Mimi Herold: Die „Egerländer Nachtigall“

Mit Anfang 20 musste Mimi Herold ihr Leben neu beginnen: Ihre alte Heimat in Böhmen hatte sie, wie viele Landsleute, verlassen müssen. Doch mit Liedern in ihrem altvertrauten Dialekt eroberte sie bald ein Millionenpublikum – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Südamerika und den USA.

Stadtansicht von Aschaffenburg
iStock/Fortgens Photography
Illustration Porträt von Hermine Herold.

Steckbrief

Name
Hermine Herold
Geboren
1925 in Plan, Tschechien
Gestorben
2015 in Aschaffenburg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1945/46 :Vertreibung aus dem Egerland, Ansiedlung in Aschaffenburg
1953–1956:Erste Auftritte im eigenen Gasthaus, Gesangsstudium
1960:Der Vertriebenenverband „Egerländer Gmoi“ verleiht ihr den Namen „Egerländer Nachtigall“
Zeitalter
1960er & 1970er Jahre
Wirkungsfeld
Musik und Theater
Frauenort
Aschaffenburg Kartenvorschau Aschaffenburg

Ein Popstar sondergleichen

Zwischen den 1960er und 1980er Jahren führte Mimi Herold ein Leben wie heute ein Popstar: Sie gab bis zu 120 Konzerte im Jahr, trat in ganz Europa, in den USA und in Südamerika auf. Denn überall lebten Menschen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihre alte Heimat hatten verlassen müssen: das Egerland im Nordwesten von Böhmen. 

Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches waren alle deutschstämmigen Einwohner Tschechiens massiv angefeindet worden. Sie verloren jeglichen Besitz und mussten das Land verlassen. Dieses Schicksal teilte auch die beliebte Sängerin. Sie war mit ihrer Familie aus ihrem Geburtsort Plan bei Marienbad vertrieben worden. 

In Aschaffenburg fing die musikalische junge Frau, die Geige, Klavier und Akkordeon spielte, neu an. Sie arbeitete zunächst in einer Metzgerei, heiratete 1949 und betrieb mit ihrem Mann ein Gasthaus. 

„Mit ihren Liedern spendete sie vielen heimwehkranken Landsleuten Trost in der neuen Heimat.“

Ernst Braun, Heimatschriftsteller

Keine Scheu vor politischem Zündstoff 

Dort hatte sie zwischen 1953 und 1956 auch ihre ersten Auftritte mit Liedern im Dialekt ihrer alten Heimat. Rasch war die Wirtin mit ihrem fröhlichen Temperament und ihrer schönen Stimme ein Anziehungspunkt auch für Gäste, die von weither kamen.

Der Erfolg ihrer Auftritte war schließlich so bemerkenswert, dass Mimi Herold beschloss, Gesang zu studieren und die Musik zu ihrem Beruf zu machen. 1962 veröffentlichte sie ihre erste Platte; zwölf Langspielplatten und zwölf Singles folgten. Aus den Musikshows des aufblühenden Fernsehens war sie bald nicht mehr wegzudenken. Ihre Markenzeichen: eine Egerländer Tracht, der melodiöse Dialekt und meistens ein Akkordeon.

In den 1990er Jahren begann sie, sich aus dem ganz großen Geschäft zurückzuziehen. Doch bis ins hohe Alter trat sie noch bei Treffen ihrer Landsleute auf und gab Benefizkonzerte für das Aschaffenburger Tierheim.
 

Quellen- und Literaturhinweise

Bruchlos, Andreas: „Die Nachtigall ist verstummt“. Main-Echo, 25./26. Juli 2015