Kunigunde Hergot: Die Umsichtige

Die Werkstatt des verstorbenen Mannes weiterführen, sogar eigene Geschäftsideen entwickeln – das war zu Lebzeiten Kunigunde Hergots völlig unüblich. Die kluge Druckerin tat es im Nürnberg des frühen 16. Jahrhunderts trotzdem.

Stadtansicht Nürnberg
iStock/olrat
Illustration Porträt Kunigunde Hergot

Steckbrief

Name
Kunigunde Hergot
Geboren
Unbekannt in Unbekannt
Gestorben
1547 in Nürnberg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
Vor 1527:Heirat mit dem Nürnberger Druckermeister Hans Hergot, Mitarbeit in der Werkstatt
1527–1539/40:Offiziell verzeichnete Druckerin
1540:Ende der nachweisbaren Tätigkeit Kunigunde Hergots als Druckerin
Zeitalter
Reformationszeit
Wirkungsfeld
Handwerk
Frauenort
Nürnberg Kartenvorschau Nürnberg

Eine Witwe kämpft für Recht und Besitz

Heute erscheint es uns völlig selbstverständlich, dass eine Frau den Betrieb ihres verstorbenen Mannes übernehmen kann – umso mehr, wenn sie selbst darin mitgearbeitet hat und alle Abläufe kennt. Im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit war eine solche Lösung nicht vorgesehen: Eine handwerkliche Werkstatt musste, zumindest in einer Stadt, von einem Meister geführt werden. Starb dieser, erlosch das Meisterrecht. Frauen durften von vornherein keine Meisterprüfung ablegen. Wollten sie als Witwen eine bestehende Werkstatt erhalten, blieb ihnen nur die Möglichkeit, einen Gesellen zu heiraten, der Meister werden konnte.

In einigen bayerischen und fränkischen Städten, beispielsweise in Nürnberg, gab es allerdings Ausnahmen, zumindest für eine gewisse Übergangszeit. Manche Frauen wussten diese Zeit klug zu nutzen. Eine von ihnen war die Druckerin Kunigunde Hergot.
 

Erfolg mit Bibeln und Kirchenliedern

Sie heiratete in den 1520er Jahren den Druckermeister Hans Hergot, der sich gerade ein neues Geschäftsfeld erschloss. 1525 hatte sich Nürnberg der Reformation angeschlossen, und die Lehren Martin Luthers verlangten nach Bibeln, die nicht in Latein, sondern auf Deutsch geschrieben waren. Hergot druckte solche Bibeln sowie religiöse Flugblätter. Allerdings kostete ihn ein solches Flugblatt bei einer Reise in katholische Gebiete 1527 den Kopf.

Kunigunde Hergot heiratete bald darauf einen Drucker aus Bamberg. Dennoch war sie es, die die Werkstatt ihres ersten Mannes zu einer neuen Blüte führte: Sie erkannte, dass Noten und Texte für Kirchenlieder in deutscher Sprache benötigt wurden. Darauf spezialisierte sie sich und vertrat die Druckerei beispielsweise auf der schon damals wichtigen Messe in Leipzig.

Bis 1539 lässt sich nachweisen, dass Kunigunde Hergot Bücher und Liedblätter druckte. Im gleichen Jahr kauften sie und ihr Mann ein Anwesen in der Nürnberger Innenstadt. Danach wissen wir über ihr Leben nichts mehr. Wir kennen nur noch das Datum ihres Todes.
 

Quellen- und Literaturhinweise

Christine Sauer (Hrsg.): Frauen machen Druck! Nürnbergs Buchdruckerinnen in der frühen Neuzeit. Nürnberg, 2023