Antonie Nopitsch: Die um Mütter Besorgte
Schon früh war Antonie Nopitsch klar, dass sie nach dem Wirtschaftsstudium eine soziale Laufbahn einschlagen wollte. Eine persönliche Erfahrung öffnete ihr die Augen für die Situation unzähliger überlasteter Mütter. Ihr Engagement mündete in die Gründung des Deutschen Müttergenesungswerks.


Steckbrief
- Name
- Antonie Nopitsch
- Geboren
- 1901 in Traunstein
- Gestorben
- 1975 in Nürnberg
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1920–1925: Studium der Nationalökonomie in München, Promotion, Studienaufenthalt in Birmingham 1926–1933: Dozentin für Sozialwissenschaften in Nürnberg, Aufbau des Bayerischen Mütterdiensts 1945–1950: Neustrukturierung des Mütterdiensts in Stein, Gründung des Müttergenesungswerks mit Elly Heuss-Knapp - Zeitalter
- Nachkriegszeit
- Wirkungsfeld
- Soziales
- Frauenort
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Stein bei Nürnberg
Unterstützung für Überforderte
Schon als junge Frau hatte sich Antonie Nopitsch mit sozialen Fragen beschäftigt: Sie hatte Volkswirtschaft studiert und darin ihren Doktor gemacht. Anschließend hatte sie ein Studienjahr bei einer religiösen Gemeinschaft in Birmingham verbracht und sich in der Heilsarmee engagiert. 1926 wurde sie Dozentin an der Evangelischen Sozialen Fachschule für Frauen in Nürnberg. Eine ganz klare Ausrichtung aber gab Antonie Nopitsch ihrem Leben erst der Tod ihrer eigenen Mutter im Jahr 1929.
Diese war nach einem arbeitsreichen Leben daran zerbrochen, dass innerhalb weniger Jahre beide Söhne und ihr Ehemann starben. Hätte es eine Einrichtung gegeben, in der ihre Mutter aufgemuntert und ihre geschwächte Gesundheit gestärkt worden wäre, die 59jährige hätte noch viele Jahre leben können. Davon war Antonie Nopitsch überzeugt. Deshalb beschloss sie, ihr Leben in den Dienst der Mütter zu stellen. Die junge Frau setzte von da an alles daran, in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche ein Angebot aufzubauen, das Mütter im Alltag unterstützt.
„Wir müssen heute die Mütter schulen, auch in der Politik. Die Urteilslosigkeit der Deutschen bedroht ihre Existenz.“
Antonie Nopitsch nach dem Ende des NS-Regimes, 1946
Von der Erholung bis zur Stärkung der Persönlichkeit
Dieses Angebot sollte Müttern aber auch die dringend benötigte Erholung verschaffen und Möglichkeiten bieten, die eigene Persönlichkeit jenseits der Familienarbeit zu entdecken. 1933 gründete Antonie Nopitsch den Bayerischen Mütterdienst, zunächst im Schulterschluss mit den Nationalsozialisten, die gerade die Macht übernommen hatten.
Doch als sich abzeichnete, dass das Regime die Mütterfürsorge nur aus ideologischen Gründen betrieb, ging sie auf Distanz. Sie arrangierte sich mit den Machthabern so weit, dass das Netzwerk des Mütterdiensts erhalten blieb, konnte aber eine komplette Übernahme des Bayerischen Mütterdiensts durch die nationalsozialistische Frauenschaft verhindern.
Nach dem Ende des Dritten Reichs knüpfte sie mit dem Frauenwerk Stein unmittelbar an die Arbeit des Mütterdiensts an. Zusammen mit Elly Heuss-Knapp, der Frau des ersten Bundespräsidenten, gründete sie 1950 das bundesweit tätige Deutsche Müttergenesungswerk. Das gesundheitliche und spirituelle Angebot beider Institutionen verbessert das Leben unzähliger Mütter bis heute.
„Geben Sie uns mehr Raum, geben Sie uns mehr Verantwortung.“
Antonie Nopitsch, 1950
Quellen- und Literaturhinweise
Schneider-Grube, Sigrid u.a.: Fromm – politisch – unbequem. Evangelische Frauen des 20. Jahrhunderts in Bayern. Bad Windsheim, 2008