Eine Frau in Handwerksleidung steht mit verschränkten Armen in einem Garten vor einem Haus.
Monika Keiler

Die Sich-treu-Bleibende

Körperliche Arbeit an der frischen Luft ist genau ihr Ding: Bevor Maya Scheel ihre Ausbildung als Maurerin startete, sammelte sie Erfahrungen in vielen anderen Bereichen, doch das Handwerk hat sie letztlich überzeugt. Und sie möchte auch andere Frauen dafür begeistern.  

Frische Luft und Bewegung 

Am Computer arbeiten, Tag für Tag in Büroräumen Verwaltungsdinge erledigen – für Maya Scheel unvorstellbar. Schon als Kind begleitete sie ihren Vater bei seiner Arbeit als Maurer. Das hat sie geprägt. Bei ihrer Suche nach einem passenden Beruf stand für sie von Anfang an fest, dass sie viel im Freien arbeiten will. Sie machte in verschiedenen Bereichen Praktika, sammelte Erfahrungen als Anlagemechanikerin und Landschaftsgärtnerin und bewarb sich in der Forstwirtschaft um einen Ausbildungsplatz „Da habe ich eine Absage erhalten, weil es hieß, sie müssten dann zuerst entsprechende Umkleiden umbauen.“ In der Vermessungstechnik wurde sie genommen, doch hier war ihr der Anteil an Büroarbeit zu hoch. So entschied sie sich für das Baugewerbe. 

Frauen und Bauen 

Körperlich harte Arbeit, viel unterwegs sein, täglich an der frischen Luft und fast ausschließlich männliche Kollegen – nicht unbedingt der Traum einer angehenden Auszubildenden? Für Maya Scheel schon. Bevor sie 2021 ihre Ausbildung als Maurerin startete, arbeitete sie als Bauhelferin auf einer Baustelle. Im Baugewerbe sind lediglich 14 Prozent der Beschäftigten weiblich. Dass sie als Maurerin einer Minderheit angehört, war ihr bewusst. Dass sich dies allerdings so deutlich im Berufsalltag und bei der Ausbildung abbilden würde, hatte sie nicht erwartet. „Betriebe und Berufsschulen müssen Frauen mehr in den Fokus rücken“, findet sie. Nicht vorhandene Umkleidekabinen sowie fehlende Toiletten und Kleidung für weibliche Fachkräfte dürfte es ihrer Meinung nach nicht geben. Hier sind die Betriebe gefordert, nachzurüsten.  

Körperliche Arbeit und mentale Stärke 

Die Konstitution von weiblichen Körpern sei für die Arbeit auf dem Bau nicht gemacht – dieser weitverbreiteten Annahme begegnete Maya Scheel bei ihrer Berufssuche häufiger. Sie ließ sich davon zwar nicht beeindrucken, aber die Vorstellung von der vermeintlichen „Sonderposition“ als Frau verunsicherte sie dennoch. Auch das Verhältnis zu ihren Kollegen war anfangs davon geprägt. „Meine Kollegen sind sehr, sehr vorsichtig mit mir umgegangen. Gleichzeitig wollte ich beweisen, dass ich anpacken kann, und habe es dann auch gerne mal übertrieben.“ Aber das hat sich schnell reguliert. In ihrem Team unterstützten sich alle gegenseitig, sodass sie sich schnell einlebte. Maya Scheel lernte darüber hinaus, deutlich zu sagen, wenn ihr Sprüche der männlichen Kollegen nicht passten. Sich abgrenzen zu können, hat sie als neue Stärke schätzen gelernt.  

„Ich war vor der Ausbildung sehr, sehr schüchtern. Jetzt bin ich viel offener und mache auch klare Ansagen.“

Handwerkerin durch und durch 

Zwei Voraussetzungen bringt der Beruf als Maurerin oder Maurer mit sich, mit denen sich Frauen wie Männer anfreunden müssen: Man ist körperlich rund um die Uhr gefordert, und es wird dreckig. Für Maya Scheel kein Problem. Um die erforderliche Muskulatur für ihren Beruf aufzubauen, ging sie regelmäßig ins Fitnessstudio. „Kraftsport ist schon wichtig. Ich habe so zum Beispiel erfahren, wo mein Limit beim Gewicht ist.“ Auch in ihrer Freizeit ist sie handwerklich aktiv, denn im Haus ihres Großvaters gibt es immer etwas zu tun. Im Alter von 18 Jahren zog sie zu ihm, als klar wurde, dass er sich nicht mehr selbst versorgen kann. Sie ist für ihren Großvater da, wenn er sie braucht, und renoviert außerdem das Haus: „Ich kann mich hier richtig austoben und bin dadurch selbstständiger geworden.“ 

Eine Frau sitzt m Fahrzeughaus eines kleinen Baggers und hebt Erde im Garten aus.

Um kleinere und größere Baustellen am Haus kümmert sich Marie Scheel selbst. 

Monika Keiler

Botschafterin für das Handwerk

Maya Scheel ist Teil der Nachwuchskampagne des Bayerischen Handwerkstags „Macher gesucht! #volldeinDing“, die Jugendliche für handwerkliche Berufe begeistern soll. Die Kampagne nutzt vor allem soziale Medien, um für das Handwerk zu werben. 

Weitere Infos zur Kampagne finden Sie hier 

3 Fragen zur Rolle der Frau 

Ich verbinde mit Frauen von heute, dass sie bereit sind, mit Klischees zu brechen. Und dass sie sich mehr dafür einsetzen, dass Frauen und Männer die gleichen Rechte bekommen. 

Ich finde es ungerecht, wenn nicht gesehen wird, was Frauen leisten. Sie werden schnell belächelt und müssen sich mehr beweisen als Männer. Sprüche zum Frauenbonus nach dem Motto „Du bist eine Frau und deshalb bekommst du das jetzt“ finde ich unpassend. 

Ein starke Frauen-Community ist wichtig: Je mehr Frauen sich vernetzen, desto mehr können wir über Probleme aufklären, die speziell Frauen haben oder zu spüren bekommen. Deshalb ist mir auch meine Rolle als Botschafterin für das Handwerk so wichtig. 

Eine Frau in Handwerkskleidung steht vor einer Scheune.

Spaziergänge mit ihrem Hund sind ein willkommener Ausgleich zu ihrer handwerklichen Arbeit. 
   

Monika Keiler
Eine Frau kniet auf einem Weg auf dem Boden. Vor ihr sitzt ein Dackel, der seine Pfote an ihre Hand hält.

Spaziergänge mit ihrem Hund sind ein willkommener Ausgleich zu ihrer handwerklichen Arbeit. 
   

Monika Keiler
Rücken einer Frau mit einem T-Shirt, auf dem Maurerin Maya steht.

Spaziergänge mit ihrem Hund sind ein willkommener Ausgleich zu ihrer handwerklichen Arbeit. 
   

Monika Keiler
Thema 1 von 3

Vorreiterin und Vorbild 

Sowohl in der Berufsschule als auch im Betrieb ist Maya Scheel von Männern umgeben. „Wir begegnen uns auf Augenhöhe, und es ist alles ziemlich offen und auf einer Wellenlänge. Aber Männer nehmen gewisse Situationen doch noch mal anders wahr als Frauen.“ Deshalb wünscht sie sich Kolleginnen, mit denen sie sich austauschen kann. Auf ihrem Instagram-Account stellt sie unter anderem ihren Berufsalltag vor. Sie möchte Männern wie Frauen zeigen, dass sich die Zeiten ändern. „Ich bekomme viele Nachrichten von jungen Mädels oder von deren Vätern. Die finden richtig cool, was ich mache, und das bestärkt mich.“ 

Maurerin 2025 

Vorbehalte Frauen gegenüber bekommt Maya Scheel auf der Baustelle kaum zu spüren. Es sind eher Außenstehende und Kollegen aus anderen Arbeitsbereichen, die mit Unverständnis reagieren. Sie bewundern zwar ihren Mut, erklären dann aber, dass Frauen in dem Beruf nichts zu suchen hätten, weil dieser Männersache sei. Solchen Ansichten begegnete sie bereits als Auszubildende selbstbewusst und konterte: „Das ist schön, dass du das so siehst, aber wir haben 2025, und ich habe genauso das Recht, hier zu sein, wie du.“  

 

„Frauen müssen keinen „frauentypischen“ Beruf ausüben. Maurerin und jeder andere Beruf im Handwerk ist ein Job für alle, die es draufhaben.“
Eine Frau in Handwerkskleidung sitzt auf einer hügeligen Wiese und lächelt.

Ihre eigenen Träume nimmt Marie Scheel ernst. 

Monika Keiler

Sich treu bleiben 

Unabhängigkeit bedeutet Maya Scheel viel. Wenn sie etwas anpackt, muss es für sie eine Bedeutung haben und zu ihr passen. So wie ihre zahlreichen Tätowierungen, die ihren Rücken zieren. Sie erinnern sie an schöne Ereignisse in ihrem Leben. „Ich finde, man sollte nicht immer alles negativ sehen, sondern sich mehr aufs Positive fokussieren.“ Sie möchte ihre Kenntnisse als Maurerin weiter ausbauen, ist sich aber auch darüber im Klaren, dass sie den Job nicht bis in alle Ewigkeit machen kann. „Vielleicht gehe ich dann doch ins Büro, wenn es mal irgendwann ruhiger werden soll“, sagt sie und lächelt.