Magdalena Heymair: Die Zukunftsweisende

Weil Reime besonders einprägsam sind, kam Magdalena Heymair 1560 auf die Idee, Lernstoff für Kinder in Gedichte zu verpacken. Sie schrieb zudem Texte für Kirchenlieder, die bis ins 20. Jahrhundert hinein gesungen wurden.

Stadtansicht von Regensburg
iStock/StGrafix
Illustration Porträt von Magdalena Heymair

Steckbrief

Name
Magdalena Heymair
Geboren
Um 1535 in Regensburg
Gestorben
Nach 1586 in Kaschau/Slowakei
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1566–1570:Schulmeisterin in Cham
1570–mind. 1578:Schulmeisterin in Regensburg
Ab 1580:Erzieherin für die Kinder des österreichischen Statthalters in Oberungarn, Hans Rueber zu Pixendorf
Zeitalter
Reformationszeit
Wirkungsfeld
Bildung und Erziehung, Glaube und Religion
Frauenort
Regensburg Kartenvorschau

Reime und Religion

Reime lassen sich gut merken. Deshalb hilft es Kindern, wenn etwas, das sie lernen sollen, in Gedichtform formuliert ist. Diese Erkenntnis beflügelte die Schulmeisterin Magdalena Haymair bereits vor knapp 500 Jahren zu einem ebenso ungewöhnlichen wie zukunftsweisenden Werk. Sie fasste in mittelbayerischem Dialekt für den Schulunterricht biblische Inhalte in einprägsamen Versen zusammen. 

Details über ihr Leben sind nur durch die Vorworte ihrer Bücher bekannt. Geboren wurde Magdalena Heymair wahrscheinlich in Regensburg. Anfang der 1560er Jahre war sie Hauslehrerin bei einem Fürsten in Straubing. In dieser Zeit trat sie vom katholischen zum evangelischen Glauben über. Und sie lernte ihren Mann Wilhelm Heymair kennen, der ebenfalls Lehrer und Protestant war. Wegen seiner religiösen Ausrichtung musste das Ehepaar aus Straubing fliehen und ließ sich in Cham nieder. Magdalena und Wilhelm Heymair unterrichteten dort, wohl in ihrer eigenen Wohnung, Kinder im frühen Schulalter.
 

„Gott heilger Geist / ich bitt am meist / Dein hilff mir leist / Zu aller frist / mach mich vergwist / Du ewigs gut / gib starcken mut / Auff das mein hertz und mund / Dich frisch bekenn zu aller stund.“

Magdalena Heymair, Buch Tobias, geschrieben 1586, 23. Gesang

Vom Gedicht bis zum Liedtext

Wegen Glaubensstreitigkeiten mussten die Heymairs 1570 auch Cham verlassen. Sie zogen nach Regensburg. Neben ihrer Arbeit als Schulmeisterin begann Magdalena Heymair, dort auch Gedichte zu veröffentlichen. Sie waren in erster Linie für den Gebrauch im Unterricht bestimmt. Daneben schrieb sie Kirchenlieder und andere Liedtexte, meist auf der Grundlage bereits vorhandener, eingängiger Melodien.

Warum Magdalena Heymair Ende der 1570er Jahre Regensburg verließ, ist nicht bekannt. Überliefert ist, dass sie ab 1580 für einige Jahre als Erzieherin beim Statthalter Österreichs in Oberungarn tätig war und bis zum Tod auf dessen Besitz lebte. Ihre Lieder wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gesungen und von Auswanderern sogar bis nach Amerika getragen. Und Magdalena Heymair blieb für eine Spanne von fast 200 Jahren die einzige Frau, die Texte für den grundlegenden Schulunterricht veröffentlicht hatte.
 

Quellen- und Literaturhinweise

Gross, Marianne: „Als gelehrtes Frauenzimmer und gute Dichterin berühmt“ – Magdalena Heymairin. In: Kätzel Ute, Schrott, Karin (Hrsg.): Regensburger Frauenspuren. Regensburg, 1995

Mayr, Maximiliane: Magdalena Heymair, eine Kirchenlied-Dichterin aus dem Jahrhundert der Reformation. In: Ameln, Konrad u.a. (Hrsg.): Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, 14. Band 1969, S. 133–139

Lichnerova, Lucia: Wenn sich eine Frau in der Männerdomäne durchsetzt – Magdalena Haymair und ihre Publikationsaktivitäten. In: Puchalski, Jacek u.a. (Hrsg.): Studies into the History of the Book and Book Collections, Bd. 16 (3), 2022, S. 319–337, abgerufen am 10.1.2025