Käthe Rohleder: Die Spätberufene
Nach vielen Jahren im Dienst an ihren Mitmenschen wurde Käthe Rohleder zu einer der ersten Pfarrerinnen Bayerns. Begegnen Sie einer unermüdlichen Seelsorgerin.


Steckbrief
- Name
- Käthe Rohleder
- Geboren
- 1910 in Bielawa (Polen)
- Gestorben
- 1995 in Fürth
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1932–1934: Beginn eines Theologiestudiums, Heirat mit dem Theologen und Philologen Immanuel Rohleder 1941–1945: Tod des Ehemanns, mehrfache Flucht 1950–1976: Abschluss des Theologiestudiums, Tätigkeit als Pfarrvikarin und Seelsorger - Zeitalter
- Nachkriegszeit
- Wirkungsfeld
- Glaube und Religion, Soziales
- Frauenort
-
Fürth
Kampf ums nackte Überleben
Dass Käthe Rohleder wegen eines Gelenkleidens keine Konzertpianistin werden konnte, erwies sich für unzählige Fürtherinnen als Segen. Denn statt für die Musik entschied sich die im heute polnischen Niederschlesien geborene junge Frau für ein Theologiestudium.
An der Universität lernte sie ihren späteren Mann kennen. Das Paar heiratete 1934, zwei Söhne kamen 1935 und 1939 auf die Welt. Dann begann der Krieg. Wegen seiner christlichen Einstellung wurde Käthe Rohleders Mann an die vorderste Front beordert. Er fiel 1941.
Für die junge Mutter begann eine entbehrungsreiche Zeit: Zunächst kehrte sie in ihr Elternhaus nach Niederschlesien zurück. 1945 floh sie mit ihren Söhnen vor den russischen Truppen in die Tschechoslowakei. Später landete sie in Mittelfranken. Um ihre Kinder zu ernähren, schuftete sie vier Jahre lang als Magd auf einem Bauernhof.
„Emanzipation verstehe ich als Verbindung von Freiheit und Verantwortung. Das Wichtigste dabei ist die Solidarität.“
Käthe Rohleder
Ein offenes Ohr für die Nöte anderer
Während dieser Zeit wurde eine Pfarrfrau auf sie aufmerksam und vermittelte ihr 1949 Arbeit in einem privaten Kinderheim. Diese Tätigkeit brachte Käthe Rohleder zu ihrer eigentlichen Berufung zurück: 1950 nahm sie ihr Theologiestudium wieder auf.
Da es damals noch keine evangelischen Pfarrerinnen gab, begann Käthe Rohleder 1954, an Fürther Schulen Religion zu unterrichten. Zu einem Teil ihres Lebenswerks wurde ab 1955 ein Wohnheim für junge Frauen und Mädchen, die die Wirren der Nachkriegszeit entwurzelt hatte. Gemeinsam mit der Heimleiterin verwandelte es die engagierte Theologin in ein „Haus für Mutter und Kind“. Auch sie selbst lebte dort. Sie packte nicht nur ehrenamtlich mit an, wo immer es Not tat. Sie hatte auch für die dort wohnenden Frauen stets ein offenes Ohr.
1976 änderte die evangelische Landeskirche ihre Richtlinien. Und Käthe Rohleder wurde kurz vor ihrer Pensionierung als eine der ersten Frauen Bayerns dann doch noch zur Pfarrerin ernannt. Dem „Haus für Mutter und Kind“ blieb sie bis zu ihrem Lebensende verbunden.
„heute, so ihr meine Stimme hört“ rufst du uns zu „verschließt eure Herzen nicht“ deine Stimme ist in der rastlos strömenden Zeit der ruhende Pol, das klärende licht, im Wandel der Dinge Signal und Geleit.
Käthe Rohleder in ihrem Buch „Gespräche mit Gott“
Quellen- und Literaturhinweise
Opp, Johannes: Käthe Rohleder – Auf Umwegen zum Pfarramt. In: Frauengleichstellungsstelle der ELKB: 40 Jahre Frauenordination. München, 2015, S. 54 - 57