Anna Diez: Die Vorreiterin

Bildung und Betreuung bereits vor dem Eintritt in die Schule: Dieser Gedanke war um 1830 noch völlig neu. Die Fuhrmannswitwe Anna Diez jedoch erkannte dessen Bedeutung. Mit ihrer Stiftung schuf sie 1838 die Grundlagen für einen der ersten Kindergärten Deutschlands.

Stadtansicht von Pegnitz mit Brücke
iStock/RudyBalasko
Illustration Porträt Anna Diez

Steckbrief

Name
Anna Diez
Geboren
1770 in unbekannt
Gestorben
1841 in unbekannt
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1801:Umzug mit ihrem Mann, einem Fuhrmann, nach Lauf
1838:Errichtung einer Stiftung zur Gründung eines Kindergartens
Zeitalter
1815 - 1848 (Vormärz)
Wirkungsfeld
Bildung und Erziehung
Frauenort
Lauf an der Pegnitz Kartenvorschau Lauf an der Pegnitz

Hilfe für Kinder und für Mütter

Über ihre Biografie ist so gut wie nichts bekannt. Man weiß von Anna Diez, geb. Vogel, lediglich, dass sie 1801 mit ihrem Ehemann Leonhard von Regensburg nach Lauf zog. Sie überlebte den Fuhrmann und Händler um viele Jahre. Vermutlich blieb sie kinderlos.

Anna Diez muss ein großes Herz für Kinder gehabt haben, und für Mütter, die unter großem wirtschaftlichem Druck standen. Während die Stadtoberhäupter noch diskutierten, ob so etwas überhaupt nötig sei, gründete sie 1838 mit einer Stiftung die erste „Kleinkinderbewahranstalt“. Diese Bezeichnung spricht aus heutiger Sicht Bände: Es ging vor allem darum, kleine Kinder untertags zu „bewahren“ und zu betreuen, während ihre Mütter arbeiteten. Hohe Steuern und Lebensmittelpreise ließen Frauen aus ärmeren Gesellschaftsschichten zu dieser Zeit oft gar keine andere Wahl. 

Eine Pionierin der frühkindlichen Bildung

Anna Diez ging es mit ihrer Stiftung jedoch nicht nur darum, für Kinder, die für die Schule noch zu jung waren, Aufsicht und Essen bereitzustellen. Auch pädagogische Ansätze spielten eine Rolle: Bereits zur Zeit der französischen Revolution war erkannt worden, wie wichtig Bildung bereits vor dem Schulalter war. Sie konnte Kindern gerade aus ärmeren Verhältnissen dabei helfen, sich später einen Platz in der Gesellschaft zu erarbeiten. 

Solche Einrichtungen blieben im 19. Jahrhundert selten. Doch zumindest vielen Kindern in Lauf bot die Stiftung von Anna Diez diese wichtige Starthilfe. Allerdings konnte die „Kleinkinderbewahranstalt“ erst neun Jahre nach dem Tod von Anna Diez eröffnet werden. 

Sie existiert bis heute unter dem Namen „Eckert’sche Kindergartenstiftung“. Offensichtlich hielt man die Benennung nach einem Geldgeber, der 1873 einen Erweiterungsbau ermöglichte, seinerzeit für passender.