Rosa Aschenbrenner: Die „gusseiserne Stadtmutter“
Mehr Unterstützung für die Arbeiter und „kleinen Leute“: Dafür setzte sich die Politikerin Rosa Aschenbrenner ein Leben lang ein. Dass sie mit vielen ihrer Ideen aneckte, nahm die standhafte Niederbayerin in Kauf – auch als sie deswegen ihren Sitz im Münchner Stadtrat verlor.


Steckbrief
- Name
- Rosa Aschenbrenner
- Geboren
- 1885 in Beilngries
- Gestorben
- 1967 in München
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1924–1928: Fraktionsvorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) im Bayerischen Landtag 1933–1938: Verbüßung mehrerer Haftstrafen wegen politisch unliebsamer Äußerungen 1946: Wahl in die Landesversammlung, die die Bayerische Verfassung ausarbeitet - Zeitalter
- Nachkriegszeit
- Wirkungsfeld
- Politik und Medien
- Frauenort
-
Beilngries
Eine Naturgewalt am Rednerpult
Wenn Rosa Aschenbrenner im Bayerischen Landtag ans Rednerpult trat, glich das fast einem Naturereignis: Die energische Frau, die dort zwischen 1924 und 1928 die Fraktion der Kommunistischen Partei führte, nahm kein Blatt vor den Mund. Ihre gewaltigen Reden dauerten manchmal bis zu einer Stunde. Darin beklagte sie Missstände, forderte mehr Unterstützung für die „kleinen Leute“ und entlarvte die Scheinheiligkeit mancher Abgeordneter.
Vielleicht war sie deshalb so furchtlos, weil sie selbst aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammte. Geboren wurde sie als ältestes von acht Kindern eines Uhrmachers in Beilngries. Gern wäre sie Lehrerin oder Schneiderin geworden. Doch für eine solche Ausbildung konnten die Eltern das Lehrgeld nicht bezahlen.
Also ging sie als Dienstmädchen zunächst nach Nürnberg, dann nach München. Dort trat sie in einen Frauenbildungsverein und 1908 in die SPD ein. 1909 lernte sie ihren Mann, den Seemann und Friseur Hans Aschenbrenner kennen, heiratete und bekam einen Sohn.
„Wir sagen auch, es muss für die Kinderreichen etwas geschehen, zu einer Zeit, wo ein Staat (…) neues Wettrüsten beginnt. Wenn Mittel für solche Zwecke vorhanden sind, müssen in erster Linie Mittel für kinderreiche Familien vorhanden sein.“
Rosa Aschenbrenner, Landtagsrede vom 20. Mai 1928
Keine Angst vor Anfeindungen
Haushalt und Kindererziehung aber genügten Rosa Aschenbrenner auf Dauer nicht. 1917 begann sie, sich für die Arbeiterschicht einzusetzen. 1921 folgte der Eintritt in die KPD, für die sie 1924 in den Landtag gewählt wurde.
Doch mit ihrer klaren Haltung eckte sie selbst bei Parteigenossen an. Unter heftigen Anfeindungen verließ sie 1928 die KPD, trat in die SPD ein und wurde 1930 erneut Landtagsabgeordnete. Aber auch dort legte sie sich mit den Parteioberen an und wurde 1932 nicht mehr aufgestellt.
Als die NSDAP 1933 die Macht übernahm, waren für eine so streitbare Persönlichkeit die Probleme vorgezeichnet. Mehrfach wurde Rosa Aschenbrenner inhaftiert. Ihre klare Haltung konnte dies aber nicht brechen.
1946 bis 1948 saß sie für die SPD erneut im Landtag, von 1948 bis 1955 im Münchner Stadtrat und wurde als „gusseiserne Stadtmutter“ gefeiert. Doch ihre Verbindungen nach Ostdeutschland wurden zunehmend kritisch beäugt. 1956 musste sie ihr Stadtratsmandat abgeben. Verbittert starb sie elf Jahre später.
„Die Aschenbrenner fing, ohne dass ihr vom Vorsitzenden das Wort erteilt war (…), zu sprechen an. Ich forderte sie auf zu schweigen, was sie aber nicht befolgte.“
Aus einem Polizeibericht vom Februar 1927 über eine Versammlung des Bauernbunds, bei der es zu Tumulten gekommen war.
Quellen- und Literaturhinweise
Günther Gerstenberg: Rosa Aschenbrenner – ein Leben für die Politik. München, 1998