Gretel Eisch: Die Glaskünstlerin
Weil sie nicht Bronzegießerin werden durfte, entschied sich Gretel Eisch, Bildhauerei zu studieren. An der Kunstakademie lernte sie ihren späteren Mann Erwin Eisch kennen. Mit ihm zusammen revolutionierte sie den künstlerischen Umgang mit dem Werkstoff Glas.


Steckbrief
- Name
- Gretel Eisch
- Geboren
- 1937 in München
- Gestorben
- 2022 in Unbekannt
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1956–1959: Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste, München 1959–1962: Bekanntschaft mit der Gruppe SPUR, Gründung der Künstlergruppe RADAMA Ab 1962: Heirat mit Erwin Eisch, Umzug nach Frauenau, Beginn der Beschäftigung mit dem Werkstoff Glas - Zeitalter
- Ab 1980er Jahre
- Wirkungsfeld
- Bildende Kunst
- Frauenort
-
Frauenau
Allein unter Männern
Auf dem Papier standen Frauen Mitte der 1950er Jahre beruflich längst alle Türen offen. Die Realität aber sah, etwa im Bereich der bildenden Kunst, noch immer vollkommen anders aus. Gretel Eisch zum Beispiel wollte eigentlich Bronzegießerin werden. Doch sie bekam nirgends eine Lehrstelle. Denn Frauen waren für diese Ausbildung überhaupt nicht zugelassen. Also wählte sie einen anderen Weg: Sie studierte an der Münchner Kunstakademie Bildhauerei. Dadurch wurde es für sie möglich, in einer Bronzewerkstatt mitzuarbeiten und trotz der offiziellen Widerstände zu lernen, wie Bronze gegossen wird.
Auch sonst ließ sich die junge Bildhauerin von Widerständen nicht schrecken: Als einzige Frau unterzeichnete sie eine Grundsatzerklärung der Künstlergruppe SPUR und trat einer internationalen Künstlerverbindung bei. Mit dem Maler Erwin Eisch und einem weiteren Bildhauer gründete sie 1959 die Gruppe RADAMA.
„Innerhalb einer Gruppe zu arbeiten, war uns wichtig. Es war auch eine Kritik an dem individuellen Sich-selbst-Darstellen. (…) Das wollte keiner.“
Gretel Eisch rückblickend über die Gründung der Künstlergruppe RADAMA
Annäherung an den Werkstoff Glas
Die Gruppe organisierte Ausstellungen und verbrachte viel Zeit in Frauenau. Dort betrieb die Familie Erwin Eischs eine Glashütte. An Glas waren die jungen Künstler zwar noch nicht interessiert, aber sie nutzten die nächtliche Wärme der Öfen für das Gießen von Bronze.
Nach zermürbenden Streitigkeiten löste sich RADAMA drei Jahre später auf. Dennoch heiratete die junge Künstlerin Erwin Eisch. Was folgte, war eine beispiellose Künstlerehe: Beide Partner arbeiteten absolut auf Augenhöhe, obwohl es bald fünf Kinder gab, die nebenher zu betreuen waren. Erwin Eisch kämpfte für die Anerkennung von Glas als künstlerischem Werkstoff. Gretel Eisch begann, mit Holz zu arbeiten und beschäftigte sich mit Glasmalerei. Dabei erschloss sie dieser uralten Technik eine neue Freiheit im Umgang mit Formen und Farben.
1984 gründete sie die Glasmalwerkstatt „Poesie in Glas“ in der Glashütte Eisch. Drei Jahre später rief sie mit ihrem Mann das Bild-Werk Frauenau ins Leben. Diese Weiterbildungsstätte für Künstler besteht bis heute.
„Ich lehne mich ganz einfach gegen alles auf, was mir die Möglichkeit nimmt, frei zu sein – als Frau und als Mensch – als Künstler.“
Gretel Eisch in einem Brief an Erwin Eisch, Sommer 1961
Quellen- und Literaturhinweise
Brehm, Margrit, Dornacher Pia: Gruppe Radama – Erwin Eisch, Gretel Stadler, Max Strack, 1959 – 1962. Neumarkt in der Oberpfalz, 2021
Stadt Deggendorf (Hrsg.): Figur im Dialog 2000. Deggendorf, 2000