Margarete Ammon: Die Klartext Sprechende
Als München in Trümmern lag, gründete sie eine Bau- und Immobilienfirma. Später übernahm sie die Fleischwerke ihres Großvaters. Immer schlugen ihr Zweifel entgegen, immer zeigte Margarete Ammon ihr enormes unternehmerisches Gespür. Noch im hohen Alter rief sie eine gemeinnützige Stiftung ins Leben.


Steckbrief
- Name
- Margarete Ammon
- Geboren
- 1922 in München
- Gestorben
- 2022 in Thannhausen
- Wichtige Stationen
-
Zeitraum Tätigkeit 1949: Gründung der Baufirma Kithan GmbH gemeinsam mit ihrer Schwester Barbara Hoffmann 1963: Übernahme der Leitung der Fleischwerke Zimmermann in Thannhausen, Verkauf des Unternehmens 1989 2002: Gründung der gemeinnützigen Margarete-Ammon-Stiftung - Zeitalter
- 1960er & 1970er Jahre
- Wirkungsfeld
- Unternehmertum
- Frauenort
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Thannhausen bei Ziemetshausen
Künstlerische Ader, unternehmerisches Talent
Als sich das Leben im Deutschland der ersten Nachkriegsjahre langsam wieder sortierte, wurden Frauen von der Gesellschaft eigentlich zurück an den Herd geschickt. Doch Margarete Ammon und ihre Schwester Barbara Hoffmann taten genau das Gegenteil: Sie gründeten 1949 eine Firma, die in München vom Krieg zerstörte Wohn- und Geschäftshäuser wieder aufbaute. Davor hatte Margarete Ammon eine Kunstschule besucht und Architektur studiert, war von ihrem Großvater dann aber zu einem Wirtschaftsstudium gedrängt worden.
Mit der Gründung der Immobilienfirma Kithan vereinigte Margarete Ammon ihre kreativen Neigungen mit ihrem ausgeprägten unternehmerischen Talent. Klug legte sie den Grundstein für eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte: Die Firma besteht bis heute; der 1954 mit einer visionären Glasfassade errichtete Firmensitz am Münchner Maximiliansplatz steht seit 1998 unter Denkmalschutz.
„Das war die Erziehung, die wir genossen haben: Man muss fleißig sein, tüchtig sein und im Leben selbst etwas darstellen, um aus eigener Kraft etwas zu leisten.“
Margarete Ammon in einem Rundfunkinterview, 1965
Allen Zweifeln zum Trotz
1963 wartete eine weitere unternehmerische Herausforderung: Nach dem Tod ihres Vaters übernahm sie die von ihren Großeltern gegründeten Fleischwerke Zimmermann im schwäbischen Thannhausen. Doch noch immer schlugen Frauen an der Spitze von Unternehmen Zweifel entgegen. Margarete Ammon konnte sie erneut zerstreuen und die Firma sogar ausbauen.
Mit 67 verkaufte sie das Unternehmen – nicht aber, um sich zur Ruhe zu setzen, sondern um sich nun verstärkt für gemeinnützige Projekte zu engagieren. Dies gipfelte 2002 in der Gründung einer Stiftung. Sie bündelt unter dem Motto „Zum Nutzen der Menschen im Einklang mit der Natur“ ein breites Feld an Aktivitäten. Es reicht von der Förderung weiblichen Unternehmertums bis zum Landschafts- und Klimaschutz.
Margarete Ammon war zweimal verheiratet – zunächst mit dem Bildhauer und Architekten Georg Brenninger, später mit dem Brauereimanager Heinz Ammon. Doch das erscheint angesichts dieses langen und erfüllten Lebens fast schon wie eine Randnotiz.
„Gerade eine Frau, die sich mit Persönlichkeit den Aufgaben der Personalführung widmet, kann diese ausgezeichnet lösen, während in Betrieben, die von Männern geleitet werden, sehr oft Machtkämpfe ausgetragen werden.“
Margarete Ammon über ihren Umgang mit dem großenteils skeptischen Personal bei Übernahme der Fleischwerke Zimmerman
Quellen- und Literaturhinweise
Teibler, Claudia: Die Bayerischen Suffragetten. München, 2022