Eine hoch angesehene Ehefrau und Witwe
Zu der Zeit, als Elisabeth Lauginger lebte, hatten Frauen nicht viele Perspektiven. Wenn sie nicht heirateten, wohnten sie bei ihren Eltern oder anderen Verwandten und halfen dort im Haushalt mit. Die einzige Möglichkeit, unverheiratet in einer gleichrangigen Gemeinschaft zu leben und auch einen Zugang zu Bildung zu haben, war der Eintritt in ein Kloster. Aber dafür war ein gewisses Vermögen vonnöten, das die neue Nonne in den Besitz des Klosters einbrachte.
Elisabeth Lauginger selbst trug sich zwar, soweit man das den Überlieferungen entnehmen kann, nie selbst mit dem Gedanken, ins Kloster zu gehen. Sie hatte 1462 einen reichen Memminger Kaufmann geheiratet. 1884 wurde sie Witwe. Dennoch blieb sie in der Stadt hoch angesehen: 1485 durfte sie Kaiser Friedrich III. in ihrem Haus beherbergen, als dieser Memmingen besuchte. Und 1491 fand sie in dem Augsburger Kaufmann Peter Haintzel einen zweiten Ehemann.
„Jede Seel- oder Betschwester soll haben 8 Stund zu schlafen.“
Aus der Stiftungsurkunde Elisabeth Laugingers für das Vöhlinsche Klösterle
Ein „Klösterle“ als Zufluchtsort
Das Los von alleinstehenden Frauen, die finanziell weniger gut gestellt waren, muss Elisabeth Lauginger dennoch beschäftigt haben. Im Jahr 1490 gründete sie von einem Teil des Erbes, das ihr erster Mann ihr hinterlassen hatte, eine Stiftung: das Vöhlinsche Klösterle. Vorgesehen war es für fünf bis sieben Betschwestern, die keine Gelübde ablegen und auch kein Vermögen einbringen mussten. Stattdessen sollten sie die Bereitschaft mitbringen, sterbenden Armen beizustehen, Kranke zu pflegen und für die Stifterin, ihre Angehörigen und für Verstorbene zu beten. Elisabeth Lauginger legte sogar gezielt fest, dass vor allem Frauen aufgenommen werden sollten, die sich nur durch „Dienen“ ernähren konnten.
Nach dem Tod von Elisabeth Lauginger wurden die Statuten des Klösterles zwar mehrfach verändert. Doch waren „Vöhlinsche Schwestern“ bis 1924 als Sterbebegleiterinnen und Leichenfrauen im Einsatz. Und die Stiftung selbst gibt es noch immer: Sie unterstützt heute die ambulante Krankenpflege.
Quellen- und Literaturhinweise
Hinske-Gengnagel, Ursula: Elisabeth Lauginger in: Frauengeschichtswerkstatt Memmingen (Hrsg.): Memminger Frauen – Biographien. Geschichten. Bilder. Mering, 2012, S. 87-90