Klara Oppenheimer: Die Unbeirrbare
Ihr halbes Leben kämpfte Klara Oppenheimer für bessere Bildungschancen. Mit Gleichgesinnten gründete sie einen Frauenbildungsverein. Als die Universitäten für Frauen geöffnet wurden, schrieb sie sich für Medizin ein. Mit 52 Jahren eröffnete sie eine Praxis – als erste Ärztin ihrer Heimatstadt.


Steckbrief
- Name
- Klara Oppenheimer
- Geboren
- 1867 in Paris
- Gestorben
- 1943 in KZ Theresienstadt
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1886–1889: Ausbildung zur Lehrerin in Aschaffenburg 1903–1910: Vorbereitung auf das Abitur, anschließend Medizinstudium in Würzburg 1919–1933: Betreibt als erste Ärztin Würzburgs mit Kassenzulassung eine Kinderarztpraxis - Zeitalter
- NS-Zeit
- Wirkungsfeld
- Gesundheit
- Frauenort
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Würzburg
Eine Frau kämpft für mehr Bildung
Bis sich Klara Oppenheimer ihren Traum vom Studieren erfüllen konnte, war sie fast 40 Jahre alt. Als sie in den 1870er Jahren zur Schule ging, gab es für wissbegierige Mädchen nur die Möglichkeit, sich zur Lehrerin ausbilden zu lassen. Ein höherer Schulabschluss war für Frauen nicht vorgesehen.
Die Tochter eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns besuchte deshalb das Lehrerinnenseminar in Aschaffenburg. Als Lehrerin gearbeitet hat sie jedoch nie. Stattdessen machte sie sich dafür stark, dass Frauen bessere Bildungschancen bekommen. 1898 gründete sie mit Gleichgesinnten den Frauenbildungsverein „Frauenheil“. Als sich 1903 die Universitäten auch für Frauen öffneten, holte sie ihr Abitur nach. Anschließend studierte sie in Würzburg Medizin.
Die Suche nach einer Stelle als Assistenzärztin gestaltete sich für eine Frau jedoch schwierig. Nur mit Mühe ergatterte die 45-Jährige eine Stelle. Danach arbeitete sie an einer Kinderklinik in Düsseldorf, bevor sie 1917 an das Kinder- und Säuglingskrankenhaus ihrer Heimatstadt zurückkehrte."
Eine gefragte Kinderärztin
1919, mit 52, bekam die hartnäckige Klara Oppenheimer als erste Ärztin Würzburgs eine Krankenkassenzulassung und eröffnete eine Spezialpraxis für Babys und Kinder. Finanziell war sie stets gut gestellt. Sie hatte nicht nur ihr eigenes Einkommen als Ärztin, sondern besaß auch ein Mietshaus, das sie von ihren Eltern geerbt hatte. Als jedoch 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, nahmen sie ihr Stück für Stück alles.
Ab 1938 wurden in ihrem Mietshaus zwangsweise Juden aus dem Umland untergebracht. 1940 pfändete das Regime Klara Oppenheimers Möbel und Einnahmen. 1941 wurde sie gezwungen, in ein jüdisches Altersheim umzuziehen. 1942 wurde die mittlerweile 75-jährige nach Theresienstadt deportiert. Heute sind eine Berufsfachschule und eine Straße nach der unerschrockenen Ärztin benannt, die auch eine Vorkämpferin der Frauenbildung war.
Quellen- und Literaturhinweise
Ziegler, Franz, Rempe, Gereon: Klara Oppenheimer: Würzburger Kinderärztin. Kämpferin für das Frauenrecht. Opfer des Holocaust. Würzburg, 2017