Amata Grüner: Die neu Beginnende

Ein Leben im Kloster ist nicht immer geschützt: Als die deutschstämmige Bevölkerung Böhmens nach 1945 aus ihrer Heimat vertrieben wurde, waren auch Amata Grüner und ihre Mitschwestern betroffen. Doch die umtriebige Nonne organisierte für alle einen Neustart in Passau.

Stadtansicht von Passau.
iStock/SCStock
Illustration Porträt von Schwester Amada Grüner

Steckbrief

Name
Amata Grüner
Geboren
1893 in Opatov, Tschechien
Gestorben
1964 in Bad Mergentheim
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1911:Eintritt in den Deutschen Orden, Empfang des Namens Amata
1923–1938:Lehrerin an der Deutschorden-Mädchen-Volks- und Bürgerschule in Tschechien
1946–1962:Ausreise aus Tschechien, Neuaufbau der Ordensprovinz Bayern in Passau Passau
Zeitalter
Nachkriegszeit
Wirkungsfeld
Bildung und Erziehung, Glaube und Religion
Frauenort
Passau Kartengrafik mit markiertem Ort Passau.

Hauswirtschaftslehrerin und Krankenschwester

Flucht und Vertreibung aus ehemals deutschen Gebieten im Osten: Das betraf 1945 nicht nur Millionen von Privatpersonen. Auch Ordensschwestern verloren ihre bisherige Heimat und mussten sich anderswo ein neues Leben aufbauen. Für Schwester Amata Grüner war dies allerdings nicht der erste Neuanfang ihres Lebens.

Aufgewachsen im Osten des heutigen Tschechien trat sie mit 18 in den überaus traditionsreichen und gerade in Osteuropa sehr verbreiteten Deutschen Orden ein. Nach einer Ausbildung zur Lehrerin, Hauswirtschaftslehrerin und Krankenpflegerin unterrichtete sie ab 1923 an einer Volks- und Bürgerschule ihres Ordens im tschechisch-deutschen Grenzgebiet. 1927 übernahm sie auch die Leitung der Schule. 1938 fiel das Gebiet, in dem Schwester Amata Grüner tätig war, an das nationalsozialistische Deutschland. Die neuen Machthaber entzogen dem Orden allen Besitz und verboten den Schwestern, weiter Unterricht zu geben.
 

Ein Neuanfang in einem alten Kloster 

Dank ihrer Kenntnisse konnte Amata Grüner die anderen Lehrerinnen des Deutschen Ordens zu Krankenschwestern umschulen. Eingesetzt wurden sie in ihrem ehemaligen Kloster, das nun als Reservelazarett diente. 1942 wurde die unerschrockene und vielseitige Klosterschwester zur Provinzoberin der gesamten Region berufen.
Nach Kriegsende zwang sie das neue, kommunistische Regime, ihren Posten aufzugeben. Amata Grüner fühlte sich dennoch weiterhin für ihre Mitschwestern verantwortlich. Wie allen anderen deutschstämmigen Einwohnern Tschechiens schlug auch ihnen offener Hass entgegen.

1946 fand Amata Grüner für alle eine neue Bleibe in Passau. Hier baute sie ihren Orden neu auf, gründete zwei Altenheime und belebte das stillgelegte Kloster St. Nikola. Es ist bis heute eine wichtige Anlaufstelle, mit einer Fachakademie für Sozialpädagogik, einer Pflegeabteilung für Ordensschwestern und einer öffentlichen Küche für Bedürftige.
 

Quellen- und Literaturhinweise

Beitrag zu Amata Grüner in der Ausstellung „Das Who is Who der Deutschen aus dem östlichen Europa“ im Haus des Deutschen Ostens, München