Margarete Runtinger: Die Geschäftstüchtige
Nachdem sie einen Händler geheiratet hatte, lernte Margarete Runtinger zunächst die Kunst der Buchführung. Später vertrat sie ihren Mann, führte die Geschäfte und regelte den Nachlass. So viel Eigenständigkeit entspricht nicht ganz dem Bild, das wir heute von mittelalterlichen Frauen haben.


Steckbrief
- Name
- Margarete Runtinger
- Geboren
- Unbekannt in Unbekannt
- Gestorben
- 1410 in Regensburg
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1377: Erstmalige Erwähnung als Ehefrau des Fernhandelskaufmanns Matthäus Runtinger 1383–1407: Ihre Tätigkeit ist im Handelsbuch der Familie fassbar 1407: Tod des Ehemanns - Zeitalter
- Spätmittelalter
- Wirkungsfeld
- Unternehmertum
- Frauenort
-
Regensburg
Lesen, Schreiben und die Grundzüge der Buchführung
Wie ungewöhnlich die Begabungen und das geschäftliche Wirken von Margarete Runtinger zu ihrer Zeit wirklich waren, lässt sich heute nur noch schwer feststellen. Denkbar ist, dass auch andere Frauen von Regensburger Händlern ihre Männer tatkräftig unterstützten.
Wirklich überliefert ist ein solches Wirken allerdings nur in diesem Fall. Margarete Runtinger stammte aus der alten und vermögenden Regensburger Familie Gravenreuther und wurde die zweite Frau des angesehenen Fernhandelskaufmanns Matthäus Runtinger.
In die Ehe brachte sie ein stattliches Vermögen und die guten Verbindungen ihrer Familie ein. Sie verhalfen ihrem Mann zu einigen städtischen Ämtern. Außerdem war Margarete Runtinger für die Verhältnisse ihrer Zeit sehr gebildet, konnte lesen und schreiben und lernte schnell. Ihr Mann erkannte bald, welche Hilfe sie ihm sein konnte und brachte ihr die Grundzüge der Buchführung bei.
Von der Vertretung zur Geschäftsführerin
Ab 1383 ist ihre Handschrift zunächst vereinzelt, dann immer häufiger im sogenannten „Runtingerbuch“ nachzuweisen, dem Handelsbuch der Familie.
Besonders in den 1390er Jahren hatte Matthäus Runtinger einige wichtige Ämter in Regensburg inne. Es gab einen Angestellten, der ihn bei seinen Handelsgeschäften vertrat, aber immer öfter übernahm Margarete Runtinger diese Aufgabe. Gerade als ihr Mann in seinen letzten Lebensjahren häufiger erkrankte, führte sie die Geschäfte und die Bücher großenteils alleine. Nach seinem Tod 1407 regelte sie auch ihren eigenen Nachlass. Beträchtliche Summen vermachte sie verschiedenen Kirchen und Klöstern. Geld und zahlreiche kostbare Kleidungsstücke gab sie an die Armen.
Bis heute ist Margarete Runtinger im Gedächtnis der Regensburger fest verankert: 1991 wurde ein nach der Kauffrau benannter Preis ins Leben gerufen, mit dem alle zwei Jahre besonders frauenfreundliche Unternehmen ausgezeichnet werden.
Quellen- und Literaturhinweise
Schmieder, Sabine: „Azurblaues Tuch aus Brabant“ – Die Kauffrau Margarethe Runtinger. In: Kätzel Ute, Schrott, Karin (Hrsg.): Regensburger Frauenspuren. Regensburg, 1995