Adelheid Gremmer: Die Tabakspezialistin
Aus einer kleinen Tabakfabrik schuf die Landshuterin Adelheid Gremmer ein Unternehmen, das halb Europa mit Schnupftabak belieferte. Alles, was sie dazu brauchte, hatte sie sich selbst beigebracht. Denn als uneheliches Kind armer Leute hatte sie in der Schule nur das Nötigste lernen können.


Steckbrief
- Name
- Adelheid Gremmer
- Geboren
- 1841 in Unbekannt
- Gestorben
- 1985 in Unbekannt
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1866: Heirat mit dem Tagelöhner Josef Gremmer 1875: Übernahme des familieneigenen Tabakunternehmens nach dem Tod ihres Ehemanns Ab 1879: Ausbau der Firma zu einer der größten Tabakfabriken Deutschlands - Zeitalter
- Gründerzeit
- Wirkungsfeld
- Bildung und Erziehung
- Frauenort
-
Landshut
Eine Witwe startet durch
Ihr Start ins Leben war schwierig: Adelheid Gremmer wurde 1841 als uneheliches Kind geboren. Das aber war gesellschaftlich nicht akzeptiert. Auch Aussichten auf eine gute Partie bestanden deshalb kaum. Also heiratete sie 1866 den Tagelöhner Josef Gremmer. Dessen Eltern führten eine kleine Tabakfabrik.
Nur neun Jahre später stand Adelheid Gremmer alleine in der Welt. Denn sowohl ihr Mann als auch ihre Schwiegereltern waren verstorben. Um die Schnupftabakfabrik kümmerte sich nun keiner, daher übernahm die junge Witwe selbst die Leitung, auch weil sie damit ihren Lebensunterhalt verdienen konnte.
Wie sich rasch zeigte, besaß sie eine ausgeprägte unternehmerische Begabung. Denn schon in den folgenden fünf Jahren konnte Adelheid Gremmer die Produktion vervielfachen und ihren Tabak nicht nur in Bayern gut verkaufen, sondern in ganz Deutschland sowie im Elsass, in Lothringen und in der Schweiz.
Mut zu technischen Neuerungen
Auch im folgenden Jahrzehnt bewies Adelheid Gremmer immer wieder ihr geschäftliches Talent und ihren Sinn für technische Neuerungen. 1879 und 1884 übernahm sie Gebäude und Grundstücke einer anderen Tabakmühle. Nun nutzte sie für das Antreiben der Maschinen Wasserkraft. Mit Hilfe einer Dampfmaschine und Dampfkesseln konnte sie die Produktionsmenge noch weiter steigern.
Stolz hatte sie auch den Firmennamen in „Brasiltabak-Fabrik Jos. Gremmer’s Witwe“ geändert. Doch eine Tuberkulose-Erkrankung riss sie 1895 mit nur 54 Jahren aus dem Leben.
Ihr Sohn Josef Gallus Gremmer übernahm das Unternehmen, musste den Betrieb aber in den 1920er Jahren einstellen. Doch die stolze Fassade des Firmensitzes, für den Adelheid Gremmer noch die Grundlagen geschaffen hatte, ist bis heute am Landshuter Isarufer zu bewundern.
Quellen- und Literaturhinweise
Botzet, Anna: Das Ussar-Anwesen: Industriegebäude und Märchenschloss. Landshut, 2013. Abrufbar über www.steer-notar.de, abgerufen am 7.12.2024