Heirat mit einem Textilfabrikanten
Als Frau ein Unternehmen durch schwierige Zeiten zu führen – das war im 18. Jahrhundert vollkommen unüblich. Anna Barbara Gignoux kämpfte nicht nur in diesem Bereich wie eine Löwin. Sie focht auch einen erbitterten Rosenkrieg gegen ihren zweiten Mann aus. Dieser hatte sie nicht nur misshandelt, sondern ihr auch alles streitig gemacht, was sie sich zuvor erarbeitet hatte.
In erster Ehe war die Tochter eines Augsburger Blattgold-Herstellers mit dem Inhaber einer Kattunfabrik verheiratet, einer Manufaktur, in der Baumwollstoffe bedruckt wurden. Von Anfang an arbeitete sie im Betrieb mit. Das sollte sich als Segen erweisen. Ihr Mann starb bereits 1760 und ließ sie mit zwei kleinen Kindern zurück.
Immerhin war Anna Barbara Gignoux in der Lage, die Firma weiterzuführen und die Familie zu ernähren. Trotzdem heiratete sie, wohl um den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen, noch im gleichen Jahr einen Kaufmann.
„Den Wahn, als ob die Frauens-Personen nicht im Stand wären, einer Cotton-Fabrique vorzustehen, konnten sowohl Anna Barbara als auch ihre Tochter Felicitas Barbara widerlegen“.
Die Historikerin Christine Werkstätter unter der Verwendung historischer Zitate
Kampf um den Familienbetrieb
Der neue Ehemann riss nicht nur die Führung der Manufaktur an sich. Er bediente sich auch aus der Firmenkasse und begann, Anna Barbara Gignoux zu schlagen. Nach einem Jahr reichte sie – ein höchst ungewöhnlicher Schritt für diese Zeit – die Scheidung ein. Der Prozess zog sich über vier Jahre. Danach wurde die Ehe aufgelöst. Das Mitspracherecht in der Manufaktur aber wurde Anna Barbara Gignoux entzogen. Die Firma wurde dem Kaufmann zugesprochen. Der führte sie 1770 in den Konkurs und verschwand.
Nun stand Anna Barbara Gignoux mit einem Haufen Schulden und einem Heer aufgebrachter Gläubiger da. Es gelang ihr, mit ihnen einen Vergleich auszuhandeln und erneut die Führung des Betriebs zu übernehmen. Innerhalb weniger Jahre baute sie ihn zur drittgrößten Kattunfabrik Augsburgs aus und beschäftigte 500 Mitarbeitende. Nach dem Tod von Anna Barbara Gignoux übernahm ihre Tochter die Firma.
Quellen- und Literaturhinweise
Werkstetter, Christine: Anna Barbara Gignoux (1725 – 1796), Kattunfabrikantin oder Mäzenin? Zur Entstehung einer Augsburger Legende. In: Burckhardt, Johannes (Hrsg.): Augsburger Handelshäuser im Wandel des historischen Urteils. Berlin, 1996., S. 381 – 399.