Augusta Enders-Schichanowsky: Die Abenteuerlustige

Um in den hohen Norden reisen zu können, ließ die Malerin Augusta Enders-Schichanowsky Mann und Kind zurück. Ganz allein machte sie sich auf nach Alaska, wo sie in einer einsamen Blockhütte lebte. Später schrieb sie ein Buch über ihre Erlebnisse.

Stadtansicht von Bayreuth
iStock/Rudolf Ernst
Illustration Porträt von Augusta Enders-Schichanowsky

Steckbrief

Name
Augusta Enders-Schichanowsky
Geboren
1865 in Forchheim
Gestorben
1936 in Varel/Oldenburg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1884–1885:Heirat mit Buchhändler Alfred Schichanowsky, Geburt von Sohn Alfred
1887–1900:Ausbildung zur Malerin in Paris, geografische und fotografische Studien in Berlin
1900–1911:Mehrere Reisen nach Alaska
Zeitalter
Jahrhundertwende
Wirkungsfeld
Bildende Kunst, Wissenschaft
Frauenort
Bayreuth Kartengrafik mit markiertem Ort Bayreuth.

Der Traum vom hohen Norden

Ein bürgerliches Frauenleben passte zu Augusta Enders-Schichanowsky genau drei Jahre lang: Nach einer Kindheit und Jugend vor allem in Bayreuth heiratete sie mit 19 einen Buchhändler. Ein Jahr später kam Söhnchen Alfred auf die Welt. Dann sprengte die junge Frau das gesellschaftliche Korsett: 1887 ließ sie Mann und Kind zurück und ging nach Paris. Dort nahm sie Malunterricht und lernte auf Abendveranstaltungen einige Polarforscher kennen. Bald stand ihr Entschluss fest: Auch sie wollte in den Norden. 

1900 ging die inzwischen 35jährige zunächst nach New York, wo ihr Bruder lebte. Dort wollte sie sich einer Polar-Expedition anschließen. Doch als Frau wollte sie niemand mitnehmen. Also machte sie sich allein auf den Weg: Zunächst mit dem Zug quer über den amerikanischen Kontinent nach Seatlle. Von dort dann per Schiff nach Alaska, damals Ziel vieler Goldsucher. Auch Augusta Enders-Schichanowsky hoffte auf einen großen Goldfund, um damit eine eigene Forschungsexpedition zu finanzieren.
 

„Furcht kannte ich nicht im Leben, und wehe dem, der mich angriff…!“

Augusta Enders-Schichanowsky, „Im Wunderland Alaska“, 1926

Ein Winter voller Gefahren 

Obwohl dies nicht gelang, wollte die mutige Malerin und Forscherin in Alaska bleiben. Doch sie bekam ein Nierenleiden und musste nach Deutschland zurückkehren. Im Spätsommer 1903 traf sie erneut in Alaska ein und bezog eine Blockhütte in völliger Einsamkeit. Dort sammelte sie Pflanzen, skizzierte begeistert die polare Landschaft und knüpfte Kontakte zu den Inuit, die sie sehr bewunderte. 

Der extrem harte Winter aber, den sie unter größten Gefahren alleine in ihrer Hütte verbrachte, setzte ihrer Gesundheit so zu, dass sie die Polarregion erneut verlassen musste. Sie blieb in den USA, lebte vom Verkauf ihrer Bilder und hoffte, damit auch eine weitere Reise in die Arktis zu finanzieren. Doch das gelang ihr nicht. 1911 fuhr sie nach Deutschland zurück. 

1924 bis 1929 lebte die unerschrockene Polarreisende in Garmisch und schrieb ihr Buch „Im Wunderland Alaska“. Es ist bis heute in gut sortierten Antiquariaten erhältlich und macht ihren Mut, ihre packenden Erlebnisse und ihre genaue Beobachtungsgabe noch immer fassbar.
 

„In Duft und Äther stand ich da, und konnte nur schauen, und schauen, und immerzu schauen.“

Augusta Enders-Schichanowsky über ihre Ankunft in der Arktis, „Im Wunderland Alaska“, 1926

Quellen- und Literaturhinweise

Thomas Felsenstein: Im Wunderland Alaska – Das abenteuerliche Leben der Augusta Enders-Schichanowsky. In: Haus der Bayerischen Geschichte (Hrsg.), Good Bye Bayern, Grüß Gott America. Katalogbuch zur Ausstellung. Augsburg, 2004

Augusta Enders-Schichanowsky: Im Wunderland Alaska. Erlebnisse und Eindrücke einer deutschen Frau in der Arktis. Leipzig, 1926. In Antiquarien erhältlich.