Caroline Kempter: Die sich Verwirklichende
Caroline Kempter gelang es nicht nur, Ende des 19. Jahrhunderts auf dem hart umkämpften Münchner Kunstmarkt Fuß zu fassen. Sie ging auch auf Studienreise nach Südamerika. Nach ihrer Rückkehr unterrichtete sie aufstrebende Malerinnen und gründete ihre eigene Kunstschule.


Steckbrief
- Name
- Caroline Kempter
- Geboren
- 1856 in Illertissen
- Gestorben
- 1925 in Illertissen
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1881–1883: Ausbildung an der königlichen Kunstgewerbeschule in München 1894–1895: Studienreise nach Chile 1899–1925: Tätigkeit als Kunstlehrerin, zunächst an der Damenakademie, dann auch in ihrer eigenen Malschule - Zeitalter
- Jahrhundertwende
- Wirkungsfeld
- Bildende Kunst, Bildung und Erziehung
- Frauenort
-
Illertissen
Eine Malerin behauptet sich unter Männern
Schon für Männer war ein Künstlerleben im München des ausgehenden 19. Jahrhunderts meist kein Zuckerschlecken. Zwar verfügte die Stadt über einen großen, auch international beachteten Kunstmarkt. Doch gab es um 1890 auch an die 3.000 Künstler, die um Ausstellungsmöglichkeiten, zahlungskräftige Kunden und öffentliche Aufträge konkurrierten. Frauen, die von der Gesellschaft noch nicht einmal als „vollwertige“ Künstlerinnen anerkannt wurden, hatten es noch viel schwerer.
Um so höher ist die Lebensleistung der Malerin Caroline Kempter zu bewerten: Es gelang ihr nicht nur, sich auf diesem umkämpften Markt zu behaupten. Sie erfüllte sich auch den für viele Frauen unerreichbaren Lebenstraum von vollkommener Eigenständigkeit.
Mit dem Ziel, Zeichenlehrerin zu werden, ließ sie sich an der königlichen Kunstgewerbeschule ausbilden. Danach nahm sie privaten Unterricht bei einem bekannten Landschaftsmaler. Anfang der 1890er Jahre wurde sie in München auch selbst als Landschaftsmalerin geführt.
Eine Studienreise ans andere Ende der Welt
Um diese Zeit trat Caroline Kempter auch dem frisch gegründeten Münchner Künstlerinnenverein bei. Er vermittelte seinen Mitgliedern unter anderem Ausstellungsmöglichkeiten und internationale Kontakte. Diese halfen der zielstrebigen Malerin, 1894 ein für eine Frau damals unerhörtes Vorhaben zu verwirklichen: Sie ging auf eine Studienreise nach Chile.
Nach ihrer Rückkehr griff die weitgereiste Künstlerin ihre ursprünglichen Berufspläne wieder auf: Sie wurde Lehrerin an der ebenfalls vom Künstlerinnenverein betriebenen Damenakademie. Und sie gründete eine eigene Kunstschule. Die meiste Zeit arbeiteten die Schülerinnen mit ihrer Dozentin im Atelier. In den Sommermonaten aber organisierte Caroline Kempter Malaufenthalte am Starnberger See und in Landsberg am Lech.
Heute sind nur noch Bruchstücke über Caroline Kempters Leben und Persönlichkeit bekannt. Diese aber lassen erahnen, dass sie eine mutige und selbstbewusste Frau gewesen sein muss, die sich über gesellschaftliche Vorstellungen hinwegsetzte, unbeirrt ihren Weg ging – und ihn für andere ebnete.
Quellen- und Literaturhinweise
Galerie der Panther, abgerufen am 27. Februar 2025
Sauerbrey, Beate: Caroline (Lina) Kempter (1856 – 1925): Von der Studentin an der Kgl. Kunstgewerbeschule zur freischaffenden Künstlerin. In: Verein Heimatpfleger Illertissen und Umgebung (Hrsg.): Der Heimatfreund, veröffentlicht in mehreren Teilen in den Ausgaben Nr. 19 (2009), Nr. 20 (2010), 21 (2011), 22 (2012) und 23 (2013)