Carola von Crailsheim: Die Anpassungsfähige
Ihre literarische Karriere wurde durch die Nationalsozialisten jäh unterbrochen. Doch Carola von Crailsheim verlor nicht den Mut und knüpfte nach dem Krieg wieder daran an. Und sie leistete in den Jahren dazwischen einen Beitrag zum Erhalt eines Hauses der Künstlerkolonie Dachau.


Steckbrief
- Name
- Carola von Crailsheim
- Geboren
- 1895 in Bayreuth
- Gestorben
- 1982 in München
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit ca. 1922–1926: Studium der Literatur in Jena, Begegnung mit der Schriftstellerin Sophie Hoechstetter 1931–ca.1944: Bekanntschaft mit dem Ehepaar Petersen, Umzug in die Dachauer Moosschwaige 1945–1955: Auslandskorrespondentin in Schweden, anschließend Rückkehr nach Bayern - Zeitalter
- NS-Zeit
- Wirkungsfeld
- Literatur
- Frauenort
-
Dachau
Stationen in ganz Bayern
Immer wieder musste die Schriftstellerin Carola von Crailsheim in ihrem Leben neu beginnen. Das fing schon in ihrer Kindheit an: Weil ihr Vater als Beamter oft versetzt wurde, besuchte sie in Passau, Augsburg und München die Schule. Die Ferien allerdings verbrachte sie mit ihren drei Schwestern immer im Schloss der Familie in Rügland. Dessen Schönheit setzte sie später auch in der Erzählung „Episode auf Schloss Rügland“ ein Denkmal.
Doch bevor es dazu kam, hatte Carola von Crailsheim noch weitere Stationen durchlaufen: Sie hatte in Berlin ihr journalistisches Talent erprobt, in Jena Literatur studiert und dort auch die Schriftstellerin Sophie Hoechstetter kennengelernt. Diese unterstützte die junge Autorin beim Verfassen eines Jugendromans und wurde ihre Lebensgefährtin. Anfang der 1930er Jahre bauten sich die beiden Frauen ein Haus in Pappenheim. Allerdings lebten sie hauptsächlich mit dem Künstlerehepaar Elly und Carl Olof Petersen in der Großen Moosschwaige, einem Teil der Künstlerkolonie Dachau.
„Da ich in Deutschland nicht der Partei angehörte, waren mir als Schriftstellerin alle Wege versperrt. (…) Die Ausweglosigkeit dieses qualvollen Zustands nahm mir alle Kraft.“
Carola von Crailsheim rückblickend über ihre Situation während der NS-Zeit
Neuanfang in Schweden, Rückkehr nach München
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten versiegten die journalistischen Aufträge für Carola von Crailsheim, weil sie sich weigerte, der NSDAP beizutreten. Sie schrieb historische Romane, konnte diese aber nur bis 1938 veröffentlichen. 1939 mussten die Petersens auf Druck des Regimes Deutschland verlassen. Carola von Crailsheim versuchte, das traditionsreiche Haus als Erholungsstätte für Künstler zu erhalten. Und sie pflegte ihre 22 Jahre ältere Lebensgefährtin. Sophie Hoechstetter starb im April 1943. Kurz darauf ließen die Nationalsozialisten die Große Moosschwaige räumen.
Carola von Crailsheim zog nach Pappenheim und führte eine Buchhandlung. 1945 ging sie nach Schweden. Wegen ihrer Distanz zum NS-Regime standen ihr dort als Journalistin alle Türen offen. Privat fand sie mit der inzwischen verwitweten Elly Petersen neues Glück. 1955 zogen beide nach München. Was von Carola von Crailsheim bleibt, ist nicht nur ihr literarisches Werk, sondern auch ihr Beitrag zum Erhalt eines Hauses, das zum kulturellen Erbe Dachaus zählt.
„Plötzlich, wie durch Zauber, war ich aller Not und Bedrückung enthoben. Ich konnte als Journalistin frei arbeiten, fand auch gleich so viel zu tun, dass ich es vor Freude kaum fassen konnte.“
Carola von Crailsheim über ihren Neustart in Schweden
Quellen- und Literaturhinweise
Blogartikel: Künstlerhäuser,-Villen und-Unterkünfte in Dachau
Schütz, Hartmut: Erinnerung an Carola von Crailsheim – Zum 101. Geburtstag, abgerufen am 13.12.2024
Dettelbacher, Werner: Carola von Crailsheim. In: Meidinger-Geise, Inge: Frauengestalten in Franken. Würzburg, 1985. S. 234 - 237