Argula von Grumbach: Die Kämpferische

Sie hatte keine Scheu, für ihre Überzeugungen einzutreten: Als die Reformen Martin Luthers auch in Bayern diskutiert wurden, machte sich Argula von Grumbach in offenen Briefen für die neue Glaubensrichtung stark. Gemessen an den Verhältnissen der Zeit erreichten ihre Schriften Rekordauflagen.

Stadtansicht von Regensburg
iStock/StGrafix
Illustration Porträt Argula von Grumbach

Steckbrief

Name
Argula von Grumbach
Geboren
Um 1492 in Burg Ehrenfels, Beratzhausen
Gestorben
Um 1554 in Zeilitzheim
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1516:Heirat mit Reichritter Friedrich von Grumbach, dem Verwalter der Stadt Dietfurt
Ab ca. 1523:Beschäftigung mit den Texten Martin Luthers, Veröffentlichung eigener reformatorischer Schriften
1524:Amtsenthebung ihres Mannes wegen Argula von Grumbachs Schriften, Verarmung
Zeitalter
Reformationszeit
Wirkungsfeld
Glaube und Religion
Frauenort
Dietfurt bei Regensburg Kartenvorschau Dietfurt

Vom Herzogshof in die Kleinstadt

Als „starke Frau“ wurde Argula von Grumbach bereits von einem Zeitgenossen bezeichnet. Auch nach heutigen Maßstäben würde diese Beschreibung auf die mutige Vorkämpferin der protestantischen Kirche absolut passen. Für eine Frau ihrer Zeit war die Adelige, die ihre Erziehung am Münchner Herzogshof erhalten hatte, ungewöhnlich gebildet. Doch sie heiratete einen niedriger gestellten Mann, der für die Verwaltung von Dietfurt an der Altmühl zuständig war. Vom kleinstädtischen Leben und der Erziehung ihrer vier kleinen Kinder fühlte sie sich jedoch unterfordert.

Umso wacher verfolgte sie das religiöse Beben, das die Schriften Martin Luthers in weiten Teilen Deutschlands auslösten. Argula von Grumbach verschlang nicht nur alle reformatorischen Texte, die sie bekommen konnte. Sie begann auch rasch, Briefe an alle führenden Köpfen dieser Bewegung zu schreiben.

„Über das Wort Gottes haben sie nichts zu gebieten, weder Papst, Kaiser noch Fürsten.“

Argula von Grumbach in einer Streitschrift, 1523

Beflügelt von den Thesen Martin Luthers

Als ein für die Reformation eintretender Theologe in Ingolstadt gezwungen wurde, diesen Ideen abzuschwören, ergriff Argula von Grumbach in einem öffentlichen Schreiben für ihn Partei. Danach verfasste sie 1523/1524 noch weitere offene Briefe zu religiösen Streitfragen. Dank der aufkommenden Drucktechnik mit beweglichen Lettern verbreiteten sich diese Briefe innerhalb von wenigen Wochen weit über Bayerns Grenzen hinaus. Sie erreichten die damals unvorstellbar große Zahl von über 30.000 Lesern.

Der Autorin selbst brachte dieser Ruhm allerdings kein Glück: Weil sie sich für die Protestanten stark gemacht hatte, wurde ihr Mann vom katholischen bayerischen Herzog seines Amtes enthoben. Die ganze Familie wurde aus dem Herzogtum verbannt und lebte verarmt auf Burggrumbach im heutigen Unterfranken.

Zwar starb Friedrich von Grumbach 1529 oder 1530. Dennoch veröffentlichte Argula von Grumbach bis zu ihrem Tod 1554 keinen einzigen weiteren Text.

„Das Wort Gottes muss unsere Waffe sein – nicht mit Waffen dreinzuschlagen, sondern den Nächsten zu lieben und Frieden untereinander zu haben.“

Argula von Grumbach in einem Brief an die Ratsherren der Reichsstadt Regensburg, 1524

Quellen- und Literaturhinweise

Matheson, Peter: Argula von Grumbach. Göttingen, 2014