Bertha Scheiding: Die Durchsetzungsfähige
Die Frauenbewegung und ihre Ziele auch in einer kleinen Stadt wie Hof zu verankern: Das war das Lebensziel von Bertha Scheiding. Sie gründete dort 1904 einen umtriebigen Verein, organisierte Kurse und Vorträge. Über 14.000 Hoferinnen nahmen dieses Angebot wahr.


Steckbrief
- Name
- Bertha Scheiding
- Geboren
- 1863 in Hof
- Gestorben
- 1941 in Hof
- Wichtige Stationen
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Zeitraum Tätigkeit 1904–1933: Vorsitzende des Hofer Vereins „Frauenwohl“ Ab 1904: Aufbau eines umfassenden Kurs- und Veranstaltungsprogramms für Frauen 1912–1918: Ankauf dreier benachbarter Häuser für den Verein in der Hofer Innenstadt - Zeitalter
- Frauenbewegung
- Wirkungsfeld
- Bildung und Erziehung
- Frauenort
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Hof
Ein Verein zum Wohl der Frauen
Nicht alle, die Anfang des letzten Jahrhunderts für eine verbesserte Situation der Frauen kämpften, waren radikal. Viele Frauenrechtlerinnen, gerade in den kleineren Städten, kamen aus der bürgerlichen Mitte. Sie waren verheiratet, gesellschaftlich angesehen, und nutzten genau diese Position, um ihre Anliegen voranzubringen. In Hof war es vor allem Bertha Scheiding, die der Frauenbewegung den Weg ebnete.
Die Ehefrau eines Arztes und Politikers gründete zunächst 1904 den Verein „Frauenwohl“: Er informierte in einer Vielzahl von Vorträgen über Möglichkeiten, die Position der Frauen zu stärken und voranzubringen. Die Themen reichten von der Bildung bis zur Erwerbstätigkeit.
Außerdem bot der Verein Kurse zu traditionellen weiblichen Tätigkeiten wie Haushaltsführung, Nähen und Kochen an. An die 14.000 Hoferinnen nahmen im Lauf der Jahre an diesen Kursen teil. Zur Entlastung berufstätiger Frauen wurde zudem ein Kindergarten eingerichtet.
Vorträge, Kurse und eine „Arbeitsschule“
Bertha Scheiding organisierte nicht nur dieses umfassende Angebot. Sie sorgte mit verschiedensten Wohltätigkeitsveranstaltungen auch dafür, dass alles finanziert werden konnte. Mit dem Einsammeln von Spenden hatte Bertha Scheiding so großen Erfolg, dass der Verein Frauenwohl zwischen 1912 und 1918 drei benachbarte Häuser in der Innenstadt kaufen konnte. Zu ihnen gehörte auch eine bereits bestehende „Frauenarbeitsschule“. Sie bereitete Frauen auf verschiedene Berufe vor, die aus damaliger Sicht für das weibliche Geschlecht geeignet erschienen. Der Verein übernahm diese Schule und betrieb sie sehr erfolgreich weiter.
Der große Einschnitt kam 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Sie wandelten den Verein Frauenwohl in einen reinen „Hausfrauenverein“ um und verkauften die Vereinsgebäude an die Stadt Hof. Bertha Scheiding stellte angesichts dieser Veränderungen ihre Arbeit im Verein ein. Ihr Beitrag zur wirklichen Gleichstellung von Frauen und Männern wirkt dennoch bis heute nach.