Barbara Stamm: Die Mitfühlende

Erzieherin, Bayerische Sozial- und Gesundheitsministerin, Präsidentin des Bayerischen Landtags: Die Karriere von Barbara Stamm war steil. Doch sie wurzelte in einer schwierigen Kindheit. Darin liegt einer der Gründe, warum sich die CSU-Politikerin für alle starkmachte, die es nicht leicht hatten.

Stadtansicht von Würzburg
iStock/Leonid Andronov
Illustration Porträt von Barbara Stamm.

Steckbrief

Name
Barbara Stamm
Geboren
1944 in Bad Mergentheim
Gestorben
2022 in Würzburg
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1974–1989:Leiterin des Schifferkinderheims, Würzburg
1994–2001:Staatsministerin für Arbeit, Soziales und Frauen, stellvertretende Ministerpräsidentin
2013–2018:Präsidentin des Bayerischen Landtags
Zeitalter
Ab 1980er Jahre
Wirkungsfeld
Politik und Medien, Soziales
Frauenort
Würzburg Kartengrafik mit markiertem Ort Würzburg.

Von der Erzieherin zur Landtagspräsidentin

Kinder und Familien, Schwache und Benachteiligte: Ihnen schenkte Barbara Stamm stets ihre ganze Kraft. Als bayerische Sozial- und Gesundheitsministerin, als stellvertretende Ministerpräsidentin und als Landtagspräsidentin hatte sie immer ein offenes Ohr. Mit Leidenschaft kämpfte sie für die Anliegen derer, mit denen es das Leben nicht so gut meinte. Vor allem lag ihr am Herzen, Kinder aus schwierigen Verhältnissen zu unterstützen. 

Ihnen fühlte sie sich auch deshalb nahe, weil sie deren Schicksal teilte: Als Tochter einer gehörlosen Schneiderin war Barbara Stamm zunächst in einer Pflegefamilie, später in verschiedenen Heimen aufgewachsen. Eine Religionslehrerin ermöglichte ihr schließlich die damals noch mit hohen Kosten verbundene Ausbildung zur Erzieherin. 

In diesem Beruf arbeitete sie auch als Mutter von drei Kindern weiter. 1974 bis 1989 leitete sie das Schifferkinderheim in Würzburg, in dem Kinder von Binnenschiffern betreut wurden.

„Mich Widerspruchsgeist wollen Sie bei sich in der Regierung haben?“

Barbara Stamm zu Franz Josef Strauß anlässlich ihrer Ernennung zur Staatssekretärin 1987

Vorbild für das Miteinander von Familie und Karriere 

Früh ging Barbara Stamm auf Tuchfühlung mit der Politik. Mit 25 wurde sie Mitglied der CSU. 1972 bis 1987 saß sie im Würzburger Stadtrat, ab 1976 auch im Bayerischen Landtag. Für viele Fragen der Sozial- und Familienpolitik setzte sie sich dort hartnäckig und unerschrocken ein. 
Ab 1987 war sie Staatssekretärin, ab 1994 Sozial- und GesundheitsministerinMinisterin für Arbeit und Soziales. Fast nebenbei wurde sie mit dieser Karriere zur Vorreiterin für ein damals noch ungewohntes Frauenbild. 

Beinahe vergessenUnvergessen bleibtist auch Barbara Stamms Einsatz für die „Niemandskinder“ in Rumänien, die dort Anfang der 1990er-Jahre unter furchtbaren Bedingungen in Heimen lebten. Hieran und aAn ihn ihr besonders Engagement für die bayerisch-rumänische Freundschaft erinnert die Barbara Stamm-Medaille. Damit ehrt das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales seit 2023 Persönlichkeiten, die sich um die bayerisch-rumänischen Beziehungen verdient machen. Barbara Stamm galt als „soziales Gewissen“ der bayerischen Politik und wurde über Parteigrenzen hinweg für ihren unermüdlichen Einsatz für die Schwachen in der Gesellschaft geschätzt.
 

„Menschen, die sich schwertun, müssen spüren, dass wir Politiker an ihren Lebenslagen nicht nur interessiert sind, sondern für sie auch gute Rahmenbedingungen schaffen.“

Barbara Stamm in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, 2021