Emerenz Meier: Die Heimatverbundene
Obwohl sie auf dem Hof und im Wirtshaus der Eltern schuften musste, gelang Emerenz Meier mit nur 19 Jahren der literarische Durchbruch. Für ihre ungeschminkten Erzählungen aus dem Bayerischen Wald wurde sie weithin gefeiert. Bis heute gilt sie als wichtige bayerische Volksschriftstellerin.


Steckbrief
- Name
- Emerenz Meier
- Geboren
- 1874 in Schiefweg/Waldkirchen
- Gestorben
- 1928 in Chicago
- Wichtige Stationen
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Zeitraum Tätigkeit 1893: Schlagartiger literarischer Erfolg mit der Erzählung „Der Juhschroa“ 1902/1903: Versuche, den Lebensunterhalt u.a. als Kneipenwirtin in Passau zu verdienen 1906: Auswanderung in die USA - Zeitalter
- Jahrhundertwende
- Wirkungsfeld
- Landwirtschaft, Literatur
- Frauenort
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Schiefweg/Waldkirchen
Eine Bauerstochter begeistert ganz Deutschland
„Wenn sie so in ihrer schönen Volkstracht zwischen Wald und Getreide dahinging, so durfte man sie für eine selige Verdichtung der Heimat halten“ schrieb der Schriftsteller Hans Carossa über seine Kollegin und Jugendfreundin Emerenz Meier. Mit diesen Worten erfasste er den Wesenskern der Bauers- und Gastwirtstochter aus dem abgelegenen Schiefweg. Neben all der Arbeit, die sie am elterlichen Hof und in der zugehörigen Wirtschaft leisten musste, hatte sie schon als Kind kleine Geschichten und Gedichte geschrieben. Alle wurzelten in der kargen Lebenswelt des Bayerischen Waldes. Als eine Zeitung 1893 ihre Erzählung „Der Juhschroa“ veröffentlichte, wurde die junge Frau schlagartig berühmt. Ihre Texte lösten in ganz Deutschland Begeisterung aus.
Aber die Honorare dafür reichten nicht aus, um davon leben oder gar die Familie unterstützen zu können. Zwar bekam Emerenz Meier immer wieder Angebote, beispielsweise in München als Redakteurin zu arbeiten. Doch die Schriftstellerin lehnte ab, weil sie dann zu weit weg von ihrer Heimat hätte leben müssen.
„Ich sah den Wald im Sonnenglanz Vom Abendrot beleuchtet, Belebt von düstrer Nebel Tanz, Vom Morgentau befeuchtet: Stets blieb er ernst, stets blieb er schön, Und stets mußt‘ ich ihn lieben. Die Freud‘ an ihm bleibt mir besteh’n, Die andern all zerstieben.“
Emerenz Meier, „Mein Wald, mein Leben“, 1906
Von Schiefweg nach Chicago
Versuche, in Passau eine Künstlerkneipe aufzubauen oder von der Bewirtschaftung eines kleinen Hofs zu leben, schlugen fehl. 1906 sah Emerenz Meier für sich keinen anderen Ausweg, als einem bereits ausgewanderten Teil ihrer Familie in die USA zu folgen. Unter anderem wollte sie dort mit Veröffentlichungen in deutschsprachigen Zeitungen an ihre literarischen Erfolge anknüpfen. Doch ihre wirtschaftliche Lage blieb schwierig. Die Schriftstellerin gründete auch eine Familie, aber ihr Ehemann starb nur drei Jahre später.
Der Erste Weltkriegs bestärkte Emerenz Meier in ihrer kritischen Grundhaltung gegenüber den politischen und sozialen Gegebenheiten in Europa und Amerika. Sie vertrat immer radikalere kommunistische Ansichten, versuchte aber auch, mit Geldsendungen die Not in ihrer alten Heimat zu lindern. Dabei kam sie selbst kaum über die Runden. Verarmt starb die einst gefeierte Schriftstellerin mit nur 53 Jahren. Seit Ende der 1990er Jahre wird ihre literarische Bedeutung, aber auch ihre bewegende Lebensgeschichte wieder entdeckt.
„Radikal gesinnt war ich von Haus aus, wie du weißt, und je mehr Einblick man gewinnt in das Weltgetriebe, desto radikaler wird man.“
Emerenz Meier in einem Brief an den Schriftsteller Hans Carossa, 1923
Quellen- und Literaturhinweise
Peinkofer, Max: „Mein Wald, mein Leben“. Lebensbild der Dichterin Emerenz Meier. Grafenau, 2005
Website des Emerenz-Meier-Hauses in Schiefweg, abgerufen am 23. Mai 2025