Ingeborg Jentsch: Die Durchsetzungsstarke

Schon in jungen Jahren wusste Ingeborg Jentsch sich selbst zu behaupten: Sie lernte einen kaufmännischen Beruf und heiratete gegen den Willen der Eltern. In einer strukturschwachen Gegend gründete sie eine Strickfabrik und engagierte sich politisch für die Belange von Frauen.

Stadtansicht Cham
Fluglinse GmbH & Co. KG
Illustration Porträt von Ingeborg Jentsch

Steckbrief

Name
Ingeborg Jentsch
Geboren
1934 in Nürnberg
Gestorben
2023 in Hohenwarth
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1961–1963:Heirat, Geburt von Tochter Birgit, Umzug nach Blaibach, Gründung einer Strickfabrik
1973–2003:Nach dem Tod des Ehemanns alleinige Leitung der Strickfabrik
1978–2008:Kreisrätin im Landkreis Cham, Familienbeauftragte und Gemeinderätin in Blaibach
Zeitalter
1960er & 1970er Jahre
Wirkungsfeld
Unternehmertum
Frauenort
Blaibach Kartenvorschau Blaibach.

Kampf gegen die typische Frauenrolle

Als zwölftes von 14 Kindern lernte Ingeborg Jentsch von Anfang an, sich durchzusetzen. Diese Fähigkeit konnte sie als Erwachsene gut brauchen. In einer Zeit, in der das Ideal der Hausfrau hoch gelobt wurde, kämpfte die junge Frau gegen typische Rollenbilder und machte eine Ausbildung zur Industriekauffrau.

1961 heiratete sie, gegen den Widerstand ihrer Familie, einen 40 Jahre älteren Mann und bekam ein Jahr später eine Tochter. 1963 zog sie mit Mann und Kind nach Blaibach, um in der strukturschwachen Gegend eine Strickfabrik zu gründen. Das junge Unternehmen wuchs rasch und bot vielen Menschen Arbeit, vor allem Frauen.  

1973 starb Ingeborg Jentschs Ehemann. Mit nur 39 Jahren stand sie als Witwe und alleinerziehende Mutter da. Die Verantwortung für die Firma lastete nun allein auf ihren Schultern. Doch Ingeborg Jentsch ließ sich nicht unterkriegen. Zusätzlich begann sie, sich politisch für Frauen einzusetzen.

Eine Strickfabrik und viele soziale Projekte

Schon 1971 war sie in die CSU eingetreten. 1977 wurde sie Vorsitzende der Frauenunion im Kreisverband Cham, 1978 Kreisrätin. Als solche gab sie 1987 den Anstoß, dass eine kommunale Beratungsstelle für Frauen eingerichtet wurde. 1991 kam eine Erstanlaufstelle für in Not geratene Frauen dazu. 

Als sie mit fast 70 ihre Strickfabrik 2003 schließen musste, war das für Ingeborg Jentsch ein herber Schlag. Doch statt sich zurückzuziehen, steckte sie ihre freigewordene Energie in weitere politische und soziale Projekte. Nicht zuletzt engagierte sie sich bis zu ihrem Tod in der Schwangerenberatung „Donum Vitae“.

Zeitlebens hatte sie vor Problemen, vor denen gerade Frauen standen, nie die Augen verschlossen. Ingeborg Jentsch versuchte stets, Lösungen zu finden – als Arbeitgeberin, als Beraterin und im Rahmen sozialen Initiativen. Auch in der männerdominierten Politik gelang es ihr, Frauenthemen immer wieder anzubringen und in ihrer Heimatregion zukunftsweisende Wege zu gehen.