Eleonore Romberg: Die Mahnerin für den Frieden
Als 20-jährige hatte Eleonore Romberg die Bombardierung Münchens erlebt. Danach setzte sie sich ein Leben lang für den Weltfrieden ein. Kirche und konservative Politiker unterstellten ihr deshalb eine verdächtige Nähe zum Kommunismus. Erst spät wurde ihre Leistung wirklich gewürdigt.


Steckbrief
- Name
- Eleonore Romberg
- Geboren
- 1923 in München
- Gestorben
- 2004 in München
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1946–1951: Sekretärin des Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion, Alois Hundhammer ab 1956: Mitglied der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) 1961–1983: Studium der Soziologie, anschließend Dozentin und Professorin an der kath. Stiftungshochschule - Zeitalter
- Wirtschaftswunderjahre
- Wirkungsfeld
- Bildung und Erziehung, Politik und Medien
- Frauenort
-
München
Von vorneherein verdächtig
Mit Ausgrenzung war Eleonore Romberg aus verschiedenen Gründen ihr ganzes Leben lang konfrontiert. Mit 14 erkrankte sie an Kinderlähmung. Eine Gehbehinderung blieb zurück. Deshalb wurde sie aus den Jugendorganisationen der damals herrschenden NSDAP ausgeschlossen. Ein Fakt, der das kritische Denken des jungen Mädchens sicher förderte. Denn auch wenn die Jugendliche zunächst nur den Volksschulabschluss machen konnte, war sie hochintelligent.
Mit Anfang 20 erlebte sie die Bombardierung Münchens im Zweiten Weltkrieg. Die Erlebnisse aus dieser Zeit waren der Grund, warum sie sich später für den Weltfrieden engagierte. Unmittelbar mit Politik in Berührung kam sie erstmals 1946: Sie wurde die Sekretärin des Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion, Alois Hundhammer. Und sie verlobte sich dem Arzt Ernst-Heinrich Romberg, der in eine kommunistische Organisation eingebunden war. Das galt in Westdeutschland Anfang der 1950er Jahre als verdächtig. Als ihr Verlobter nach Ostdeutschland reiste, wurde ihr fristlos gekündigt.
„Ich habe die ganzen Bombardements in München erlebt, auch wenn die nicht vergleichbar waren mit Dresden oder Hamburg, aber es hat gereicht, um Krieg (…) abzulehnen, als (…) Verletzung von Menschenwürde.“
Eleonore Romberg in einem Zeitzeugeninterview des Hauses der Bayerischen Geschichte, 1995
Vom Volksschulabschluss zur Professorin
1956 trat sie der Internationalen Liga für Frieden und Freiheit (IFFF) bei. Und sie holte die schulische Bildung nach, die ihr in der Jugend versagt worden war: Über die Abendschule machte sie Mittlere Reife und Abitur. Anschließend studierte sie Soziologie. Über die IFFF lernte sie die Leiterin einer Fachhochschule für Sozialarbeit kennen. 1968 wurde Eleonore Romberg Dozentin, schließlich auch Professorin. Doch der katholischen Kirche, die die Fachhochschule betrieb, ging ihr Einsatz für die IFFF zu weit. Sie musste ihr Engagement dort ruhen lassen, sonst hätte sie ihre Stelle verloren.
Die Anschuldigung, Kommunistin zu sein, verfolgte sie auch später noch: 1986 forderten Münchnerinnen und Münchner Eleonore Romberg auf, für den Landtag zu kandidieren. Der Widerstand konservativer Kreise war erbittert. Trotzdem zog sie als unabhängige Abgeordnete ins Parlament ein.
Erst spät fand ihr Einsatz für den Weltfrieden wirklich Anerkennung. So wurde sie 1991 mit dem Bayerischen Friedenspreis und 1993 mit der Medaille „München leuchtet“ ausgezeichnet.
„Liebe Eleonore (…), ich habe dich stets bewundert ob deiner unerschütterlichen Kraft und Ausdauer, die von den Entwicklungen äußerst strapaziert werden, aber auch wegen deines trockenen Humors, den du bei allem nie verloren hast.“
Sabine Czampai, zu dieser Zeit dritte Bürgermeisterin Münchens, bei der Verleihung der Medaille „München leuchtet“ an Eleonore Romberg, 1993
Quellen- und Literaturhinweise
Heidi Meinzolt (Hrsg.): Eleonore Romberg – Ein Leben für Frieden und Freiheit. München, 2023
Gleichstellungsstelle für Frauen der Landeshauptstadt München (Hrsg.): „Damals, als die Gleichberechtigung ins Grundgesetz kam…“ Vortrag von Eleonore Romberg am Internationalen Frauentag 1993. München, 1993