Johanna Decker: Die Selbstlose

Als Missionsärztin ging die in Amberg geborene Johanna Decker 1950 nach Simbabwe. Fast 30 Jahre lang leitete sie dort ein Buschkrankenhaus und stellte die medizinische Versorgung entlegener Volksstämme sicher. Bis heute wird ihr Andenken in Amberg und Simbabwe hochgehalten.

Stadtansicht von Amberg
iStock/Mo-Jo-Lo
Illustration Porträt Johanna Decker

Steckbrief

Name
Johanna Decker
Geboren
1918 in Nürnberg
Gestorben
1977 in Lupane / Simbabwe
Wichtige Stationen
Zeitraum Tätigkeit
1928–1937:Schulbesuch bei den Armen Schulschwestern sowie an der Oberrealschule in Amberg
1937–1950:Medizinstudium in München, Facharztausbildung in Mainz, Arbeit als Neurologin in Kleve
1950–1977:Missionsärztin bei den Mariannhiller Missionaren in Simbabwe
Zeitalter
Wirtschaftswunderjahre
Wirkungsfeld
Gesundheit, Glaube und Religion
Frauenort
Amberg Kartenvorschau Amberg

Berufswunsch Missionsärztin

Religion spielte im Leben von Johanna Decker von Kindesbeinen an eine große Rolle. Zwar hatte sie nie daran gedacht, in ein Kloster einzutreten, doch bereits als Jugendliche träumte sie davon, als Missionsärztin nach Afrika zu gehen. Im Februar 1939, ein gutes Jahr nach Beginn ihres Medizinstudiums in München, wandte sie sich erstmals an das Missionsärztliche Institut in Würzburg. Seit 1922 wurden dort Schwestern und Ärzte ausgebildet, die in Afrika und anderen Erdteilen arbeiten wollten, in denen Armut herrschte. Auch Johanna Decker wollte sich auf einen Missionseinsatz vorbereiten. 

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs durchkreuzte sämtliche dieser Pläne. Johanna Decker schloss ihr Studium in München ab und arbeitete anschließend als Ärztin in Mainz und Kleve. Kaum aber war die NS-Zeit vorüber, meldete sie sich erneut am Würzburger Institut. 1950 wurde sie von dort nach Bulawayo in Simbabwe entsandt.
 
 

„Die Leute vom Stamm der Batonga (…) ließen nicht locker, wenigstens einmal im Monat einen Arztbesuch zu bekommen – und bauten ein Pfahl-Grashaus zu diesem Zweck. Ich bin immer ein wenig gerührt, wenn ich dort eine große Menge Leute antreffe, die voller Vertrauen auf mich warten.“

Johanna Decker in einem Brief, 1962

Im Buschkrankenhaus 

Nach einer Eingewöhnungszeit in einer Missionsklinik baute sie im Lupane-Bezirk im Nordwesten des Landes ein Buschkrankenhaus auf. Fast zwanzig Jahre sicherte sie als dessen Leiterin die medizinische Versorgung von tausenden von Menschen. Manche Stämme lebten so weit vom Krankenhaus entfernt, dass deren Kranke nicht in die Klinik kommen konnten. Deshalb fuhr sie einmal im Monat zu ihnen. Ungezählten Menschen, vor allem Kindern, rettete sie das Leben. 1974/75 schaffte sie es sogar, eine Pest-Epidemie in den Griff zu bekommen.  Johanna Decker war dort hochgeschätzt. 

Umso unfassbarer sind die Ereignisse vom 9. August 1977: Zwei schwer bewaffnete Terroristen überfielen das Krankenhaus in Lupane. Dabei wurden Johanna Decker und eine Missionsschwester erschossen. Ihr Tod erschütterte nicht nur ihren großen Kreis an Patienten, sondern auch missionarisch tätige Menschen in aller Welt. Noch nach ihrem Tod erhielt sie die wichtigste medizinische Auszeichnung Südafrikas. 

„Ich sah ein paar Kinder vorbeikriechen und dachte, sie wären beim Spielen. Aber es war ernst; die kleine fünfjährige Sinina hatte Kinderlähmung gehabt und konnte sich nur kriechend fortbewegen. Trotzdem brachte sie ihren zweijährigen Bruder, einen Keuchhusten-Patienten. (…) Wieviel Natürlich-Gutes steckt doch in diesen einfachen Leuten!“

Johanna Decker in einem Brief, 1959

Quellen- und Literaturhinweise

Balling, Adalbert Ludwig: Keine Götter, die Brot essen. Würzburg, 2001 

Dr.-Johanna-Decker-Schulen der Armen Schulschwestern v. U. L. Fr. (Hrsg.): 150 Jahre Gymnasium und Realschule der Armen Schulschwestern v. U. L. Fr. in Amberg. Amberg, 1989