Mathilde Berghofer-Weichner: Die Pionierin

In vielen Bereichen betrat Mathilde Berghofer-Weichner als Frau Neuland: Sie übernahm als erste ein bayerisches Ministeramt, wurde schließlich auch die erste stellvertretende Ministerpräsidentin. Ihre klare Linie und ihren Blick für die Menschen hat sie dabei nie verloren.

Stadtansicht München
iStock/
Illustration Porträt Mathilde Berghofer-Weichner

Steckbrief

Name
Mathilde Berghofer-Weichner
Geboren
1931 in München
Gestorben
2008 in München
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1949:Abitur an einer Oberrealschule für Jungen in Gräfelfing
1949–1966:Jurastudium mit Promotion in München, anschließend Staatsanwältin und Landgerichtsrätin
1970–1994:Mitglied des Bayerischen Landtags, 1986 – 1993 Justizministerin
Zeitalter
Wirtschaftswunderjahre
Wirkungsfeld
Politik und Medien
Frauenort
München Kartengrafik mit markiertem Ort München.

Eine junge Frau erkämpft sich Beachtung 

Mathilde Berghofer-Weichner musste früh lernen, sich unter Männern zu behaupten: 1944 zog die Familie wegen der Bombenangriffe auf München in ein Gartenhaus im nahegelegenen Stockdorf. Und die 13-Jährige wechselte von einem gemischten Gymnasium auf eine nahe gelegene Oberrealschule für Jungen. Vielleicht nahm diese Erfahrung der Abiturientin die Furcht, sich für ein durch und durch männlich geprägtes Studienfach zu entscheiden: Jura. Den Doktortitel in der Tasche, arbeitete sie ab 1957 an einem Münchner Gericht, unter anderem als Staatsanwältin und Landgerichtsrätin. Später wechselte sie als Beamtin ans Kultusministerium.

Doch auch die Politik faszinierte Mathilde Berghofer-Weichner früh: 1956 kandidierte sie als CSU-Mitglied für einen Sitz im Gemeinderat ihres Wohnorts, engagierte sich aber auch überregional im Bundesvorstand der Jungen Union. Ihr Ziel: Auch andere Frauen zu einem Weg in die Politik zu ermutigen.
 

„Nach dem Inhalt der Zeugnisse ist die Bewerberin strebsam, fleissig, zuverlässig, selbstsicher, jedoch nicht unbescheiden.“

Aus den Personalakten des Justizministeriums, Eintrag von 1957

Klare Linie in schwierigen Zeiten 

Sie selbst übernahm auf vielen Ebenen die Rolle der Vorreiterin: Als Staatssekretärin im Ministerium für Unterricht und Kultus war sie ab 1970 die erste Frau, die einer bayerischen Regierung angehörte. 1986 wurde sie die erste Ministerin des Freistaats, 1988 zudem stellvertretende Ministerpräsidentin. 

Als Justizministerin steuerte sie ihr Haus durch schwierige Zeiten. Die letzte Terrorwelle der „Roten Armee-Fraktion“ bedrohte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Und die deutsche Wiedervereinigung warf auch auf Länderebene gesetzliche Fragen auf. Die unerschrockene Politikerin meisterte alle Herausforderungen mit klarer Linie und verlor dabei die Menschen nie aus dem Blick. Dass sie 1993 nicht mehr in dieses Amt berufen wurde, traf sie hart. 

Privat war ihr Glück nur von kurzer Dauer. 1969 heiratete Mathilde Berghofer-Weichner den 22 Jahre älteren Präsidenten des Bayerischen Landessozialgerichts, Robert Berghofer. Er starb vier Jahre später. Dessen Sohn und Enkel aber blieben Mathilde Berghofer-Weichner ihr Leben lang verbunden.  
 

„Die Gleichberechtigung steht zwar schon lange im Grundgesetz. Meines Erachtens ist sie aber zu Ungunsten der Frauen bis heute noch nicht richtig mit Leben erfüllt worden.“

Mathilde Berghofer-Weichner in einer Rede, 1992

Quellen- und Literaturhinweise 

Ursula Männle (Hrsg.): Mathilde Berghofer-Weichner – Eine starke Frau in der Politik. München, 2018