Anna Bernhardine Eckstein: Die Friedfertige
Mehr als fünfzig Jahre lang engagierte sich Anna Bernhardine Eckstein gegen Krieg und Aggression – zunächst in den USA, später von ihrer Heimatstadt Coburg aus. Ihre visionären Überlegungen flossen in das Fundament der heutigen Weltordnung ein. Und sie wurde für den Friedensnobelpreis nominiert.


Steckbrief
- Name
- Anna Bernhardine Eckstein
- Geboren
- 1868 in Coburg
- Gestorben
- 1947 in Coburg
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1884–1894: Übersiedelung in die USA, Tätigkeit als Kindermädchen und Lehrerin 1893–1908: Tätigkeit und Schulleitung einer Sprachschule in Boston, Engagement in der Friedensbewegung 1909–1947: Umzug nach Coburg, Fortsetzung ihres Einsatzes für den Weltfrieden - Zeitalter
- Jahrhundertwende
- Wirkungsfeld
- Bildung und Erziehung, Politik und Medien
- Frauenort
-
Coburg
Mit 16 in die USA
Mit ihren Ideen für die Festigung des Weltfriedens war Anna Bernhardine Eckstein ihrer Zeit weit voraus. Bereits 1908 forderte sie internationale Verträge, in denen sich alle Länder verpflichten, die Grenzen der anderen zu respektieren. Für den Fall, dass es dennoch zu Streitigkeiten käme, schlug sie vor, ein Schiedsgericht einzurichten. Als Lehrerin wusste die Aktivistin aber auch, dass die Wurzeln für einen dauerhaften Frieden im Kleinen gelegt werden. Deshalb drang sie beim Schulunterricht auf kleine Klassen. Nur so konnte es ihrer Meinung nach gelingen, beim Lernen gesellschaftliche Unterschiede zwischen den Kindern auszugleichen – eine wesentliche Grundlage für ein friedvolles Miteinander.
Sie selbst hatte sich immer wieder neu anpassen müssen. Schon mit 16 hatte die gebürtige Coburgerin ihre Heimatstadt verlassen müssen. Wegen einer unerwünschten Beziehung mit einem Adeligen war sie zu Verwandten nach Amerika gezogen.
„Früher diente der Krieg zur Föderung der siegenden Nation, heute führt er in der Regel zum Ruin beider kämpfenden Teile und wird zum Unglück für die ganze Erde.“
Anna Bernhardine Eckstein, aus einem Text zur Zweiten Haager Friedenskonferenz, 1907
Friedensarbeit über alle Grenzen hinweg
Dort hatte sie als Lehrerin eine rasche Karriere gemacht: Nach einigen Jahren als Kindermädchen und Privatlehrerin begann sie 1893 als Sprachlehrerin an der „Modern School of Languages and Literature“ in Boston; 1897 wurde sie deren Schulleiterin und Besitzerin.
Zwei Jahre später trat sie der amerikanischen Friedensgesellschaft bei. Von 1905 bis 1911 amtierte sie sogar als deren Vizepräsidentin, hielt ungezählte Vorträge und organisierte internationale Bittschriften, die von mehr als einer Million Menschen unterschrieben wurden.
Trotz dieses Erfolgs kehrte Anna Bernhardine Eckstein nach Deutschland zurück und setzte ihre Arbeit für die Friedensbewegung fort. 1913 wurde sie sogar für den Friedensnobelpreis nominiert. Umso härter traf es sie, dass trotz allen Engagements zwei Weltkriege ausbrachen. Müde wurde sie in ihrem Einsatz dennoch nicht. Die große Vordenkerin für den Frieden starb 1947 – zwei Jahre, nachdem mit der Gründung der Vereinten Nationen ein Teil ihrer Visionen Wirklichkeit geworden war.
„Die moderne Entwicklung der Waffen bringt heute sowohl dem Sieger als auch dem Besiegten den Tod.“
Anna Bernhardine Eckstein, aus der „Weltpetition zur Verhütung des Krieges zwischen den Staaten“, 1908
Quellen- und Literaturhinweise
Spenlen, Rüdiger: Anna B. Eckstein. Vortrag anlässlich des 344. Coburger Friedensdankfestes 1985. Meeder, 1985
Sperl, Karl Eberhard: Miss Eckstein und ihr Peace on Earth. Meeder, 2018