Marlene Reidel: Die Fantasievolle

Obwohl sie sechs Kinder großzog, hörte die Künstlerin Marlene Reidel nie auf zu malen. Sie spezialisierte sich auf Illustrationen und Kinderbücher. Außerdem arbeitete sie als Bühnen- und Kostümbildnerin. Ihr Bilderbuch „Kasimirs Weltreise“ wurde ein Welterfolg.

Stadtansicht von Landshut.
iStock/Xantana
Illustration Porträt Marlene Reidel

Steckbrief

Name
Marlene Reidel
Geboren
1923 in Landshut
Gestorben
2014 in Obergangkofen
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1943–1948:Studium an der Akademie der Bildenden Künste München
1948–1966:Geburt von sechs Kindern
Ab 1955:Schreiben und Illustrieren von Kinderbüchern
Zeitalter
Wirtschaftswunderjahre
Wirkungsfeld
Bildende Kunst
Frauenort
Obergangkofen/Kumhausen bei Landshut Kartenvorschau Obergangkofen

Von der Keramik-Werkstätte an die Kunstakademie

„Kasimirs Weltreise“ blieb nicht auf die Welt zwischen zwei Buchdeckeln beschränkt. Die zauberhafte Geschichte eines kleinen Jungen, der auf den Mond klettert und so ferne Länder entdeckt, wurde in vielen Ländern ein Bestseller. Die New York Times nahm sie 1964 in ihre Liste der zehn besten Bücher auf. So ging ein Buch um den Globus, das im Örtchen Obergangkofen entstanden war. Dort lebte die Frau, die das Bilderbuch geschrieben und gestaltet hatte: Marlene Reidel.

Geboren als Tochter von Landarbeitern, machte sie zunächst eine Ausbildung in einer Keramik-Werkstätte in Landshut. In jeder freien Minute malte und zeichnete sie. Die Bilder schickte sie an die Akademie der Bildenden Künste München. 1943 konnte sie ihr Studium beginnen, musste es aber wenige Wochen später unterbrechen, weil die Akademie wegen des Zweiten Weltkriegs geschlossen wurde.

„Immer hatten wir gut zu essen, immer waren wir sauber angezogen und immer hatten wir das Gefühl, es ausgesprochen gut zu haben. Dieses Gefühl hat mich mein ganzes Leben begleitet.“

Marlene Reidel rückblickend über ihre Kindheit

Erfolg mit Kinderbüchern, Illustrationen und Bühnenbildern

Erst nach Kriegsende konnte sie ihr Kunststudium fortsetzen. Unter den neuen Mitstudenten war auch ihr späterer Mann, der Bildhauer Karl Reidel. 1948 kam die erste Tochter zur Welt. Bis 1966 folgten weitere fünf Kinder. Dennoch hörte Marlene Reidel nie auf, als Künstlerin zu arbeiten. Zunächst bemalte sie weiterhin Geschirr. Dann begann sie, Kindergeschichten und Verse zu illustrieren, zunächst mit so einfachen Mitteln wie Kartoffeldruck. Später fertigte sie auch Illustrationen an oder experimentierte mit anspruchsvollen Drucktechniken. 

„Kasimirs Weltreise“, ihr zweites Buch, brachte ihr den internationalen Durchbruch. Fortan erhielt sie viele Aufträge, für Kinderbücher ebenso wie für Bibelillustrationen. Zudem beauftragte sie das Hamburger Schauspielhaus mit Kostümen und Bühnenbildern für Kinderstücke. Bis weit in die 1990er Jahre arbeitete Marlene Reidel unermüdlich weiter. Ihr Kasimir gehört bis heute zu den Kinderbuchklassikern und wird nach wie vor aufgelegt. 

„Ihr kindgemäßes Künstlertum verzaubert nicht nur die Kinder.“

Hamburger Echo, 3. Dezember 1960, über Marlene Reidels Bühnenbild zu "Pinocchio"

Quellen- und Literaturhinweise

Marlene Reidel: Wie mein Leben so verlaufen ist. Katalog zur Ausstellung „Marlene Reidel. Bilder und Gläser“, 28. November bis 19. Dezember 1993, Rathaus Landshut. Grafenau, 1993

Marlene Reidel: Kasimirs Weltreise. Annette Betz / Überreuter Verlag, 32 Seiten, ab 4 Jahren