Else Oppler: Die Vielseitige
Um 1900 bot der Bereich der angewandten Kunst Frauen ganz neue berufliche Möglichkeiten. Else Oppler nutzte sie und stieg in wenigen Jahren zur Star-Designerin auf. Sie entwarf Deko-Objekte, Inneneinrichtungen, Mode und Filmkulissen. Ihr großes Werk wird gerade wiederentdeckt.


Steckbrief
- Name
- Else Oppler
- Geboren
- 1875 in Nürnberg
- Gestorben
- 1965 in Überlingen
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1901–1903: Leitung der kunstgewerblichen Abteilung des Nürnberger Vereins Frauenwohl 1904–1924: Ehe mit dem Journalisten und Theaterregisseur Paul Heinrich Legband 1929–1932: Planung der Neugestaltung des Berliner Alexanderplatzes mit dem Architekten Peter Behrens - Zeitalter
- Jahrhundertwende
- Wirkungsfeld
- Mode und Design
- Frauenort
-
Nürnberg
Vom bestickten Kissen bis zum neuartigen Kleid
Wäre sie hundert Jahre später geboren worden, hätte die aus Nürnberg stammende Else Oppler wohl international Karriere gemacht. Doch auch zu ihrer Zeit erreichte die 1875 geborene Beachtliches: Sie gestaltete Möbel und Innenräume. Sie entwarf „Reformkleider“, die bereits kurz nach 1900 ohne Korsett auskamen. Ab 1903 beriet sie in Berlin die damals neuartigen Kaufhäuser bei der Präsentation von Waren und bei der Schaufensterdekoration. Ab 1915 schuf sie Theaterkostüme, Bühnenbilder und Kulissen für den Stummfilm.
Die – für eine Frau von damals – ungewöhnliche Karriere begann in Else Opplers Heimatstadt Nürnberg: 1901 übernahm sie die Leitung der kunstgewerblichen Abteilung des Vereins Frauenwohl. Diese sollte Frauen eine Grundlage für einen Beruf verschaffen. Die Möglichkeiten, selbst Geld zu verdienen, waren für sie zu dieser Zeit noch rar.
„Die Kleidung, die unserm Wesen, unserm Körper entspricht, soll uns schön machen, schön in unseren eigenen Augen und schön in den Augen der Männer.“
Else Oppler in dem Artikel „Die französische Mode und wir“, 1904/1905
Geschäftstüchtig und vielseitig begabt
Else Oppler richtete diese Werkstatt auf Heimtextilien und Stickerei, aber auch auf dekorative Metallarbeiten aus. Schon im Jahr darauf wurden dort entstandene Kissen, Bettüberwürfe und Kleider mit internationalen Preisen ausgezeichnet.
Anders als männlichen Kollegen aber blieb Else Oppler der ganz große Durchbruch trotz ihrer Begabung und ihrer Geschäftstüchtigkeit versagt. Ab 1927 trat sie an der Seite des weithin berühmten Architekten Peter Behrens auf, sowohl als Lebensgefährtin wie auch als berufliche Partnerin.
Einen Plan, sich gemeinsam auf einem Gutshof in Mecklenburg zur Ruhe zu setzen, konnten beide jedoch nicht mehr realisieren: Als Jüdin floh Else Oppler 1933 aus Deutschland. Sie lebte in Holland, Südtirol und Schweden und hielt sich unter anderem mit landwirtschaftlichen Arbeiten über Wasser. Mit 77 kehrte sie 1952 in ihr Heimatland zurück und verbrachte ihre letzten Jahre in Überlingen am Bodensee. Ihr beeindruckendes Werk wird erst seit ein paar Jahren wieder entdeckt.
„Je toller die Arbeit ist, desto frischer bin ich.“
Else Oppler in einem Brief
Quellen- und Literaturhinweise
Franger, Gaby: Else Oppler – eine außergewöhnliche Künstlerin, 1875 – 1965. Nürnberg, 2023.
Teibler, Claudia: Else Oppler. 1875 – 1965. In: Dies.: Bayerische Suffragetten. München, 2022
Wieber, Sabine: Jugendstil Women and the Making of Modern Design. London, 2022