Sophie von La Roche: Die Empfindsame
Sie gilt als erste Berufsschriftstellerin Deutschlands und brachte die erste wirkliche Frauenzeitschrift heraus. Und sie brachte Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe und Christoph Martin Wieland zum Schwärmen. Aufgewachsen ist die hoch begabte Sophie von La Roche in Augsburg.


Steckbrief
- Name
- Sophie von La Roche
- Geboren
- 1730 in Kaufbeuren
- Gestorben
- 1807 in Offenbach am Main
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1743–1750: Jugend in Augsburg, Verlobung mit dem italienischen Arzt Giovanni Ludovico Bianconi 1771–1780: Berühmter Salon in Ehrenbreitstein bei Koblenz, Veröffentlichung erster Romane 1783–1784: Herausgabe der Frauenzeitschrift „Pomona für Teutschlands Töchter“ - Zeitalter
- Aufklärung & Napoleon
- Wirkungsfeld
- Literatur
- Frauenort
-
Augsburg
Ein Wunderkind ohne Bildungsmöglichkeiten
Wer den Namen Sophie von La Roche liest, verortet die Schriftstellerin meist automatisch im Rheinland: In Ehrenbreitstein bei Koblenz führte sie einen Salon, den sogar Goethe in seinem Buch „Dichtung und Wahrheit“ erwähnte. Während ihrer Jahre in Speyer gab sie die monatliche Zeitschrift „Pomona für Teutschlands Töchter“ heraus – die erste wirkliche Frauenzeitschrift in deutscher Sprache. Und in Offenbach am Main verbrachte sie die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens.
Mit Kaufbeuren oder Augsburg dagegen wird Sophie von La Roche kaum in Verbindung gebracht. Dabei wurde sie im Allgäu geboren. Und in Augsburg, wo sie aufwuchs, durchlitt sie das vielleicht größte Drama ihres Lebens.
Als Tochter des Arztes Georg Friedrich Gutermann saß sie von klein auf in der väterlichen Bibliothek. Mit drei Jahren konnte sie lesen, mit fünf las sie eigenständig die Bibel. Mit zwölf verwaltete sie die Buchbestände des Vaters. Eine höhere Bildung, beispielsweise Lateinunterricht, gestand er ihr trotzdem nicht zu.
„Sie war die wunderbarste Frau, und ich wüsste ihr keine andre zu vergleichen.“
Johann Wolfgang von Goethe in „Dichtung und Wahrheit“
Verlobte, Ehefrau, Schriftstellerin
1747 verliebte sie sich in Gian Lodovico Bianconi, einen fortschrittlichen Kollegen ihres Vaters. Das Paar verlobte sich. Doch Georg Friedrich Gutermann war gegen eine Hochzeit. 1750 gelang es ihm schließlich, die Verbindung zu lösen.
Seine todunglückliche Tochter schickte er zu seinen Eltern nach Biberach an der Riß. Dort verlobte sie sich mit ihrem Cousin, dem späteren Dichter Christoph Martin Wieland. Nachdem dieser sie über drei Jahre warten ließ, ging sie mit dem Privatsekretär Georg Michael Frank von La Roche eine Vernunftehe ein. Sie brachte acht Kinder auf die Welt und begann, selbst zu schreiben. Sieben Romane veröffentlichte sie zwischen 1770 und ihrem Tod 1807, dazu zahllose Erzählungen und Aufsatzsammlungen.
Heute gilt Sophie von La Roche als erste Berufsschriftstellerin Deutschlands und auch als Begründerin eines neuen Frauenbilds: Die Heldinnen ihrer Romane lehnten sich zwar noch nicht gegen ihre Rolle als Ehefrau und Mutter auf. Doch sie handeln eigenständig und selbstbestimmt. Das ist mehr, als ihnen der Geist dieser Zeit eigentlich zugestand.
„Mit guter Einteilung der Zeit und Gebrauch ihrer Talente können Mädchen neben den schuldigen und vorzüglichen Geschicklichkeiten in Wirtschaftssachen auch Muße genug finden, Himmel, Erde und Menschen kennen zu lernen.“
Sophie von La Roche in „Rosaliens Briefe“, 1780 – 1781
Quellen- und Literaturhinweise
Charlotte Nerl-Steckelberg, Klaus Pott: "Das wahre Glück ist in der Seele des Rechtschaffenen": Sophie von La Roche (1730 – 1807); eine bemerkenswerte Frau im Zeitalter von Aufklärung und Empfindsamkeit. Ausstellungskatalog des Museums Sophie La Roche. Bönningheim, 2000