Beatrix von Courtenay: Die Weitgereiste

Sie war die Tochter von einem der mächtigsten Männer im Heiligen Land. Dennoch widersetzte sich Beatrix von Courtenay den Eheplänen ihrer Familie und heiratete einen fränkischen Minnesänger. In ihrer neuen Heimat blieb sie bis heute als Klostergründerin in Erinnerung.

Stadtansicht Kissingen
Juergen Sack
Illustration Porträt von Beatrix von Courtenay

Steckbrief

Name
Beatrix von Courtenay
Geboren
vor 1186 in
Gestorben
nach 1245 in
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1186:Verlobung mit Wilhelm von Lusignan
um 1205:Heirat mit Otto von Botenlauben
Zeitalter
Früh- und Hochmittelalter
Wirkungsfeld
Glaube und Religion
Frauenort
Burkardroth bei Bad Kissingen Kartenvorschau Burkardroth

Gegen den Willen des Vaters

Sie muss eine Frau mit starkem Willen gewesen sein. Denn Beatrix von Courtenay widersetzte sich den Eheplänen ihrer Familie. Statt des für sie vorgesehenen Grafen heiratete sie den fränkischen Kreuzfahrer und Minnesänger Otto von Botenlauben. Unklar ist, ob ihr Vater dazu wirklich seinen Segen gegeben hätte. Denn der französische Adelige, der im Heiligen Land einen wichtigen Posten bekleidete, war sehr machtbewusst. Doch er starb 1197, wohl bevor die Hochzeit stattfand. 

Kennengelernt hatten sich Beatrix von Courtenay und Otto von Botenlauben in Akkon, einer Hafenstadt im Norden des heutigen Israel. Dort ließen sie sich nach der Hochzeit auch nieder. Um 1205 kam ihr Sohn auf die Welt. 
Allerdings wurde die dortige Lage durch den Vormarsch islamischer Truppen zunehmend unsicher. Ab 1208 bereitete Otto deshalb die Rückkehr nach Franken vor. Beatrix und ihr Sohn trafen 1220 auf Ottos heimatlicher Burg Botenlauben ein. Hier sollte die Familie über viele Generationen hinweg leben.

„Gestorben ist die erlauchte Gründerin, Gräfin Beatrix, aus königlichem Stamm, von den Küsten des meeres hierhergebracht, hat sie im Leben gestrahlt, von Tugenden umkränzt. Im Himmel sei sie nun mit Christus verbunden, die gläubige und würdige Dame.“

Verschollene Grabinschrift von Beatrix von Courtenay in der Kirche von Frauenroth

Der Schleier weist den Weg 

Doch dieser Plan des Ehepaars ging nicht auf: Ihr Sohn entschied sich, einem Ritterorden beizutreten und auf weltlichen Besitz zu verzichten. Deshalb beschlossen Beatrix und Otto, ein Frauenkloster zu gründen. Einer der Beweggründe war vermutlich, auf diese Weise wenigstens einen Teil des gemeinsamen Landbesitzes vor der Zersplitterung zu bewahren. Außerdem begeisterte sich Beatrix für die religiöse Frauenbewegung dieser Zeit. Dies dürfte den eigentlichen Ausschlag für die Klostergründung gegeben haben.

Auch eine Sage legt nahe, dass sie erheblichen Anteil daran hatte: Als Beatrix mit ihrem Mann auf dem Söller von Burg Botenlauben stand, soll ein Windstoß ihren Schleier erfasst haben. Genau an der Stelle, an der er schließlich zu Boden fiel, entstand später das Kloster Frauenroth. Der Schleier, den sie auf ihrem Grabmal in der Klosterkirche trägt, erinnert daran.

Quellen- und Literaturhinweise

Blogartikel auf Blog altmod: Beatrix von Courtenay und ihre saubere Familie

Blogartikel auf Website Goethe-Institut: Deutsche Spuren im Libanon – Der Minnesänger und die schöne Beatrix.

Huppertz-Wild, Stefan: „Flüchtlinge“ aus dem Heiligen Land gründeten das Kloster Frauenroth im Landkreis Bad Kissingen. Forchheim, 2016

Wagner, Ulrich / Ziegler, Walter (Hrsg.): Lorenz Fries. Chronik der Bischöfe von Würzburg 742 – 1495, Bd. 2. Würzburg, 1994, S. 140 (Quelle für Grabinschrift)

Weidisch, Peter: Otto von Botenlauben – Minnesänger, kreuzfahrer, Klostergründer. In: Weidisch, Peter (Hrsg.): Bad Kissinger Archiv-Schriften, Bd.1: Otto von Botenlauben. Würzburg, 1994, S. 17 - 56