Caritas Pirckheimer: Die Standhafte
Die Äbtissin des Nürnberger Klarissenklosters galt als eine der gebildetesten Frauen ihrer Zeit. Als ab 1525 Martin Luthers Lehren regionale Zustimmung fanden, setzte sich Caritas Pirckheimer mit klugen Argumenten gegen die Auflösung ihres Klosters zur Wehr. Es bestand noch bis 1596.


Steckbrief
- Name
- Caritas Pirckheimer
- Geboren
- 1467 in Eichstätt
- Gestorben
- 1532 in Nürnberg
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1479–ca. 1485: Besuch der Klosterschule der Klarissen in Nürnberg, anschließend Eintritt in den Orden der Klarissen 1490–1503: Als „Kindsmeisterin“ Lehrerin der Klosterschule, Arbeit in der Klosterbibliothek, Novizenmeisterin 1503–1532: Äbtissin des Konvents mit 60 bis 70 Schwestern - Zeitalter
- Reformationszeit
- Wirkungsfeld
- Glaube und Religion
- Frauenort
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Nürnberg
Kluges Handeln in schwierigen Zeiten
Das Nürnberger Klarissenkloster muss im frühen 16. Jahrhundert ein ganz besonderer Ort gewesen sein. Geprägt war es zu dieser Zeit vor allem von jener Frau, die 1503 zur Äbtissin gewählt wurde: Caritas Pirckheimer (vor Eintritt ins Kloster – ca. 1485 – bürgerlicher Name: Barbara Pirckheimer). Die damals 36-Jährige lebte zu diesem Zeitpunkt schon seit etwa 20 Jahren im Kloster. Zuvor hatte sie bereits die zugehörige Klosterschule besucht. Schon beim Antritt ihres Amts galt die neue Äbtissin als freundlich, einfühlsam, klug und überaus gelehrt.
All diese Eigenschaften halfen ihr, das Kloster ab 1525 durch schwere Zeiten zu steuern. Denn als 1525 die Lehren Martin Luthers in Nürnberg verbindlich anerkannt wurden, hatten Frauenklöster einen schlechten Stand. Nach damaliger Auffassung lag die Bestimmung einer Frau im Dasein als Ehefrau und Mutter. Ein enthaltsames sowie geistliches Leben stand hierzu im Widerspruch.
„Meinten sie vielleicht, wir sollten uns einen Mann nehmen? Davor behüt‘ uns Gott!“
Caritas Pirckheimer über die Forderung, Frauenklöster im Zuge der Reformation aufzulösen
Austausch mit den Klugen und Mächtigen
Trotz vieler Anfeindungen und aufgebrachter Mütter, die ihre Töchter mit Gewalt aus dem Orden holten, gelang es Caritas Pirckheimer, ihr Kloster durch diese herausfordernde Zeit zu lotsen. Ihr Mut, ihr diplomatisches Geschick, aber auch ihre Bildung beeindruckten die klügsten Köpfe der Zeit. Die weise Äbtissin stand unter anderem mit dem Universalgelehrten Erasmus von Rotterdam und dem Dichter Conrad Celtis in regem Briefwechsel.
Bei dem Reformator Philipp Melanchthon warb sie mit Erfolg für den Fortbestand ihres Klosters. Sie konnte bewirken, dass die Nürnberger Klarissinnen nach ihren alten Regeln weiterleben durften. Allerdings musste sie bittere Einschränkungen hinnehmen: So durfte das Kloster keine neuen Schwestern aufnehmen. Das Kloster überdauerte die 1532 verstorbene Caritas Pirckheimer noch über 60 Jahre. Erst 1596 wurde es, nach dem Tod der letzten Nonne, aufgelöst.
Quellen- und Literaturhinweise
Bennewitz, Nadja: „Meinten sie vielleicht, wir sollten uns einen Mann nehmen? Davor behüt uns Gott!“. Nürnberg, 1999.
„Meinten Sie vielleicht, wir sollten uns einen Mann nehmen? Davor behüt‘ uns Gott!“ – eine Äbtissin in der Reformation. Hörbild auf: Liebler Michael (verantw.): Zwischenfälle – Hörgeschichte auf Radio Z, abgerufen am 13. April 2025.