Emmy Noether: Die Geniale

Der Weg in die Mathematik war für die Erlangerin Emmy Noether steinig. Doch obwohl sie in Deutschland nie eine ordentliche Professur bekam, erwarb sie sich schon als junge Frau einen internationalen Ruf. Mit den von ihr entwickelten Grundlagen arbeiten Mathematiker und Physiker bis heute.

Stadtansicht Erlangen
iStock/manfredxy
Illustration Porträt von Emmy Noether

Steckbrief

Name
Emmy Noether
Geboren
1882 in Erlangen
Gestorben
1935 in Bryn Mawr, Pennsylvania, USA
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1903–1907:Studium der Mathematik in Göttingen und Erlangen, Promotion
1915–1933:Habilitation an der Universität Göttingen, Lehrtätigkeit als außerordentliche Professorin
1933:Entzug der Lehrerlaubnis durch das NS-Regime, Emigration in die USA
Zeitalter
1920er Jahre
Wirkungsfeld
Wissenschaft
Frauenort
Erlangen Kartenvorschau Erlangen

Mathematik? Ist für Mädchen dieser Zeit nicht vorgesehen

Als Emmy Noether antrat, die Welt der Mathematik zu erobern, stand sie eigentlich auf verlorenem Posten: Die Mädchenschulen ihrer Zeit vermittelten kaum mehr als Grundrechenarten. Doch die Tochter eines Erlanger Mathematikprofessors gab nicht auf: 1903 machte sie auf privatem Weg ihr Abitur. Anschließend studierte sie selbst Mathematik. Nach nur vier Jahren schloss sie das Doktorat mit Bestnote ab. 

Sie wollte an der Universität forschen und unterrichten. Das aber war für Frauen nicht vorgesehen. Emmy Noether durfte allenfalls ihren Vater vertreten und ohne Bezahlung am Mathematischen Institut ihrer Heimatstadt arbeiten. Dank ihrer Vorträge gelang es ihr dennoch, sich international einen Namen zu machen.

1915 wurde sie nach Göttingen gerufen, das zu dieser Zeit als Nabel der Mathematikwelt galt: Albert Einstein, damals ein aufstrebender Physiker, suchte Unterstützung, um seine Allgemeine Relativitätstheorie mathematisch zu fassen. Die meisten männlichen Mathematiker kämpften im Ersten Weltkrieg. Emmy Noether konnte das Problem meisterhaft lösen.
 

„Emmy Noether war das bedeutendste schöpferische, mathematische Genie seit der Einführung der höheren Bildung für Frauen.“

Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein in seinem Nachruf auf Emmy Noether in der New York Times

Die Universität schob Emmy Noether aufs Abstellgleis

Trotzdem durfte sie sich zunächst nicht habilitieren. Diese Qualifikation aber war nötig, um selbst Vorlesungen anbieten und damit Geld verdienen zu können. Emmy Noether durfte sie erst 1919 erwerben, als die Bildungsmöglichkeiten für Frauen generell erweitert wurden. 

1922 erhielt sie den Titel „außerordentlicher Professor“. 1923 bekam sie einen Lehrauftrag und eine – allerdings sehr geringe – Vergütung. Daran änderte sich bis 1933 nichts, obwohl ihre Studentinnen und Studenten sie verehrten und Emmy Noether von berühmten Universitäten im Ausland als Gastprofessorin eingeladen wurde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten durfte sie als Jüdin nicht weiter unterrichten.

Emmy Noether flüchtete in die USA. Am Frauen-College von Bryn Mawr erhielt sie zwei Jahre vor ihrem frühen Tod die erste angemessen bezahlte Stelle ihres Lebens. Bis heute bilden ihre Erkenntnisse die Grundlage zur Lösung einer Vielzahl von physikalischen Fragestellungen.
 

„Meine Methoden sind wirklich Methoden des Arbeitens und Denkens; deshalb haben sie sich überall anonym eingeschlichen.“

Emmy Noether