Gretel Baumbach: Die Umsorgende

Sie kam aus einfachsten Verhältnissen und engagierte sich für jene, denen es nicht gut ging und die Hilfe am dringendsten benötigten: für arme Kinder, für Verfolgte des NS-Regimes, für Alte und Kranke. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute sie die Schweinfurter SPD mit auf und gründete mehrere Altenheime.

Stadtansicht von Schweinfurt
iStock/Martin Keiler
Illustration Porträt Gretel Baumbach

Steckbrief

Name
Gretel Baumbach
Geboren
1896 in Ditterswind
Gestorben
1983 in Zeil am Main
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1918:Heirat mit Wilhelm Ludwig Baumbach, Geburt von Sohn Otto
Ab 1924:Beitritt zur SPD, soziales Engagement u. a. in der Arbeiterwohlfahrt
1946–1972:Mitglied des Schweinfurter Stadtrats
Zeitalter
Nachkriegszeit
Wirkungsfeld
Soziales
Frauenort
Schweinfurt Kartenvorschau Schweinfurt

Hilfe für Kinder und Verfolgte

Anpacken: Das hatte Gretel Baumbach von klein auf gelernt. Schließlich war sie als sechstes von acht Kindern in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Mit 13 arbeitete sie als Dienstmädchen in einem Schweinfurter Haushalt, um Kochen und Haushaltsführung zu lernen.

1918 heiratete sie den Schlosser Wilhelm Ludwig Baumbach und begann, sich in der Arbeiterwohlfahrt zu engagieren. 1924 trat sie der SPD bei. In den Folgejahren brachte sich Gretel Baumbach vor allen Dingen bei Hilfsprojekten für Kinder ein.

Mit der Machtübernahme 1933 entrissen die Nationalsozialisten freien Wohlfahrtsverbänden solche Aufgaben. Gretel Baumbach versuchte nun, heimlich Hilfe für jene zu organisieren, die vom Regime verfolgt wurden. Wurde beispielsweise ein Familienvater aus politischen Gründen verhaftet, standen Frau und Kinder ohne jede Unterstützung da. In solchen Fällen versuchte Gretel Baumbach zu helfen.

Eine Sozialpolitikerin der ersten Stunde

Auch zu jüdischen Familien hielt sie Kontakt. Zwar wurde sie deshalb mehrfach verhaftet und verhört, aber immer wieder freigelassen, da sie über ihre unmittelbare Hilfe hinaus wenig Einfluss hatte.

Während der Kriegsjahre arbeitete Gretel Baumbach in einer Metzgerei. Nachdem am 8. Januar 1946 die SPD in Bayern wieder zugelassen wurde, stand Gretel Baumbach am Start und half, die Schweinfurter Ortsgruppe erneut aufzubauen. 

1946 wurde sie in den Schweinfurter Stadtrat gewählt und blieb bis 1972 Stadträtin. Ihre Schwerpunkte lagen klar im sozialen Bereich: Sie stieß die Gründung einer ganzen Reihe von Einrichtungen an, vom ersten Nachkriegskindergarten der Arbeiterwohlfahrt bis zum Studentenwohnheim. Auch der Bau mehrerer Altenwohnheime geht auf Gretel Baumbach zurück: Eines davon, das Haus am Schweinfurter Kornmarkt, trägt heute ihren Namen. In einem Seniorenheim in Zeil am Main, dessen Errichtung sie ebenfalls angestoßen hatte, ist sie 1983 gestorben.

Quellen- und Literaturhinweise

Handfest-Müller, Irene: Gretel Baumbach, geb. Reuther. In: Vogel-Fuchs, Barbara (Hrsg.): Lebensbilder Schweinfurter Frauen. Schweinfurt, 1991. S. 35-40