos. Artikel in Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der sozialen Arbeit, Freiburg, 1988, S. 480 - 481

Buczkowska, Maria: Hedwig Gräfin Preysing. In: Gerta Krabbel (Hrsg.): Ein mutig Herz, ein redlich Wollen – Katholische deutsche Frauen aus den letzten hundert Jahren. Münster, 1939, S. 227 - 240