Anita Augspurg: Die Unermüdliche

Ihr ganzes Leben widmete Anita Augspurg der Gleichstellung der Frau. Die ausgebildete Lehrerin eröffnete mit ihrer Partnerin 1867 in München das legendäre Fotostudio Elvira – damals ein Skandal. Später studierte sie in der Schweiz Jura, kämpfte für das Frauenwahlrecht und für den Weltfrieden.

Alter Staudamm an der Isar in Icking  (Bayern).
iStock/ FooTToo
Illustration Porträt von Anita Augspurg

Steckbrief

Name
Anita Augspurg
Geboren
1857 in Verden/Aller
Gestorben
1943 in Zürich
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1887–ca.1902:Gründung des Fotoateliers Elvira in München, Vorantreiben der Frauenbewegung in Bayern
1893–1897:Jurastudium in Zürich, Abschluss als erste promovierte Juristin des deutschen Kaiserreichs
1915–1943:Mitgründung und kontinuierliches Engagement in der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit
Zeitalter
Frauenbewegung
Wirkungsfeld
Politik und Medien
Frauenort
Icking Kartenvorschau Icking

Vorkämpferin für Frauenrechte in Bayern

Die Frauenbewegung in Bayern – ohne Anita Augspurg kann man sie sich aus heutiger Sicht kaum vorstellen. Wie viele Frauen ihrer Generation, ließ sie sich in Berlin als Lehrerin ausbilden. 1886 zog sie mit ihrer Partnerin Sophia Goudstikker in das freigeistige München. Dort machten beide eine Lehre zur Fotografin und eröffneten das Fotoatelier Elvira. Ein solcher Schritt galt für Frauen als unerhört. Dennoch oder gerade deshalb wurde das Atelier schnell berühmt. 

Bald trafen sich dort Künstler und Schriftsteller beiderlei Geschlechts sowie viele, die sich für eine bessere rechtliche Stellung der Frau einsetzten. Auch hierzu zählten in München nicht wenige Männer. Ideen, die im Fotoatelier Elvira entstanden, wurden über die regionalen Grenzen hinaus in andere bayerische Städte getragen. 

Doch damit gab sich Anita Augspurg nicht zufrieden: Sie studierte Jura in Zürich, kämpfte gegen die Benachteiligung von Ehefrauen im Bürgerlichen Gesetzbuch, das 1900 in Kraft treten sollte und engagierte sich in der internationalen Frauenrechtsbewegung. 
 

„In Zukunft muss der Zwang aufhören, dass in der Ehe gleich die Hauswirtschaft für die Frau dabei ist.“

Anita Augspurg beim Protest gegen entsprechende Regelungen im Bürgerlichen Gesetzbuch, das 1900 in Kraft trat

Auf der internationalen Bühne 

Während des Ersten Weltkriegs machte sich Anita Augspurg nicht nur für das Frauenwahlrecht stark. Gemeinsam mit ihrer späteren Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann (1868 – 1943) gehörte sie auch zu den Gründerfiguren der Friedensbewegung. Trotz ihres großen politischen Engagements hatten die beiden Frauen auch eine bodenständige Ader: Bis in die 1920er Jahre betrieben sie im Isartal, unter anderem in Icking, mehrere Landhäuser mit großen Gemüsegärten, zeitweise sogar eine Landwirtschaft. 

Klug erkannte Anita Augspurg, dass mit der Einführung des Wahlrechts für Frauen 1919 noch längst keine wirkliche Gleichberechtigung erreicht war. Sie und Lida Gustava Heymann führten ihren Kampf fort, und stellten sich auch früh gegen die aufstrebenden Nationalsozialisten. Nach deren Machtübernahme 1933 flohen die beiden Frauen in die Schweiz. Anita Augspurg starb dort zehn Jahre später, nur wenige Monate nach ihrer Lebensgefährtin. 
 

„Frauen und Mütter Deutschlands, die ihr diesen Weltkrieg miterlebt habt: Müsst ihr nicht alle bereit sein, zu tun, was in euren Kräften steht, die kommenden Geschlechter vor gleichen Katastrophen zu bewahren?“

Anita Augspurg nach dem Ende des Ersten Weltkriegs

Quellen- und Literaturhinweise 

Dünnebier, Anna / Scheu, Ursula: Die Rebellion ist eine Frau. Anita Augspurg und Lida G. Heymann; das schillerndste Paar der Frauenbewegung. Kreuzlingen/München, 2002