Judith von Bayern: Die Machtvolle
Als ihr Mann, Herzog Heinrich I., starb, war der älteste Sohn von Judith von Bayern gerade vier Jahre alt. Trotz vieler Anfeindungen gelang es der verwitweten Herzogin, die Macht so lange zu erhalten, bis er 16 wurde. In der Zwischenzeit führte sie selbst die Regierung.


Steckbrief
- Name
- Judith von Bayern
- Geboren
- 925 in Unbekannt
- Gestorben
- Ca. 985 in Regensburg
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 955: Tod ihres Ehemanns, Herzog Heinrich I. von Bayern 955–ca. 967: Vormundschaft für ihren Sohn, den späteren Herzog Heinrich der Zänker Ca. 966 – 973: : Pilgerreise ins Heilige Land - Zeitalter
- Früh- und Hochmittelalter
- Wirkungsfeld
- Politik und Medien
- Frauenort
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Regensburg
Aus einem alten Herzogsgeschlecht
Wenn Frauen im Mittelalter Macht hatten, so übten sie diese meistens im Hintergrund aus. Es war selten, dass Ehefrauen und Witwen von Herrschern öffentlich als Regentinnen auftraten. Dennoch gab es in Bayern bereits im 10. Jahrhundert eine solche Frau: Judith stammte aus dem bayerischen Herzogsgeschlecht der Luitpoldinger. Die Ehe, die ihre Eltern für sie planten, hatte vor allem den Zweck, die Macht dieser Familie zu erhalten.
Der ausgewählte Bräutigam war Heinrich I., der Bruder des Königs und späteren Kaisers Otto I. Durch die Heirat konnte er 948 Herzog von Bayern werden und seine Frau Herzogin. In den Jahren nach der Hochzeit trat Judith von Bayern kaum politisch in Erscheinung und brachte zwei Töchter sowie 951 den Thronfolger Heinrich auf die Welt. Später wurde dieser unter dem Beinamen „der Zänker“ berühmt. Doch als der kleine Heinrich gerade vier Jahre alt war, starb sein Vater. Um selbst die Macht zu übernehmen, war er viel zu jung.
Regentin und Reisende
Otto I. vertraute daraufhin die Herrschaft über Bayern der verwitweten Herzogin an. Als Berater stellte er ihr den Bischof von Freising an die Seite. In Schriften aus den folgenden Jahren ist Judith mit respektvollen Begriffen als Herrschende erwähnt. Ihr gelang es unter anderem, die Macht ihrer Familie zu festigen. Und sie trat gezielt als Förderin von Klöstern auf.
Wann genau die Herzoginwitwe die Regentschaft an ihren Sohn übergab, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Vermutlich geschah dies, als Heinrich 16 Jahre alt wurde. Danach tat Judith von Bayern noch etwas, was für eine Frau damals ungeheuerlich war: Sie unternahm eine Pilgerreise nach Jerusalem – ein höchst gefährliches Vorhaben, da im Heiligen Land zu jener Zeit verfeindete islamische Gruppierungen um die Macht kämpften.
Um 973 kehrte sie wohlbehalten in ihre Heimat zurück. Danach zeigte sie kein Interesse mehr an Politik. Judith von Bayern trat in das Stift Niedermünster ein. Dort liegt sie auch, an der Seite ihres Mannes, begraben.
Quellen- und Literaturhinweise
Schmid, Alois: Herzogin Judith von Bayern. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften u. a. (Hrsg.): Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 76 (2013), S. 389 - 406