Anna Barbara Gignoux: Die Wehrhafte

Anna Barbara Gignoux heiratete in eine Manufaktur für Baumwollstoffe ein und arbeitete von Anfang an im Betrieb mit. Als ihr erster Mann starb, begann ein erbitterter Kampf um die Firma. Die mutige Witwe konnte ihn für sich entscheiden und ging als bedeutende Fabrikantin in die Geschichte ein.

Stadtansicht von Augsburg
iStock/RudyBalasko
Illustration Porträt von Anna Barbara Gignoux

Steckbrief

Name
Anna Barbara Gignoux
Geboren
1725 in Augsburg
Gestorben
1796 in Augsburg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1748–1760 :Ehe mit Johann Friedrich Gignoux, Mitarbeit in dessen Manufaktur für Baumwollstoffe
1760–1770 :Zweite, unglückliche Ehe, Kampf um den Besitz der Manufaktur und um die Scheidung
1770–1796: Leitung und Ausbau der Textilmanufaktur
Zeitalter
Barock
Wirkungsfeld
Unternehmertum
Frauenort
Augsburg Kartengrafik mit markiertem Ort Augsburg.

Heirat mit einem Textilfabrikanten

Als Frau ein Unternehmen durch schwierige Zeiten zu führen – das war im 18. Jahrhundert vollkommen unüblich. Anna Barbara Gignoux kämpfte nicht nur in diesem Bereich wie eine Löwin. Sie focht auch einen erbitterten Rosenkrieg gegen ihren zweiten Mann aus. Dieser hatte sie nicht nur misshandelt, sondern ihr auch alles streitig gemacht, was sie sich zuvor erarbeitet hatte. 

In erster Ehe war die Tochter eines Augsburger Blattgold-Herstellers mit dem Inhaber einer Kattunfabrik verheiratet, einer Manufaktur, in der Baumwollstoffe bedruckt wurden. Von Anfang an arbeitete sie im Betrieb mit. Das sollte sich als Segen erweisen. Ihr Mann starb bereits 1760 und ließ sie mit zwei kleinen Kindern zurück.

Immerhin war Anna Barbara Gignoux in der Lage, die Firma weiterzuführen und die Familie zu ernähren. Trotzdem heiratete sie, wohl um den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen, noch im gleichen Jahr einen Kaufmann. 
 

„Den Wahn, als ob die Frauens-Personen nicht im Stand wären, einer Cotton-Fabrique vorzustehen, konnten sowohl Anna Barbara als auch ihre Tochter Felicitas Barbara widerlegen“.

Die Historikerin Christine Werkstätter unter der Verwendung historischer Zitate

Kampf um den Familienbetrieb 

Der neue Ehemann riss nicht nur die Führung der Manufaktur an sich. Er bediente sich auch aus der Firmenkasse und begann, Anna Barbara Gignoux zu schlagen. Nach einem Jahr reichte sie – ein höchst ungewöhnlicher Schritt für diese Zeit – die Scheidung ein. Der Prozess zog sich über vier Jahre. Danach wurde die Ehe aufgelöst. Das Mitspracherecht in der Manufaktur aber wurde Anna Barbara Gignoux entzogen. Die Firma wurde dem Kaufmann zugesprochen. Der führte sie 1770 in den Konkurs und verschwand. 

Nun stand Anna Barbara Gignoux mit einem Haufen Schulden und einem Heer aufgebrachter Gläubiger da. Es gelang ihr, mit ihnen einen Vergleich auszuhandeln und erneut die Führung des Betriebs zu übernehmen. Innerhalb weniger Jahre baute sie ihn zur drittgrößten Kattunfabrik Augsburgs aus und beschäftigte 500 Mitarbeitende. Nach dem Tod von Anna Barbara Gignoux übernahm ihre Tochter die Firma.

Quellen- und Literaturhinweise

Werkstetter, Christine: Anna Barbara Gignoux (1725 – 1796), Kattunfabrikantin oder Mäzenin? Zur Entstehung einer Augsburger Legende. In: Burckhardt, Johannes (Hrsg.): Augsburger Handelshäuser im Wandel des historischen Urteils. Berlin, 1996., S. 381 – 399